Die Schneekönigin (Deutsche Neuübersetzung)

Die Schneekönigin (Deutsche Neuübersetzung) – Hans Christian Andersen

Die Geschichte von der Schneekönigin gehört zu Andersen längsten und beliebtesten Erzählungen. Sie erzählt die Erlebnisse der beiden Kinder Kai, der von der Königin entführt wird, und Gerda, die alles dafür aufgibt, um ihn zu suchen und zu retten. Auf ihrer Reise erlebt Gerda einige Abenteuer, die sie aber nicht von ihrem Ziel abbringen.

Die Schneekönigin (Deutsche Neuübersetzung)

Die Schneekönigin (Deutsche Neuübersetzung).

Format: eBook.

Die Schneekönigin (Deutsche Neuübersetzung).

ISBN: 9783849654269.

 

Auszug aus dem Text:

 

In einer großen Stadt voller Häuser und Menschen gibt es keinen Platz für Gärten, die Menschen müssen sich stattdessen mit Topfblumen zufriedengeben. In einer dieser Städte lebten zwei Kinder, denen es gelang, anstelle eines Gartens etwas Größeres als einen Blumentopf zu haben. Sie waren zwar nicht Bruder und Schwester, aber sie mochten sich genauso sehr, als ob sie es gewesen wären. Ihre Eltern lebten einander gegenüber in zwei Wohnungen im Dachgeschoss. Das Dach des einen Hauses berührte das Dach des nächsten, es passte nur die Regenrinne dazwischen. Sie hatten beide jeweils ein kleines Gaubenfenster, und man musste nur über die Rinne treten, um von einem Haus zum anderen zu gelangen. Beide Eltern hatte jeweils einen großen Blumenkasten, in dem sie Küchenkräuter und einen kleinen Rosenstock züchteten. In jedem Kasten war einer, und beide wuchsen prächtig. Dann fiel es den Eltern ein, die Kästen von Haus zu Haus über die Rinne zu schieben, so dass sie aussahen wie zwei Blumenbänke. Die Erbsenranken hingen über die Ränder der Kästen hinaus, und die Zweige der Rosen wurden immer länger und wanden sich um die Fenster herum. Es sah fast aus wie ein grüner Triumphbogen. Die Kästen waren hoch oben, und die Kinder wussten, dass sie nicht hochklettern durften; aber oft stellten sie ihre kleinen Hocker unter die Rosenstöcke und spielten dort herrliche Spiele. Natürlich beendete der Winter diese Vergnügungen. Die Fenster waren oft mit Rauhreif bedeckt; dann erwärmten sie Kupfergefäße auf dem Herd und stellten sie vor die gefrorenen Scheiben, wo schöne, runde Gucklöcher entstanden. Dann schaute jeweils ein leuchtendes Auge durch diese Löcher, eines aus jedem Fenster. Der Name des kleinen Jungen war Kai, und das kleine Mädchen hieß Gerda.

Im Sommer waren sie nur einen Katzensprung voneinander entfernt, aber im Winter mussten sie die ganzen Treppen hinunter- und im anderen Haus wieder hinaufgehen, und draußen waren Schneeverwehungen.

“Schaut! Die weißen Bienen schwärmen”, sagte die alte Großmutter.

“Haben sie auch eine Bienenkönigin?”, fragte der kleine Junge, denn er wusste, dass es unter den echten Bienen eine Königin gab.

“Ja, in der Tat, das haben sie”, sagte die Großmutter. “Sie fliegt dort, wo der Schwarm am dichtesten ist. Sie ist die größte von allen, und sie bleibt nie auf dem Boden. Sie fliegt immer wieder hinauf in den Himmel. In manchen Winternächten fliegt sie durch die Straßen und schaut durch die Fenster, und dann erstarrt das Eis auf den Scheiben zu wunderbaren Mustern, die aussehen wie Blumen.”

“Oh, ja, solche haben wir gesehen”, sagten beide Kinder, und wussten so, dass es wahr war.

“Kann die Schneekönigin hier reinkommen?”, fragte das kleine Mädchen.

“Lass sie einfach kommen”, sagte der Junge, “und ich werde sie auf den Herd stellen, wo sie schmelzen wird.”

Aber die Großmutter strich ihm durchs Haar und erzählte ihm noch ein paar Geschichten.

Am Abend, als der kleine Kai zu Hause und halb ausgezogen war, schlich er sich auf den Stuhl am Fenster und schaute aus dem kleinen Guckloch. Ein paar Schneeflocken fielen, und eine davon, die größte, blieb am Rand des Blumenkastens liegen. Sie wurde immer größer, bis sie zur Gestalt einer Frau wurde, die in ein feines, weißes Gewand gekleidet war, das aus Millionen sternförmiger Schneeflocken zu bestehen schien. Sie war zierlich und schön, aber ganz aus Eis – glitzerndem, schillerndem Eis. Dennoch lebte sie, und ihre Augen strahlten wie zwei helle Sterne, und es war keine Ruhe oder Frieden darin. Sie nickte zum Fenster und winkte mit der Hand. Der kleine Junge hatte Angst, sprang vom Stuhl herunter und glaubte, dass ein großer Vogel am Fenster vorbeigeflogen war. Der nächste Tag war hell und frostig, und dann kam das Tauwetter – und danach der Frühling. Die Sonne schien, grüne Knospen blühten auf, die Schwalben bauten ihre Nester, und die Menschen begannen, ihre Fenster zu öffnen. Die kleinen Kinder konnten wieder in ihrem Dachgarten spielen. Die Rosen standen in diesem Sommer in herrlicher Blüte; das kleine Mädchen hatte ein Kirchenlied gelernt, und der Text drehte sich um Rosen, was sie an ihre eigenen denken ließ. Sie sang es dem kleinen Jungen vor, und dann sang er es mit ihr:

“Wo Rosen das blumige Tal versüßen.

Da, Jesuskind, wollen wir dich grüßen!”

…..

 

 

Dieser Beitrag wurde unter A, Andersen-Hans Christian, Meisterwerke der Literatur veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.