Schmugglerfahrten im malaiischen Archipel

Schmugglerfahrten im malaiischen Archipel – Ferdinand Emmerich

In diesem Band erzählt der deutsche Erlebnis- und Abenteuerschriftsteller von seinen Fahrten mit den Schmugglern, die in der malaiischen Inselwelt zu Beginn der 20. Jahrhunderts aktiv waren.

Schmugglerfahrten im malaiischen Archipel

Schmugglerfahrten im malaiischen Archipel.

Format: eBook

Schmugglerfahrten im malaiischen Archipel.

ISBN: 9783849653002

 

Auszug aus dem ersten Kapitel:

 

Bei unserer Rückkehr aus den Bergen war der kleine Küstendampfer eben abgefahren. Unmutig standen wir auf dem Felsenvorsprung, der in dem Hafenort Pariti, auf der Insel Timor, den einzig möglichen Anlegeplatz bildet. Unsere Blicke verfolgten sehnsüchtig die Rauchfahne des Schiffes, dessen vorzeitige Abfahrt uns für drei lange Wochen an ein Dorf bannte, in dem wir kaum auf ein für Europäer zugeschnittenes Unterkommen rechnen durften.

Da ich eigentlich die Ursache unseres verzögerten Eintreffens war, mußte ich meinen Grimm hinunterwürgen. Mein Kamerad aber ließ seinem Zorne freien iauf. Ein kerniger deutscher Rraftausdruck leitete eine Flut von holländischen Unmutsbezeichnungen ein, die im Handumdrehen sämtliche Müßiggänger des Ortes, und das waren wohl alle Bewohner, an unsere Seite brachten.

Ein verschmitzt dreinschauender Malaie wagte die Frage: »wollen die Herren nach Kupang (so heißt der Haupthafen der Insel)?«

»Nein, nach Mataru auf Allor!« entgegnete ich.

Der Malaie pfiff durch die Zähne, besann sich eine Weile und sagte dann:

»Das ist nicht möglich!«

»Was?« fragte ich. »Daß wir nach Allor hinüber wollen?«

»Daß ich mit meiner Prau die Herren fahre.«

»Eine Prau hast du?« fiel jetzt mein Gefährte eim »Und das sagst du uns erst jetzt? Wir mieten dein Boot, vorwärts, wo liegt es?«

Diese in gutem Malaiisch gesprochenen Worte zeigten dem Malaien, daß er es mit einem Weißen zu tun hatte, der auf den Inseln zu Hause war. Er witterte einen der holländischen Beamten, die damals bereits auf dem portugiesischen Timor festen Fuß faßten. Den durfte er sich nicht zum Feinde machen.

»Mein Fahrzeug gehört nicht mir, Tuwán,« erwiderte er ausweichend. »Ich muß noch heute nach Kupang zurückkehren. Dorthin nehme ich die Herren gern mit, wenn es Ihnen angenehm ist.«

Da wir in dem größeren Orte eher auf eine uns zusagende Wohnung rechnen durften, gingen wir aus das Anerbieten ein. Etine halbe Stunde später schwammen wir bereit« auf der herrlichen Bai, die von der Hauptstadt ihren Namen entlehnt.

Während der Fahrt suchte unser Barkenführer sich Gewißheit über unsere Persönlichkeiten zu verschaffen. Da wir bald die Unterhaltung in deutscher Sprache wieder aufgenommen hatten, schwanden seine Befürchtungen, Er prüfte uns dagegen auf die Möglichkeit einer Ausbeutung. Eine mit vollen Segeln vor dem Winde dahinrauschende Dschunke bot den Anknüpfungspunkt. Der Malaie tauschte Zeichen mit der Besatzung und ließ so nebenbei die Worte fallen:

»Die fährt nach der Insel Allor. wenn wir Glück haben, treffen wir auch die andern Dschunken noch, die morgen nach der Kalabahibucht abgehen.«

»Nehmen die Dschunken denn Fahrgäste mit?« fragte ich arglos.

»Gegen gute Bezahlung werden sie sich kaum weigern, die Herren in Mataru an Land zu setzen, wenn die Herren befehlen, versuche ich den Kapitän dazu zu überreden.« …..

 

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