Sonette

Sonette.

Ein Gedichtband mit über 150 Sonetten des Dichters William Shakespeare.

Sonette

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Format: Taschenbuch.

Sonette.

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Zum Inhalt der Erstausgabe (aus Wikipedia):

Inhaltlich wenden sich die Sonette 1 bis 126 offensichtlich an einen jungen Mann, auch wenn nicht in allen 126 dies grammatisch völlig klar ist, ein völlig neuer Einfall in der Geschichte der lyrischen Tradition seit Petrarca. War in dieser Art des Dichtens immer eine engelschöne unerreichbare Frau Gegenstand sowohl der liebenden Verehrung wie der daraus entstehenden Gedichte, so beendete Shakespeare diese Konvention durch eine Provokation, deren Sprengkraft bis heute wirkt, d. h. einen Teil der fortgesetzten Wirkung dieses Zyklus bis heute erklärt. Shakespeares „fair boy“ ist zugleich scheinbarer homoerotischer Geliebter als auch, wie die „madonna angelicata“, ein Liebesziel, das sexuell gar nicht erreicht werden soll.

In den Sonetten 1 bis 17 gehen die Appelle an den jungen Mann dahin, einen Nachkommen zu erzeugen, um so seine „Schönheit“ weiterzugeben und gleichsam „unsterblich“ zu werden; sie werden deshalb auch die „Prokreations“-Sonette genannt. Diese Unsterblichkeitsidee wird im Sonett 18, dem bekanntesten von allen, auch programmatisch an die Tätigkeit des Dichters geknüpft: „So long as men can breathe or eyes can see, / So long lives this, and this gives life to thee“; diese Idee ist einer der Hauptgedanken der Sonette, der immer wieder auftaucht.

In Sonett 20 wird förmlich eine androgyne Version der angeredeten Person entworfen: “A woman’s face, with Nature’s own hand painted / Hast thou, the master-mistress of my passion.” In diesem Akt geistreicher Parodie gibt Shakespeare seine klare Absicht zu erkennen, die petrarkistische Tradition in der Tat zu sprengen, indem er sie mit ihren eigenen Mitteln gleichsam ad absurdum führt und eben dadurch Raum für eine wirkliche Beziehungsdebatte schafft, die dem Petrarkismus fehlt, – eine Innovation, die durchaus mit den Neuerungen in seinen Dramen vergleichbar ist.

Andere Themen sind das Altern, die Furcht vor Liebesverlust, die Eifersucht u.v.m., im Ganzen wird eine Liebeskasuistik ausgebreitet, die bis dahin ohne jedes Beispiel ist; auch der deutsche Minnesang und die englischen Zeitgenossen haben derlei noch nicht formuliert. Zusätzlich mischen sich immer wieder Aussagen ein, die mit der Liebe wenig zu tun haben, sondern persönliche Schicksalsklage (Sonett 29) oder allgemeine Weltklage (Sonett 66) sind und jeweils erst im Schluss-Couplet zum Liebesdialog zurückfinden. Auch werden sehr oft deutliche poetologische Erörterungen vorgenommen, etwas, das allerdings schon bei Petrarca in dessen Canzoniere vorgezeichnet ist, dort z.B. in den Sonetten 27 und 32 sowie im Canzone 53.

Dem Zweck der Hinwendung zu einer „modernen“ Liebeslyrik dient auch die Erschaffung einer provozierenden „dark lady“, die ab der Sonett-Nummer 127 im Mittelpunkt steht. Der „fair lady“, die bereits durch einen „fair boy“ ersetzt ist, stellt der Dichter nun eine „dark lady“ als seine irdische Geliebte gegenüber. Es ist wiederholt von schierer Sexualität die Rede, – eine Unmöglichkeit im bisherigen Sonetten-Diskurs auch noch bei Shakespeares Vorläufern und Zeitgenossen, etwa bei Sir Philip Sidney, Samuel Daniel oder Michael Drayton. Auch die krasse Deutlichkeit, mit der diese Sexualität zuerst benannt und dann abgelehnt wird, verwundert – wie in Sonett 129: „The expense of spirit in a waste of shame / Is lust in action; and till action, lust / Is perjured, murderous, bloody, full of blame, / Savage, extreme, rude, cruel, not to trust“.

Als programmatisch kann man in diesem Teil des Werks Sonett 130 ansehen, in dem das Gegenbild zur unerreichbaren Schönen durch eine scheinbar „hässliche“ Person, die aber eben deshalb die erotische Geliebte des Dichters ist, entworfen wird: „My mistress’ eyes are nothing like the sun / Coral is far more red, than her lips red […] I love to hear her speak, yet well I know, / That music hath a far more pleasing sound […] I grant I never saw a goddess go – / My mistress when she walks treads on the ground“. Shakespeares Lyrik steht plötzlich auf einem realen Boden, der im Petrarkismus nie betreten wurde; in Sonett 151 geht der Dichter gar bis zu pornographischen Anspielungen.

Man sollte dennoch die Sonette Shakespeares nicht als Liebesgedichte im einfachen, modernen Sinn betrachten. Der Grund ist, dass sie sich noch innerhalb eines spezifischen lyrischen Diskurses befinden, dem Petrarkismus. Dies ist ein lyrisches Sprechen, das sich, dem mittelalterlichen Minnesang vergleichbar, im gesellschaftlichen Raum, nicht in der Intimität zweier Liebender abspielt. Der angeredete junge Mann ist Projektion eines Liebesideals, nicht eines Einzelnen. Es kommt hinzu, was Stephen Greenblatt “self-fashioning” genannt hat. Der petrarkistische Sonett-Dichter stilisiert nicht nur sein Gegenüber, sondern auch sich selbst, und dies in Konkurrenz zu seinen dichtenden Mit-Sonettisten.

Vergleichbar Walther von der Vogelweide, einem anderen „Vollender“ und „Überwinder“ eines poetischen Diskurses, dem des deutschen Minnesangs, in dessen Zeichen er ursprünglich angetreten war, – vollendet und überwindet auch Shakespeare den Petrarkismus, 400 Jahre nach Walther. Es fällt dabei auf, wie sich die Mittel dieses Überwindens bei beiden Dichtern gleichen: Abwendung vom standardisierten und Hinwendung zum persönlichen Reden, dessen wesentliche Mittel Parodie, Humor und poetologische Nachdenklichkeit sind. Auch wird das wichtigste Mittel der abendländischen Liebes-Lyrik, das Vergleichen in allen seinen Formen (s. a. Metapher) von Shakespeare in Frage gestellt und durch völlig neue rhetorische Mittel ergänzt.

 

(Der Text des letzten Abschnitts wurde der deutschen Wikipedia entnommen und ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar.)

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