Der Venusinenreim

Der Venusinenreim – Max Dauthendey

Eine schalkhaft-heroische Liebesmär in zwölf Reimen. Dauthendey gehört zu den bedeutendsten Vertretern des Impressionismus in Deutschland. Sein Werk hat einen festen Platz in der Literatur.

Der Venusinenreim

Der Venusinenreim.

Format: eBook

Der Venusinenreim.

ISBN eBook: 9783849655051

 

 

Auszug aus dem Text:

Venusinens Toilette, Schuhe, Korsette und Leberflecken

 

Prächtig sind die Tiere,
Die nichts sündig finden,
Leben ihrer Liebe,
Sterben und verschwinden.

Eitler doch als Pfauen
Sind die Menschenseelen
Und verbreiten Grauen.

Götterdämm’rung herrschte
Auf der Erde Trachten,
Denn die Götter konnten
Keinen Mensch mehr achten,

Hielten sich verborgen,
Nahmen mit die Freuden,
Seufzen blieb und Sorgen.

In dem Hörselberge
Saß Frau Venusine
Tausend Jahr in Tränen
Und mit müder Miene.

Endlich aber fühlte
Sie die Zeit gekommen,
Die die Nacht fortspülte.

Alte Sitt’ und Weisen
Gehen dann in Sprüngen,
Wenn die Götter kreisen
Und sich selbst verjüngen.

Denn auch ihrer Dauer
Liegt der Tod am Wege,
Sitzt die Zeit als Mauer.

Blühend unter Schmerzen
Schrie Frau Venusine:
»Menschen, tote Tiere
Seid ihr ohne Minne!

Geist macht kaltes Dürsten.
Euch gilt heut die Liebe
Gleich den Pferdfleischwürsten.

Kindlich seid ihr Menschen,
Kindlich im Erfinden.
Denn ihr wollt die Liebe
Durch die Tinte binden.

…..

 

 

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