Vier Bücher über das Symbolum an die Katechumenen

Vier Bücher über das Symbolum an die Katechumenen – Augustinus von Hippo

Unter dem Namen des Heiligen Augustinus pflegt man in den Ausgaben seiner Werke vier Bücher unter der Überschrift: “De symbolo ad Catechumenos” abzudrucken. Diese vier Schriften werden bald Bücher, bald Traktate und auch Reden genannt. Keine dieser Bezeichnungsarten ist unzutreffend. Nach ihrem Umfang können sie im Sinne der Alten Bücher heissen, obgleich nur das zweite Buch den Umfang kleinerer Schriften des Heiligen Augustinus erreicht. Aber auch der Name Traktate ist nicht ungeeignet, weil das erste, dritte und vierte Buch den Traktaten des großen Kirchenvaters ziemlich gleichkommen und die Form der Rede auch in mehreren Traktaten deutlich hervortritt. Reden schließlich können die vier Bücher insofern mit Recht genannt werden, als sie an die Kompetenten bei Gelegenheit der feierlichen Symbolumsübergabe gehalten worden sind oder beziehungsweise so stilisiert sind. Da man in der damaligen Zeit auch die Zeremonien vor der Taufe, wie die Bezeichnung mit dem Heiligen Kreuz, die Taufexorzismen und besonders auch das Symbolum und das Gebet des Herrn Sakramente nannte, so könnte man ihnen auch den Titel homiliæ sacramentorum geben.

Vier Bücher über das Symbolum an die Katechumenen

Vier Bücher über das Symbolum an die Katechumenen.

Format: eBook/Taschenbuch

Vier Bücher über das Symbolum an die Katechumenen

ISBN eBook: 9783849659851

ISBN Taschenbuch: 9783849668686

 

Auszug aus dem Text:

 

Erstes Buch.

Inhalt.

* Nach einigen einleitenden Bemerkungen über das Symbolum und die Pflicht, es auswendig zu lernen, geht Augustinus zur Besprechung der einzelnen Artikel über. Der allmächtige Gott ist der Schöpfer des Himmels und der Erde; zum Herrn der Erde hat er den Menschen bestellt, aber dieser ist gefallen unter die Botmäßigkeit des Teufels gerathen. Gott Sohn ist ebenso allmächtig wie Gott der Vater; er ist kein zweiter Gott, sondern Vater und Sohn sind nur ein Gott (c. 1 u. 2). *

Wegen der Erlösung des gefallenen Menschen ist Gott Sohn wunderbar aus Maria der Jungfrau Mensch geworden. Seine ewige Geburt aus dem Vater ist noch wunderbarer, da Vater und Sohn gleich ewig sind; ein Bild dieser Zeugung ist das Feuer und sein Glanz. Durch sein Leben wollte er uns seine Geduld lehren, eine Geduld, welche wie die des Job frei von selbstsüchtigen Gedanken sein soll. Christus, nun im Himmel in der ewigen Seligkeit, wird aber von dort kommen, um die dann noch Lebenden und die bereits Gestorbenen oder auch um die Guten und die Bösen zu richten (c. 3 u. 4).

Auch der hl. Geist ist wahrer Gott, da ihm Gott der Vater unsere Leiber zum Tempel gebaut hat. Ein anderer Tempel  Gottes ist die Kirche, die im Kampfe gegen die Häresieen immer siegreich ist. Durch die Taufe werden alle Sünden vergeben, nach der Taufe werden geringe Sünden durch das Gebet erlassen, schwere Sünden aber können nur durch die Kirchenbuße getilgt werden. Nichtgetaufte können überhaupt keine Vergebung der Sünden erwarten. Christus unser Haupt ist auferstanden, daher werden auch wir auferstehen und uns im ewigen Leben erfreuen (c. 5—9.).

 

1. Bemerkungen über den Empfang des Symbolums; dasselbe lehrt zunächst den Glauben an den allmächtigen Vater, der Himmel und Erde und Alles, was darinnen ist, erschaffen hat. Den Menschen hat er zum Herrn über die Geschöpfe bestimmt, aber dieser ist durch die Sünde unter die Botmäßigkeit des Teufels gerathen, und daher erklären sich die Exorcismen.

Empfanget, Söhne, die Glaubensregel, welche Symbolum genannt wird.1 Wenn ihr dasselbe empfangen habt,  so schreibet es in euer Herz nieder und saget es täglich für euch; bevor ihr schlafet und bevor ihr das Schlafgemach verlasset, waffnet euch mit eurem Symbolum. Niemand schreibt das Symbolum auf, um es lesen zu können, das geschieht nur, um es zu überdenken, damit nicht etwa Vergeßlichkeit Das austilge, was die Sorgsamkeit übergeben hat. Euer Gedächtniß sei euer Buch! Was ihr hören werdet, das sollt ihr glauben, und was ihr glaubet, das sollt ihr mündlich wiedergeben. Denn es sagt der Apostel:2 „Mit dem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit, und mit dem Munde erfolgt das Bekenntniß zur Seligkeit.“3

Das also ist das Symbolum, das ihr merken und wiedergeben sollet. Die Worte, die ihr gehört habt, sind in der Schrift zerstreut, aber sie wurden dort gesammelt zusammengestellt, damit nicht das Gedächtniß schwach begabter Menschen sich abmühen, sondern damit jeder Mensch sagen und behalten könne, was er glaubt. Habt ihr soeben nur gehört, daß Gott allmächtig sei? Nein. Denn ihr erhaltet ihn demnächst zum Vater,4 wenn ihr durch die Mutter, die Kirche, geboren seid. Daher habt ihr schon empfangen, überdacht und mit Bedacht festgehalten, daß ihr saget: „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater.“ Gott ist allmächtig, aber trotz seiner Allmacht kann er nicht sterben, nicht getäuscht werden, nicht lügen und, wie der Apostel sagt:5 „kann er sich selbst nicht verläugnen.“ Wie Vieles kann er nicht und ist doch allmächtig, und zwar allmächtig, weil er es  nicht kann. Denn wenn er sterben könnte, so wäre er nicht allmächtig; wenn er lügen, täuschen, getäuscht werden und ungerecht handeln könnte, so wäre er nicht allmächtig, weil er bei solchen Eigenschaften der Allmacht unwürdig gewesen wäre. Unser allmächtiger Vater kann durchaus nicht sündigen. Er thut Alles, was er will; denn er ist die Allmacht selbst. Er thut Alles, was er gut, und Alles, was er gerecht will; was aber schlecht geschieht, das will er nicht. Niemand hindert den Allmächtigen zu thun, was er will.

Er selbst hat Himmel und Erde, das Meer und Alles, was darinnen ist, das Sichtbare und das Unsichtbare gemacht. Das Unsichtbare, wie im Himmel: die Thronen, die Herrschaften, die Fürstenthümer, die Erzengel und Engel,6 unsere Mitbürger, wenn wir gut leben werden. Er hat am Himmel Sichtbares gemacht: Sonne, Mond und Sterne. Durch seine Landthiere zierte er die Erde, er erfüllte die Luft mit Vögeln, das Land mit Thieren, die auf Füßen gehen oder kriechen, und das Meer mit Fischen: Alles hat er mit seinen eigenthümlichen Thieren angefüllt. Auch den Menschen hat er nach seinem Bilde und Gleichnisse dem Geiste nach erschaffen,7 daher kann der Geist als das Ebenbild Gottes nicht einmal von sich selbst begriffen werden. Wir sind erschaffen worden, um über die übrigen Geschöpfe zu herrschen, aber durch die Sünde sind wir im ersten Menschen gefallen und insgesammt zur Erbschaft des Todes herabgekommen. Wir wurden niedrige Sterbliche, von Furcht und Irrthum erfüllt, und zwar zur Strafe der Sünde; denn mit dieser Schuld und Strafe wird Jeder geboren. Daher wird, wie ihr heute mit eigenen Augen sahet und sonst schon wußtet, auch an den Kindern das  Ausblasen und Beschwören8 vorgenommen, um die seindliche Macht des Teufels zu vertreiben, welche den Menschen täuschte, um die Menschen in Besitz zu nehmen. Daher wird nicht das Geschöpf Gottes in den Kindern beschworen und ausgeblasen, sondern Jener, unter dem alle mit der Sünde Gebornen stehen; denn er ist der Fürst der Sünder. Und deßhalb ist wegen des Einen, der fiel und Alle dem Tode überantwortete, der einzige Sündenfreie gesendet worden, um Alle, die an ihn glauben, von der Sünde zu befreien und zum ewigen Leben zu führen.

 

2. Der Sohn Gottes ist wahrer Gott wie der Vater; er ist ebenso allmächtig wie der Vater, aber Vater und Sohn sind nicht zwei Götter, sondern ein Gott.

Daher glauben wir auch an unsern Herrn, den einzigen Sohn desselben, nämlich Gottes des Vaters. Wenn du die Worte hörst: „den einzigen Sohn Gottes,“ so erkenne ihn als Gott! Es kann nämlich nicht ein Nichtgott der einzige Sohn Gottes sein. Was der Vater ist, das hat er gezeugt, obgleich er nicht Der ist, den er gezeugt hat. Wenn er aber der wahre Sohn ist, so ist er Das, was der Vater ist; wenn er nicht ist, was der Vater, so ist er nicht der wahre Sohn. Beachtet nur die sterblichen und irdischen Geschöpfe. Jedes Wesen zeugt, was es selbst ist. Der Mensch zeugt kein Rind, das Rind zeugt keinen Hund und der Hund kein Rind. Alles, was ist und zeugt, zeugt Dasjenige, was es selbst ist. Haltet daher standhaft und treu daran fest, daß  der Vater Das gezeugt hat, was er selbst, der Allmächtige, ist. Die sterblichen Geschöpfe zeugen auf dem Wege des Verderbens. Zeugt Gott auch so? Der sterblich Geborne zeugt, was er ist, und der Unsterbliche zeugt, was er ist: der Verwesliche zeugt einen Verweslichen, der Unverwesliche zeugt einen Unverweslichen, der Verwesliche zeugt verweslich, der Unverwesliche zeugt unverweslich; so sehr zeugt er Das, was er ist, daß er der Eine nur Einen und daher Einzigen zeugt. Als ich euch das Symbolum vorsagte, habe ich mich, wie ihr wißt, dahin ausgesprochene daß ihr glauben müsset: „Wir glauben an Gott den allmächtigen Vater und an Jesus Christus, seinen einzigen Sohn.“ Daher glaube nun, der Einzige sei allmächtig! Denn nicht Gott der Vater thut, was er will, und Gott der Sohn thut nicht, was er will. Vater und Sohn haben nur einen Willen, weil nur eine Natur, und der Wille des Sohnes kann vom Willen des Vaters nicht im Geringsten getrennt werden. Gott und Gott und Beide zumal nur ein Gott: der Allmächtige und der Allmächtige und Beide zumal nur ein Allmächtiger. Wir führen nicht zwei Götter ein, wie Einige sie einführen und sagen:9 Gott der Vater und Gott der Sohn, aber der größere Gott ist der Vater, und der kleinere Gott ist der Sohn. Was sind Beide? Zwei Götter? Du schämst dich, das zu sagen; schäme dich auch, es zu glauben!

Du sagst: Gott der Vater ist Herr, und Gott der Sohn ist Herr, und der Sohn selbst sagt:10 „Niemand kann zwei Herren dienen.“ In seiner Familie werden wir wie in einem großen Hause sein, wo ein Familienvater da ist, der einen Sohn hat. Sollen wir nun sagen der größere Herr und der kleinere Herr?11 Weiset einen solchen Gedanken  zurück! Wenn ihr euch solche Vorstellungen in eurem Herzen machet, dann stellt ihr Götzen in der einen Seele auf. Weiset sie entschieden zurück, glaubet zuerst und dann sehet ein.12 Wenn aber Gott sogleich nach dem Glauben das Verständniß verleiht, so ist das Gottes Gnade und nicht Werk der menschlichen Gebrechlichkeit. Wenn ihr es indessen noch nicht einsehet, so glaubet es! Ein Gott der Vater, Gott Christus der Sohn Gottes: was sind Beide? „Ein Gott.“ Und wie werden Beide ein Gott genannt? Wie? Du wunderst dich hierüber.13 In der Apostelgeschichte heißt es:^) „Und die Gläubigen hatten nur ein Herz und eine Seele.“ Viele Seelen waren es, aber der Glaube hatte sie zu einer gemacht: viele tausend Seelen waren es, sie liebten sich, und die vielen sind eine: sie liebten Gott im Feuer der Liebe und kamen von der Vielheit zur Einheit der Schönheit. Die Liebe also machte so viele Seelen zu einer Seele; aber welche Liebe ist bei Gott, bei dem keine Verschiedenheit, sondern vollkommene Gleichheit ist? Wenn auf Erden und unter Menschen eine so große Liebe herrschen konnte, daß sie aus viel tausend Seelen eine Seele machte, könnten dort, wo der Vater immer unzertrennlich war von dem Sohne und der Sohn vom Vater, Beide mehr als ein Gott sein? Aber jene Seelen konnte man viele Seelen und eine Seele nennen; hingegen kann Gott, in welchem die unaussprechliche und höchste Verbindung besteht, nur ein Gott genannt werden, nicht zwei Götter.

Es thut der Vater, was er will, und der Sohn thut, was er will. Glaubet ja nicht, der Vater sei allmächtig, der Sohn aber sei nicht allmächtig,14 das ist ein Irrthum! Vernichtet ihn in euch, entfernet ihn aus eurem Gedächt-  nisse, sauget ihn nicht in euren Glauben ein, und wer etwa eingesaugt hat, der gebe ihn von sich! Allmächtig ist der Vater, und allmächtig ist der Sohn. Wenn der Allmächtige nicht einen Allmächtigen gezeugt hat, so hat er nicht einen wahren Sohn gezeugt. Was sollen wir sagen, Brüder, wenn der größere Vater den kleinern Sohn zeugte? Was sagte ich, zeugte! Ein größerer Mensch zeugt einen kleinern Sohn: das ist wahr; aber Jener altert, und Dieser wächst und erreicht wenigstens durch Wachsen die Größe seines Vaters. Der Sohn Gottes wächst nicht, weil Gott auch nicht altern kann. Er wurde vollkommen geboren. Wenn er als vorkommen geboren nicht wächst und nicht kleiner blieb, so ist er gleich. Damit ihr wisset, daß er als Allmächtiger vom Allmächtigen geboren wurde, höret ihn selbst, der die Wahrheit ist!15 Was die Wahrheit von sich sagt, das ist wahr. Was sagt aber die Wahrheit? Was sagt der Sohn, der die Wahrheit ist? „Alles, was Vater thut, thut auf gleiche Weise auch der Sohn.“16 Der Sohn ist also allmächtig, da er Alles thut, was er will. Wenn der Vater Einiges thut, was der Sohn nicht thut, so hat der Sohn irrthümlich gesagt: „Alles, was der Vater thut, thut auf gleiche Weise auch der Sohn.“ Weil aber der Sohn die Wahrheit gesagt hat, so glaubet, daß der Sohn gleicher Weise Alles thut, was der Vater thut, und ihr habt damit an den allmächtigen Sohn geglaubt. Obgleich ihr dieses Wort im Symbolum nicht genannt habt, 17 so habt ihr doch gerade das ausgedrückt, als ihr euren Glauben an ihn als den einzigen Sohn Gottes aussprachet. Hat der Vater Etwas, was der Sohn nicht hat? Das sagen die häretischen Arianer, die Gotteslästerer, nicht ich. Aber was sage ich? Wenn der Vater Etwas hat, was der Sohn nicht hat, so lügt der Sohn, welcher sagt:18 „Alles, was der  Vater hat, ist mein.“ Es gibt viele, ja unzählige Zeugnis, welche beweisen, daß der Sohn der wahre Sohn Gottes des Vaters ist, und, daß Gott der Vater den wahren Gott Sohn gezeugt hat, und daß Vater und Sohn nur ein Gott sind.

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