Die Invasion in Belgien 1940

Die Invasion in Belgien 1940

Die Invasion Belgiens durch die deutsche Wehrmacht, in Belgien oft als der “18-Tage-Feldzug” bezeichnet , war Teil der Schlacht um Frankreich, einer Offensive Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs. Die Kämpfe fanden vom 10. bis 18. Mai 1940 statt und endeten mit der Besetzung Belgiens nach der Kapitulation der belgischen Armee. Die offizielle, deutsche Geschichte besagt, dass die belgische Armee in den achtzehn Tagen erbitterter Kämpfe ein harter Gegner war, und berichtet von der “außergewöhnlichen Tapferkeit” ihrer Soldaten. Das Scheitern der Belgier zwang die Alliierten zum Rückzug aus Kontinentaleuropa.

Die Invasion in Belgien 1940

Die Invasion in Belgien 1940.

Format: Taschenbuch/eBook

Die Invasion in Belgien 1940

ISBN: 9783849661175 (eBook)

ISBN: 9783849666941 (Taschenbuch)

 

Auszug aus dem Text:

Die Pläne vor den Kämpfen

Belgiens angespannte Allianzen

Die belgische Strategie zur Verteidigung gegen die deutsche Aggression sah sich sowohl politischen als auch militärischen Problemen gegenüber. Militärstrategisch waren die Belgier nicht bereit, alles auf eine lineare Verteidigung der belgisch-deutschen Grenze, einer Verlängerung der Maginot-Linie, zu setzen. Bei einem Angriff der Deutschen auf die Niederlande, wäre das komplette Hinterland gefährdet gewesen. Darüber hinaus hätte eine solche Strategie vorausgesetzt, dass die Franzosen schnell nach Belgien einmarschieren und die dortige Garnison unterstützen würden. [6]

Politisch trauten die Belgier den Franzosen nicht. Marschall Philippe Pétain hatte im Oktober 1930 und erneut im Januar 1933 einen französischen Streik im deutschen Ruhrgebiet vorgeschlagen, für den Belgien als Sprungbrett dienen sollte. Belgien befürchtete, dass es trotz allem in einen Krieg hineingezogen werden würde, und versuchte, diese Möglichkeit zu vermeiden. Ebenso fürchteten die Belgier, durch den französisch-sowjetischen Pakt vom Mai 1935 in einen Krieg verwickelt zu werden. Die französisch-belgische Vereinbarung sah vor, dass Belgien mobilmachen sollte, wenn die Deutschen es taten, aber was nicht klar war, war, ob Belgien im Falle einer deutschen Invasion in Polen mobilmachen musste. [6]

Die Belgier zogen eine Allianz mit dem Vereinigten Königreich sehr vor. Die Briten waren als Reaktion auf die deutsche Verletzung der belgischen Neutralität in den Ersten Weltkrieg eingetreten. Die belgischen Kanalhäfen hatten damals der deutschen kaiserlichen Marine wertvolle Stützpunkte geboten, und ein solcher Angriff würde nun der deutschen Kriegsmarine und der Luftwaffe Stützpunkte verschaffen, um in einem kommenden Konflikt von dort eine strategische Offensive gegen das Vereinigte Königreich durchzuführen. Aber die britische Regierung schenkte den Anliegen der Belgier wenig Beachtung. Das Fehlen dieser Verpflichtung veranlasste den belgischen Rückzug aus der Westallianz, einen Tag vor der Remilitarisierung des Rheinlandes. [6][7] Der fehlende Widerstand gegen diese Remilitarisierung überzeugte die Belgier davon, dass Frankreich und Großbritannien nicht bereit waren, für ihre eigenen strategischen Interessen zu kämpfen, geschweige denn für die der Belgier. Aber der belgische Generalstab war entschlossen, genau dafür zu kämpfen, wenn nötig auch allein. [6]

Der Platz der Belgier in der Strategie der Alliierten

Die Franzosen waren wütend über die offene Neutralitätserklärung von König Leopold III. im Oktober 1936. Die französische Armee sah ihre strategischen Prämissen untergraben; sie konnte nicht länger eine engere Zusammenarbeit mit den Belgiern bei der Verteidigung derer Ostgrenzen erwarten, wodurch man einem deutschen Angriff schon weit vor der französischen Grenze entgegentreten hätte können. [8] Die Franzosen waren nun davon abhängig, wie viel Zusammenarbeit sie den Belgiern entlocken konnten. Eine solche Situation beraubte die Franzosen jeder vorbereiteten Verteidigung in Belgien, um einem Angriff zuvorzukommen – eine Situation, die die Franzosen unbedingt vermeiden wollten, da sie dann die deutschen Panzerdivisionen in einer mobilen Schlacht bekämpfen mussten.[9] Die Franzosen überlegten, Belgien als Reaktion auf einen deutschen Angriff auf das Land sofort zu besetzen. [10] Die Belgier, die sich der Gefahr durch die Deutschen bewusst waren, stellten heimlich ihre eigene Verteidigungspolitik, Informationen über Truppenbewegungen, Kommunikation, feste Verteidigungsanlagen, nachrichtendienstliche und Luftaufklärungsmaßnahmen, dem französischen Militärattaché in Brüssel zur Verfügung. [11]

Der Plan der Alliierten, Belgien zu unterstützen, war der sogenannte “Dijle-Plan”; die Creme der alliierten Streitkräfte, zu der auch die französischen Panzerdivisionen gehörten, sollten als Reaktion auf eine deutsche Invasion bis zum Fluss Dijle (manchmal auch Dijle) vordringen. Der Plan einer feststehenden alliierten Verteidigungslinie bestand darin, die Belgier im Osten des Landes, entlang der Linie des Maas-Albert-Kanals, zu verstärken und die Schelde-Mündung zu halten, um so die französischen Verteidigungsanlagen im Süden mit den belgischen Streitkräften zum Schutz von Gent und Antwerpen zu verbinden, was die beste Verteidigungsstrategie zu sein schien. [12] Die Schwachstelle des Plans war jedoch, zumindest politisch, dass man damit den größten Teil Ostbelgiens den Deutschen überlassen würde. Militärisch gesehen würde es die rückwärtige Front der Alliierten in einen rechten Winkel zu den französischen Grenzbefestigungen stellen. Trotz der Gefahr, Streitkräfte in der Mitte Belgiens zu binden und eines Vorstoßes zu den Verläufen der Schelde oder des Dijle, beide anfällig für einen Umgehungsversuch, genehmigte Maurice Gamelin, der französische Kommandant, den Plan, der bis zum Ausbruch des Krieges die Strategie der Alliierten blieb. [12]

Die Briten, die keine Armee vor Ort hatten und in der Aufrüstung hinterherhinkten, waren nicht in der Position, die Strategie der Franzosen in Frage zu stellen, die mittlerweile die Führungsrolle innerhalb der Westallianz übernommen hatten. Da sie den Franzosen wenig entgegenzusetzen hatten, lautete die britische Strategie für militärische Aktionen auf strategische Bombenangriffe auf das Ruhrgebiet. [13]

Die belgische Militärstrategie

Nach ihrem offiziellen Austritt aus der Westallianz weigerten sich die Belgier, an Stabstreffen mit den französischen oder britischen Militärvertretern teilzunehmen, weil sie befürchteten, ihre Neutralität zu gefährden. Die Belgier betrachteten eine deutsche Invasion nicht als unvermeidlich und waren entschlossen, dass sie diese, falls sie überhaupt stattfinden würde, durch neue Befestigungen wie Eben Emael wirksam bekämpfen könnten. [14] Seit Hitlers Machtergreifung 1933 hatten die Belgier Maßnahmen ergriffen, um ihre Verteidigungsanlagen entlang der Grenze zu Deutschland wieder aufzubauen. Die belgische Regierung hatte den Rückzug Deutschlands aus dem Völkerbund, die Ablehnung des Vertrags von Versailles und die Verletzung der Locarno-Verträge mit zunehmender Besorgnis verfolgt. [15] Sie erhöhte die Ausgaben für die Modernisierung der Befestigungen in Namur und Lüttich. Entlang des Kanals von Maastricht-Bois-le-Duc wurden neue Verteidigungslinien errichtet, ebenso entlang der Maas, der Schelde und dem Albertkanal. [15] Der Schutz der Ostgrenze, der hauptsächlich auf der Zerstörung einer Reihe von Straßen beruhte, wurde neuen Formationen (Fahrradschwadronen und den neu formierten Chasseurs Ardennais) anvertraut. [16] Bis 1935 waren die belgischen Verteidigungsanlagen fertiggestellt. [16] Allerdings war für die Sicherung der rückwärtigen Bereiche eine bedeutende, mobile Reserve erforderlich, so dass man zu dem Schluss kam, dass der Schutz vor einem plötzlichen Angriff deutscher Streitkräfte nicht ausreichte. [16] Auch erhebliche Reserven an Personal waren erforderlich, aber ein Gesetzentwurf über die Verfügung eines längeren Militärdienstes und einer besseren Ausbildung für die Armee wurde von der Öffentlichkeit abgelehnt, da er die militärischen Verpflichtungen Belgiens erhöhen würde, zum Beispiel bei einem Antrag der Alliierten auf Einsätze weit weg vom Heimatland. [17]

Am 14. Oktober 1936 hielt König Leopold III. eine Rede vor dem Ministerrat, mit der er das Volk (und seine Regierung) davon zu überzeugen versuchte, dass die Verteidigung gestärkt werden müsse. [17] Er skizzierte drei Hauptpunkte zugunsten einer verstärkten militärischen Aufrüstung Belgiens:

a) Die deutsche Aufrüstung, die, nach der vollständigen Remilitarisierung Italiens und Russlands (der Sowjetunion), die meisten anderen Länder, darunter auch explizit pazifistische Staaten wie die Schweiz und die Niederlande, dazu veranlasste, außergewöhnliche Vorkehrungen zu treffen.

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