Theaterwerke

Theaterwerke – Otto Ludwig.

Otto Ludwig war ein deutscher Schriftsteller. Dieser Band beinhaltet drei Werke für die Bühne, nämlich “Das Fräulein von Scuderi”, “Der Erbförster” und “Die Makkabäer.”

Theaterwerke

Theaterwerke.

Format: eBook

Theaterwerke.

ISBN eBook: 9783849656348.

 

Auszug aus “Der Erbförster”:

 

Erster Auftritt.

Man hört in der Szene Musikanten ein Stückchen blasen.

Weiler, langsam sich umsehend, durch die Mittelthür; die Försterin, zugleich geschäftig von links. Dann Andres, Wilhelm, zuletzt Marie.

FÖRSTERIN. Da sind die Musikanten schon. Wo hab’ ich nur den Kellerschlüssel? Die Musik muß zu trinken haben. – Der Weiler?

WEILER. Der Weiler. Wo ist denn der Alte? Der Förster?

FÖRSTERIN. Mein Mann? Ist er nicht draußen?

WEILER. Von wegen mit den Holzhauern. –

FÖRSTERIN. Kann Er nicht warten?

WEILER. Warten? Behüte. Alle Hände voll zu thun.

FÖRSTERIN. So mach’ Er, daß Er fortkommt.

WEILER sehr ruhig Tabak in seine kurze Tonpfeife stopfend. Ja.

FÖRSTERIN. Sollt’ er vielleicht schon mit dem Herrn Stein –

WEILER. Ja; Sand gestreut schon am Dienstag. Und die Guirlanden draußen an der Thür – Heut ist doch gar die Verlobung vom Herrn Robert Stein und der Jungfer Marie? Da wird die Freundschaft noch erst recht dick werden, wenn’s heißt: »Der Herr Schwiegervater Stein«. Und das ist noch nicht einmal alles. Der Stein hat nun auch das Gut gekauft, worauf der Ulrich Förster ist. Der dicke Advokat aus der Stadt hat’s gestern richtig gemacht. Und der Stein ist heut als Herr von Düsterwalde aus seinem Bett gestiegen.

FÖRSTERIN. Hier den Tisch –

WEILER indem sie den Tisch zusammen tragen, auf der linken Seite. Wird’s der Ulrich gut kriegen, nun sein alter Freund sein Herr geworden ist und noch obendrein sein Schwiegervater wird.

FÖRSTERIN. Weiter nach dem Ofen zu. Noch einer muß herein.

WEILER in sich hineinlachend. Wahre Kesselflicker die beiden, der Stein und der Ulrich. Alle Tag einmal Zank.

FÖRSTERIN. Warum nicht gar Zank? Scherz ist’s. Geschäftig hinaus, gleich darauf wieder herein.

WEILER hinter ihr her gestikulierend bis an die Thür. Scherz? Da hat sich’s. Der eine hitzig, der andre eigensinnig. Seit sich’s um den Kauf handelt, da ist das Durchforsten der tägliche Zankapfel. Die reichen Leute wollen doch immer auch was verstehn, wenn’s auch nichts ist damit. Da meint der Stein, wenn er allemal die andere Reihe Bäume wegschlüg’ im Wald, da bekäm’ die erste mehr Licht und mehr Platz zum Wachsen. Kann auch sein, daß der Buchjäger das aufgestöbert hat in einem alten Buch. Aber damit kommt er dem Ulrich schön an. Noch vorgestern denk’ ich, sie fressen einander auf, daß von keinem was übrigbleibt. Der Stein: »Es wird durchforstet.« Der Förster: »Es wird nicht durchforstet.« Der Stein: »Aber es wird durchforstet.« Der Förster: »Aber es wird nicht durchforstet.« Der Stein: »Aber es wird durchforstet.« Der Förster: » Aber es wird nicht durchforstet.« Der Stein auf; den Rock zu, zwei Knöpfe auf einmal, zwei Stühle über den Haufen gerannt und – fort. Ich, denk’ ich, nun wird’s doch einmal aus sein mit der Freundschaft? Ja, prosit Mahlzeit! Das war vorgestern nacht, und gestern früh – kaum war’s Tag – wer da vom Schloß daher gepfiffen kommt und an des Försters Fenster pocht, als wär’ nie nichts passiert – das ist der Stein. Und wer schon eine Viertelstunde gewartet hat und drin sein »Gleich!« unter dem weißen Schnauzbart hervorschnarcht – das ist der Ulrich. Und nun miteinander hinaus, mir nichts, dir nichts – in den Wald – als wär’ nie nicht kein Zank gewest. Und das fällt auch keinem Menschen mehr auf. Nachts gezankt und früh miteinander in den Wald – als müßt’s so sein. Aber macht er’s denn mit seinem Jungen anders, der Stein? mit dem Robert? Der Stein? Hat der nicht schon ein halbdutzendmal fortgewollt? Und hernach ist er wieder zu gut. Konfuse Wirtschaft das! Während des letztern ist er Schritt vor Schritt vor dem Tisch zurückgewichen, den Andres und Wilhelm hereingetragen bringen und an den bereits zur Linken stehenden Tisch fügen, der in der Richtung von der Rampe nach dem Hintergrunde steht.

FÖRSTERIN. Hierher. So. Und nun Stühle, Jungens. Aus der obern Stube. Der Weiler könnte wohl –

Andres und Wilhelm ab.

WEILER pressiert, indem er sich zum Gehen fertig macht. Wenn er nicht die Hände voll zu thun hätte, der Weiler! Draußen mit den Holzmachern – dann wegen des Tannensamens und von wegen mit dem Salz – da – ich kann nicht zu Gedanken kommen vor der Arbeit. Und der Alte – Gebärden, Ulrichs Strenge andeutend.

FÖRSTERIN. Na; ich will nicht schuld sein, wenn Er etwas versäumt. Geht wieder.

WEILER ganz ruhig. Ja. Den Finger an der Nase. Aber ob er auch jetzt allemal der erste sein wird, der die Hand bietet? Der Stein? Wenn er nun des Försters sein Herr ist? Ja; ich will nicht prophezein, aber – der Herr hat doch allemal recht, weil er der Herr ist. Hm. Wenn’s mal was Ernsthaftes gäbe! Hab ohnehin mal wieder die lustigen Gesichter satt.

FÖRSTERIN mit Andres und Wilhelm, die Stühle tragen. Sieben, acht, neun, zehn Stühle. Zählt nochmals leise. Ja.

WEILER. War auch kein übel Gesicht das, was der Buchjäger gestern schnitt, Mosjeh Andres; Sie haben auch wieder was mit ihm vorgehabt.

FÖRSTERIN. Mit dem rachsüchtigen brutalen Menschen? Sie deckt die Tafel.

ANDRES. Wer kann mit dem in Frieden leben?

FÖRSTERIN. Nun; geschehn ist geschehn. Aber in acht nehmen darfst du dich vor dem.

WEILER. Sela. Denn es ist kein Glied an dem Kerl, woran der Kerl nicht schlecht wär’.

ANDRES. Ich fürcht ihn nicht.

FÖRSTERIN. Du, Wilhelm, ins Gärtchen! Kaiserkronen, Löwenmaul, Rittersporn – nur was Großes, damit es ein Ansehn hat im Glas. – Steins werden bald kommen mit Herrn Möller, dem Buchhalter –

WEILER. Dem Hagestolz –

FÖRSTERIN. Sieh doch, Andres, ob der Vetter Wilkens noch nicht kommt?

….

 

 

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