Lohengrin

Lohengrin.

Lohengrin von Richard Wagner wurde 1850 in Weimar uraufgeführt. Neben dem Libretto der Oper enthält dieser Band weitere Abhandlungen zur Geschichte des Lohengrin, der Oper im Allgemeinen, sowie eine Inhaltsangabe.

Lohengrin

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Format: Taschenbuch.

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Historischer Hintergrund des Lohengrin (aus Wikipedia):

Als letztes seiner Werke trägt Wagners Lohengrin die Gattungsbezeichnung „Romantische Oper“, und nur in ihm kollidieren Geschichte und Mythos unmittelbar miteinander. Das mythische Geschehen ist in eine historische Rahmenhandlung eingebettet und genau auf das Jahr 933 datierbar, in dem König Heinrich I. bei Ritteburg an der Unstrut die Ungarn besiegte. Heinrichs Ansprache im 1. Akt bezieht sich auf die von Widukind von Corvey überlieferte Rede des Königs an das sächsische Volk. Wagner hat sie nach Antwerpen verlegt, um das historische Geschehen mit der Legende vom Schwanenritter verbinden zu können, deren Ursprung im Niederrheinischen liegt. Ein autonomes Herzogtum Brabant hat es damals noch nicht gegeben. Da Heinrich I. bei diesem Feldzug alle zerstrittenen ostfränkischen Stämme einigen konnte, wurde er zu Wagners Zeit von der liberal-demokratischen Nationalbewegung als Wegbereiter eines geeinten deutschen Reichs verehrt und gegen die reaktionäre Politik Metternichs in Stellung gebracht. Wagner nennt Heinrich sogar anachronistisch „Deutscher König“, als Bühnenfigur spricht dieser vom „Deutschen Reich“, beides Titel, die es 933 noch nicht gab, Heinrich I. war vielmehr „König der östlichen Franken.“

Da Wagner auf radikal-demokratischer Seite 1848/49 an der Revolution in Dresden teilnahm, ist dieser Zusammenhang ein Schlüssel zur Deutung der Oper, ebenso wie Wagners theoretische Schriften, die zeitgleich mit dem Lohengrin entstanden sind. So findet sich die Vermischung von Mythos und Geschichte schon in der Schrift „Die Wibelungen. Weltgeschichte aus der Sage“ (1848), in welcher Wagner die damals aktuelle indogermanische Sprachforschung rezipierte, In den „Wibelungen“ dienen mythische Überlieferungen nicht als Ausgangspunkt für die Rekonstruktion historischer Ereignisse, sondern die historischen Ereignisse sind umgekehrt nur das Rohmaterial, mit dessen Hilfe Wagner zum überzeitlichen, mythischen Kern des „Reinmenschlichen“ durchdringen will. Außerdem versucht er dort einen paradoxen, nämlich „kosmopolitischen“ Nationalismus bei den Deutschen nachzuweisen: in den Deutschen habe sich das Übernationale, das „Reinmenschliche“ am reinsten erhalten, weshalb Wagner sich gerade von den Deutschen im Vorfeld der Revolution die Regeneration Europas versprach.

Des Weiteren gehört Wagners Dramenentwurf „Jesus von Nazareth“ in das gedankliche Umfeld des Lohengrin, denn hier wird der historische Jesus vom dogmatisierten Jesus der Kirche getrennt und erhält einen revolutionären Anstrich. Ludwig Feuerbachs materialistische Schrift Das Wesen des Christentums und David Friedrich Strauß´ Das Leben Jesu waren hier seine Stichwortgeber. Aus dieser Perspektive muss die christliche Symbolik des Lohengrin gesehen werden: Wagner stellt die christlichen Symbole (z.B. den Gral) den heidnischen Mythen gleichwertig an die Seite, sie sind wie bei Feuerbach von der Sehnsucht projizierte Urbilder der gesamten Menschheit. 1853 erläuterte Wagner das Lohengrin-Vorspiel und die Entstehung des Gralsmythos dementsprechend als Projektionsfläche menschlicher Sehnsüchte „aus der öden Sorge für Gewinn und Besitz, der einzigen Anordnerin alles Weltverkehrs…“

Dies alles, also die romantische Indologie, die materialistische Religionskritik Feuerbachs, die angebliche Sonderrolle des deutschen „Urvolks“ (so hieß es schon bei Fichte und „Turnvater“ Jahn) und die Kapitalismuskritik des Vormärz (Wilhelm Weitling, Marx und Engels) gehen bei Wagner eine sonderbare Mischung ein: Der Kapitalismus, egoistisches Machtstaatsdenken und das von der historischen Entwicklung deformierte Christentum haben in den Schriften Wagners aus dieser Zeit zu dem Zustand geführt, dessen Entsprechung im Lohengrin die politische Krise ist, die der Zuschauer zu Beginn der Oper in dem führungslos gewordenen Herzogtum Brabant vorfindet. Sie macht das politische Eingreifen Heinrichs I. und das mythische Eingreifen des Schwanenritters nötig. Letzterer ist bei ihm keine rundum positive Figur und scheitert – wie vor ihm schon der Volksheld Rienzi – an einer von Ortrud eingefädelten Intrige. Das lässt auf den politischen Pessimismus des zukünftigen Revolutionärs Wagner schließen. Ortrud mag mit ihrem archaischen Götterglauben ein Sinnbild der politischen Reaktion im Vormärz darstellen, Elsas bzw. Lohengrins Scheitern nimmt das Scheitern der politischen Utopien von 1848/49 voraus.

 

(Der Text des letzten Abschnitts wurde der deutschen Wikipedia entnommen und ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar.)

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