Briefe

Briefe – Innozenz I.

Papst Innozenz I. war von 401 bis zu seinem Tod am 12. März 417 Bischof von Rom. Er könnte der Sohn seines Vorgängers Anastasius I. gewesen sein. Von Beginn seines Pontifikats an galt er als Schlichter kirchlicher Streitigkeiten im Osten und im Westen. Er bestätigte die Vorrechte des Erzbischofs von Thessaloniki und erließ ein Dekret über Disziplinarangelegenheiten, die ihm vom Bischof von Rouen vorgelegt wurden. Er verteidigte den im Exil lebenden Johannes Chrysostomus und beriet sich mit den Bischöfen Afrikas in der Pelagianischen Kontroverse, wobei er die Beschlüsse der afrikanischen Synoden bestätigte. Der katholische Priester und Gelehrte Johann Peter Kirsch beschrieb Innozenz 1500 Jahre später als einen sehr energischen und hochbegabten Menschen, “…der die Pflichten seines Amtes in bewundernswerter Weise erfüllte.” Dieser Band enthält eine Auswahl seiner wichtigsten Briefe.

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Briefe.

Format: eBook/Taschenbuch

Briefe

ISBN eBook: 9783849660642

ISBN Taschenbuch: 9783849667689

 

Auszug aus dem Text:

1. Brief des P. Innocentius an Anysius, Bischof von Thessalonich, v. J. 4022

Inhalt.

Innocentius zeigt seine Besteigung des päpstlichen Stuhles dem Bischofe Anysius an und bestätigt ihm dieselben Rechte über die Kirchen Illyriens, welche er schon von Anastasius und dessen Vorgängern erhalten hatte.

 Text

Dem geliebtesten Bruder Anysius (sendet) Innocentius (seinen Gruß).

Nachdem Christus, unser Gott, den Bischof Anastasius heiligen Andenkens, wenngleich schnell, zu sich zu berufen sich gewürdigt, indem er seine Verdienste für so zahlreich und groß erachtete, daß sie das Verweilen in der menschlichen Gesellschaft schon überragten durch die Reinheit seines Lebens und durch die Überfülle der Weisheit, mit welcher er das Volk Gottes in aller Strenge der kirchlichen Gewalt leitete, wurde, damit seine Kirche auch nicht eine Weile ohne Führung des Leiters sei, sogleich nach seiner Barmherzigkeit, unter Zustimmung der heiligen Priester, des ganzen Klerus und Volkes mit (jenem) Frieden, welchen Gott bei seiner Rückkehr in den Himmel der Kirche zu schenken sich würdigte, ich an seine Stelle ordinirt; es ist billig, daß du, theuerster Bruder, Dieß erfährst und ich die erste Nachricht nur dem besten und in Gott stets treu arbeitenden Manne schnell mittheile. Haben doch schon so viele und so große Männer, meine Vorgänger im Bischofsamte, nemlich Damasus heiligen Andenkens, Siricius und der oben genannte Mann, dir so viel (Vertrauen und Ehre) erwiesen, daß sie über alle Angelegenheiten jener Theile deiner Heiligkeit, welche der Gerechtigkeit voll ist, die Kenntnißnahme übergaben; daß auch meine Wenigkeit dieses Urtheil festhalte und desselben Willens sei, magst du (hiemit) geziemend erfahren. Es wäre auch nicht billig, daß ich gegen das Urtheil so vieler vortreffticher Männer, deren Nachfolger ich bin, Etwas unternehmen würde, oder daß deinem Verdienste, für welches (jene) ausgezeichneten Männer die so große Gunst eines solchen Ansehens verliehen haben, irgend ein Abbruch geschehen sollte. Deßhalb halte ich mir gegenwärtig, daß ich erkenne, auch meiner Wenigkeit sei eben Dasselbe vorbehalten, daß ich mit gleichem Urtheile und in ähnlicher Form den Guten ebenso wie deiner Liebe das zutheile, was du verdienst.

2. Brief des P. Innocentius an Victricius, Bischof v. Rouen. v. J. 4043

Einleitung

Wie wir aus einem Briefe (37. n. 1.) des Bischofes  Linus von Nola an Victricius erfahren, war dieser nach Rom gekommen, um sich wegen einer gegen ihn verleumderisch erhobenen Anklage zu rechtfertigen; bei dieser Gelegenheit wahrscheinlich erbat er sich vom Papste die Vorschriften für die Regierung der Kirche und Reinerhaltung der Disciplin, welche ihm dieser, nachdem er sie großentheils aus den Verordnungen früherer Päpste zusammenstellen ließ, in diesem Schreiben zusandte, welches wegen der vielen und umfassenden darin enthaltenen Kirchenvorschriften häufig auch „das Buch der Regeln” genannt wird. Vieles ist darin besonders aus dem 5. Briefe des P. Siricius4 wiederholt. Echtheit und Datum unseres Briefes ist durch viele und alte Sammlungen verbürgt; er gehört dem J. 404 an. Er erscheint in den verschiedenen Samnlungen in eine verschiedene Zahl von Capiteln mit eigenen Titeln und Summarien eingetheilt; hier folgt er nach der Nummerneintheilung des Coustant.

Text.

1. Der Papst sendet dem Victricius dieses „Buch der (kirchlichen) Regeln”. damit er die Ordnung der römischen Kirche kennen lerne und sie den benachbarten Kirchen mittheile.

Innocentius (sendet) dem Victricius,5 Bischofe von Rouen, (seinen) Gruß.

Obwohl dir, theuerster Bruder, nach dem Verdienste und der Würde deines Priesterthums, worin du so sehr hervorragst, alle kirchlichen Vorschriften über den Lebenswandel und das Lehramt bekannt sind und es Nichts gibt, was dir von den heiligen Lehren minder verständlich6 erschiene, so habe ich doch, weil du die Norm und Ordnung der römischen Kirche dringend verlangtest, in bereitwilligster Erfüllung deines Wunsches, die Vorschriften des Lebens und guter Sitten, geordnet und meinem Schreiben angeschlössen übersendet, damit die Völker der Kirchen euerer Gegend erfahren, wodurch und durch welche Regeln das Leben der Christen nach dem Stande eines Jeden geordnet werden solle, und welche Disciplin in den Kirchen der Stadt Rom befolgt werde. Deine Liebe wird es übernehmen, in den benachbarten Gemeinden und bei unseren Mitpriestern, welche in jenen Gegenden ihren eigenen Kirchen vorstehen, dieses Regelbüch als Lehr- und Ermahnungsbuch unablässig an’s Herz zu legen, damit sie sowohl unsere Sitten kennen lernen als auch die der im Glauben Übereinstimmenden durch unermüdeten Unterricht darnach zu bilden vermögen. Denn sie werden entweder aus unserer übereinstimmenden Belehrung ihr eigenes Vorhaben erkennen oder, wenn vielleicht noch Etwas zu wünschen übrig wäre, dieß leicht aus der Nachahmung des Guten ergänzen können.

2. Der Papst erachtet es für seine Pflicht, die von ihm zur Hebung der vernachlässigten Ordnung erbetenen Vorschriften mitzutheilen.

Beginnen wir also unter dem Beistande des hl. Apostels Petrus, durch welchen der Apostolat und Episkopat in Christus seinen Anfang genommen, auf daß, weil sich häufig solche Fälle ergaben, welche bei so Manchen nicht Fälle, sondern Verbrechen waren, fernerhin ein jeder Priester derart für seine Kirche Sorge trage, wie es der Apostel Paulus lehrt,7 daß die Kirche Gottes darzustellen sei ohne Ma-kel, ohne Runzel, damit unser Gewissen nicht durch den Hauch  eines räudigen Schafes befleckt und verletzt werde. Wegen Derjenigen also, welche entweder aus Unwissenheit oder Nachlässigkeit die kirchliche Disciplin nicht beobachten und Vieles, was nicht unternommen werden sollte, unternehmen, hast du mit Recht verlangt, daß in jenen Theilen dieselbe Ordnung, welche die römische Kirche beobachtet, befolgt werde. Nicht als ob damit neue Vorschriften angeordnet würden, sondern weil wir wünschen, daß, was durch die Trägheit Einzelner vernachlässigt wurde, von Allen beobachtet werde, was doch durch die Überlieferung der Apostel und Vater festgesetzt ist. Ist ja an die Thessalonicenser geschrieben, nach der Mahnung des Paulus:8 „Stehet fest und haltet an unseren Überlieferungen, welche ich euch gelehrt habe, es sei durch Wort oder einen Brief.” Das muß doch gewiß deinen Geist ganz besonders beschäftigen, daß du, frei von jeder Makel dieser Welt, sicher vor dem Angesichte Gottes befunden wirst. Denn, wem Vieles anvertraut ist, von dem wird mehr gefordert9 bei größerer Strafe.10 Weil wir also nicht nur für uns, sondern auch sür das Volk Christi Rechenschaft abzulegen haben, müssen wir das Volk in der göttlichen11 Lehre unterrichten. Denn es gab Einige, welche, die Anordnungen der Vorfahren nicht beobachtend, die Reinheit der Kirche durch ihren Frevel verletzten, weil sie die Gunst des Volkes liebten, Gottes Gericht aber nicht fürchteten. Damit wir also durch unser Schweigen Jenen nicht beizustimmen scheinen, nach dem Worte des Herrn:12 „Du sahst den Dieb und liefst mit ihm,“ folgt nun, was in Zukunft im Hinblick auf das göttliche Gericht ein jeder katholische Bischof befolgen soll.

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