Elisabeth, Kaiserin von Österreich: Erinnerungen an ihr Leben

Elisabeth, Kaiserin von Österreich: Erinnerungen an ihr Leben – Edward Morgan Alborough de Burgh

Es war ein interessantes Leben, das mit der Ermordung der Kaiserin von Österreich im September 1898 zu Ende ging, aber wie interessant es in seinen kleinsten Einzelheiten war, wurde vielen Menschen erst bewusst, als sie die Biographien lasen, die nach ihrem Tod veröffentlich wurden. Der Schock von Elisabeths tragischem Tod wurde sogar dort so empfunden, wo sie kaum mehr als ein Name war. Der Stil von De Burghs Werk ist sicher weniger malerisch und attraktiv als der anderer Biographien und bietet vielleicht eine weniger persönliche Note. Er war der Kaiserin zwar begegnet und hatte sie bei mehreren Gelegenheiten gesehen, und er gesteht seine glühende Bewunderung ihrer Schönheit, aber er war nicht ihr persönlicher Freund, und seine Memoiren sind entsprechend neutraler verfasst und beruhen auf Berichten. Dennoch ist sein Buch präziser als manch andere Werke, was sich in der reichlichen Verwendung von Daten und logischen Abfolgen zeigt. Es enthält viele Informationen, die in anderen Büchern nicht enthalten sind, wie minutiöse Beschreibungen der verschiedenen Paläste, sehr detaillierte Berichte über die ungarische Krönung, die Ermordung, das beeindruckende Begräbnis und verschiedene andere Dinge, die in einer weniger anonymeren Biographie nur kurz und zu Lasten des geistigen und spirituellen Lebens erwähnt werden.

Elisabeth, Kaiserin von Österreich: Erinnerungen an ihr Leben

Elisabeth, Kaiserin von Österreich: Erinnerungen an ihr Leben.

Formate: Taschenbuch/eBook

Elisabeth, Kaiserin von Österreich: Erinnerungen an ihr Leben.

ISBN Taschenbuch: 9783849665159

ISBN eBook: 9783849662967

 

Auszug aus dem Text:

 

KAPITEL I. PRINZESSIN ELISABETH VON BAYERN.

Am Ufer des Starnberger Sees, nicht weit von der bayerischen Landeshauptstadt München, inmitten einer reizvollen Landschaft aus Bergen und Tälern, umgeben von einem Park und schönen Gärten, angrenzend an malerische Buchenwälder, steht das Schloss Possenhofen, das sich am Seeufer inmitten der Rosen und Blumen, die diese Gegend berühmt gemacht haben, einschmiegt. Dieses Schloss war einst der Wohnsitz der verstorbenen Kaiserin von Österreich. Herzog Maximilian von Bayern und seine Gemahlin lebten hier das Leben eines Landedelmannes und einer Landedelfrau, glücklich inmitten einer Familie von Kindern, von denen einige in die höchsten Ämter berufen wurden und deren Namen durch ihre unerschrockenen Taten, ihre körperliche Kraft und Ausdauer und ihre Menschenfreundlichkeit bekannt geworden sind.

Heute wird der Besucher von Schloss und Park an einige der Romanzen erinnert, die sich in den schattigen Alleen und schönen Rosengärten dieses reizvollen Ortes abgespielt haben; er sieht vor seinem geistigen Auge die lebhafte Prinzessin Elisabeth, ihre ernstere ältere Schwester Helene, die jüngeren fröhlichen Geschwister, die sich gegenseitig durch die Alleen und Rosengänge der Gärten jagen und die Spiele einer glücklichen Kindheit spielen.

Es wird berichtet, dass Elisabeth das Lieblingskind ihres Vaters war und seine ständige Begleiterin auf den Ausflügen in die Gebirgsregionen. Herzog Maximilian war Wissenschaftler und Gelehrter, aber er verschmähte die Erholung nicht und fand Freude daran, sich mit den Bauern in der Umgebung anzufreunden, denen er oft, manchmal begleitet von seiner Tochter Elisabeth, auf seiner Zither vorspielte. Das Mädchen wuchs als Naturliebhaberin auf, als Kind des Waldes, das es liebte, in den Bergen herumzuwandern oder mit dem Pony am Seeufer entlangzureiten. Elisabeth hatte die glücklichste aller Kindheiten, denn sie durfte mit ihren Brüdern in den bayerischen Alpen herumtollen, wo sie wie sie reiten, rudern und rennen lernte und jene Vorliebe für sportliche Übungen entwickelte, die sie ihr Leben lang auszeichnete. Sie kümmerte sich wenig um Bildung und erklärte in späteren Jahren lachend, dass sie damals die ungebildetste Prinzessin Europas gewesen sei, da sie nichts anderes gelernt hatte als ein paar Wortbrocken von einem halben Dutzend Sprachen –– nebst dem, was sie auf dem Knie ihres Vaters sitzend aufgeschnappt hatte. Ich muss wohl nicht betonen, dass ihre Bescheidenheit etwas übertrieben war.

Herzogin Ludovika, Elisabeths Mutter und Schwester der Erzherzogin Sophie, der Mutter Franz Josefs, war eine stolze, ehrgeizige Frau, die all ihre Hoffnungen auf ihre älteste Tochter gesetzt hatte. Sie sollte Kaiserin von Österreich werden –– und wenn ihr eine Gouvernante mitteilte, dass Elisabeth sich mit ihren Brüdern verkleidete und auf dem Berg Zither spielte, während die Bauern zu den Klängen ihres Instruments tanzten, oder dass sie sich in den Bergen verspätet hatte und die Nacht in einer verlassenen Hütte verbringen musste, lächelte Ihre Königliche Hoheit desinteressiert und erklärte nur, dass sie sich später um das Kind kümmern würde, aber im Moment viel zu sehr beschäftigt sei.

Wie gerne die junge Prinzessin die zerklüfteten Gipfel der Alpen bestieg und Edelweiß und andere Alpenblumen pflückte, wird noch heute unter den Bauern der Gegend erzählt. Sie widmete sich nicht dem Lernen, das ihr viel zu langweilig erschien, sondern zog die Lektionen vor, die sie durch die Beobachtung der Natur selbst erhielt. Tatsächlich war sie nie dazu erzogen worden, die hohe Stellung einzunehmen, zu der sie später berufen wurde; und ohne ihre Anmut und Schönheit wäre Elisabeth von Bayern sicherlich der Aufmerksamkeit ihres Vetters, des damals jungen Kaisers von Österreich, entgangen, der gerade ihrer älteren Schwester Helene versprochen worden war.

Elisabeths Heirat geschah aus Liebe, jedenfalls von einer Seite ––höchstwahrscheinlich sogar von beiden; und dass sie sich für den Kaiser als äußerst vorteilhaft erwies, ist allgemein bekannt und wurde von ihm selbst häufig in Ansprachen an seine Untertanen bestätigt. Wie dem auch sei, keine junge Prinzessin lehnt die Hand eines Kaisers wie Franz Josef ab. Niemals, nicht einmal unter den romantischsten Vertretern des romantischen Bürgertums –– denn es wäre eine Lüge zu behaupten, die bürgerliche Jugend sei nicht romantisch –– war ein junger Bursche so sehr verliebt wie Franz Josef in seine sechzehnjährige Braut. Der Kaiser hegte die leidenschaftlichste und galanteste Verehrung für die schöne Elisabeth, die er ohne jede Hilfe von Botschaftern oder Ministern für sich entdeckt hatte, wie er lachend vor Mitgliedern seines Hauses zu prahlen pflegte, wenn es darum ging, dass ihm von den diplomatischen Staatsmännern dieses oder jenes Bündnis vermittelt worden war. Es bedurfte jedoch seiner ganzen Liebe, um seine temperamentvolle jugendliche Gemahlin mit ihrer neuen Stellung zu versöhnen.

Herzog Maximilian verbrachte den Winter für gewöhnlich in seinem schönen Schloss in München, wo Elisabeth aber nie glücklich war. Obwohl die Gemächer groß und mit Kaulbachs Fresken wunderschön geschmückt waren, empfand die Prinzessin sie immer als beengend; sie sagte oft, dass sie in den kleinen Räumen nicht atmen könne, und genoss es vor allem, in der großen Reitschule herumzulaufen, die sich auf dem Gelände des Schlosses befand. Dort spielte sie am liebsten „Zirkus“ , wie sie es nannte. Sie bestieg und ritt die widerspenstigsten und unbeherrschbarsten Pferde und schien überhaupt nicht zu wissen, was Angst ist. Einmal wurde sie von einem der Vollblüter abgeworfen und ein Schreckensschrei hallte durch die Manege; aber die kleine Herzogin, die sich nicht im Geringsten erschreckt hatte, sprang von dem Boden auf, auf dem sie gelandet war, und bat lächelnd darum, wieder auf das Pferd steigen zu dürfen, was ihre verängstigte Gouvernante allerdings nicht zuließ.

Herzogin Ludovika war eine Schwester König Ludwigs I. von Bayern und mehr als fünfzig Jahre lang die beliebte und allseits verehrte Herrin über Possenhofen. Sie war überaus gebildet, bekannt für ihren Humor und ihre Intelligenz, und es war zweifellos der Tatsache geschuldet, dass sie sich persönlich um die Erziehung ihrer Kinder kümmerte, dass sie alle eine große Liebe zu Wissenschaft und Kunst zeigten.

Prinzessin Elisabeth Amalie Eugenie, die verstorbene Kaiserin, war die zweite Tochter von Herzog Maximilian und dessen Frau Ludovika Maria und wurde am 24. Dezember 1837 geboren –– ein Datum, das in vielen Teilen der Welt als schlechtes Omen gilt. Wie bereits erwähnt, widmete ihr Vater sein Leben dem Studium der Naturgeschichte, der Nationalökonomie und der Geschichte. Sowohl Prinzessin “Lisel”, wie die verstorbene Kaiserin genannt wurde, als auch ihr ältester Bruder Ludwig unterschieden sich merklich von den anderen Familienmitgliedern; sie waren lebensfroh und geistreich, die anderen dagegen bierernst und fleißig. Prinzessin Elisabeth galt als Träumerin, wie ihr zweiter Bruder, Karl Theodor. Sie war ein so empfindsames und anhängliches Kind, dass beide Eltern nicht umhinkonnten, sie in hohem Maße zu verwöhnen, aber von ihrer frühsten Jugend an zeigte sie eine große Vorliebe für die Freuden der Natur und des Landlebens. Als sie kaum mehr als fünfzehn Jahre alt war, unternahm sie ihre erste Reise. Mit ihrer Mutter und ihren Schwestern verbrachte sie den Sommer in Ischl, wo auch die Eltern von Franz Josef ihre Sommerresidenz hatten. Man munkelte, dass der Besuch der herzoglichen Familie dort nicht ohne Absicht geschah, da die Herzogin sehnlichst hoffte, die Kaiserkrone auf der Stirn ihrer ältesten Tochter Helene prangen zu sehen.

Am 16. August 1853, einem herrlichen Sommertag, erschien der Kaiser völlig unerwartet in der beliebten Sommerfrische. Obwohl er für gewöhnlich dort jedes Jahr einen Monat mit seinen Eltern verweilte, brachte seine unvorhergesehene Ankunft die bayerischen Damen nicht wenig in Verlegenheit, denn sie waren offenbar nicht mit der notwendigen Garderobe für den Empfang eines so hohen Gastes ausgestattet, und es wurde alles getan, um für Prinzessin Helene ein Kleid zu organisieren, das ihrer hohen Stellung entsprach und sie von ihrer besten Seite erscheinen ließ.

Elisabeth war spazieren gegangen und betrat bei ihrer Rückkehr –– wie immer unangemeldet ––die Gemächer ihrer Tante, der Erzherzogin Sophie, Franz Josefs Mutter, wo sie zu ihrer Freude immer einige Leckerbissen vorbereitet fand. Mit pfirsichroten Wangen und einem großen Strauß Wildblumen in der Hand lief sie in den Salon und erkannte sofort den Kaiser –– schließlich hatte sie bereits genug Porträts von ihm gesehen. Ohne die geringste Verlegenheit rief sie mit ihrer klaren Kinderstimme: „Grüß dich Gott, Vetter!“

Der Kaiser war von der bezaubernden Erscheinung hingerissen, und als Prinzessin Helene, perfekt herausgeputzt, den Salon betrat, war es bereits zu spät –– der Kaiser von Österreich hatte weder Augen, geschweige denn sein Herz für sie mehr übrig.

Am selben Abend traf eine Kutsche in der Villa ein, die eine Gesellschaft zu einem Ausflug in ein nahegelegenes Dorf bringen sollte. Der Kaiser legte seiner Mutter einen Schal um die Schultern, nahm ihr gleichzeitig einen diamantenen Armreif ab, den sie trug, und flüsterte ihr zu: “Den legen wir beim Tee unter Elisabeths Serviette.” Erzherzogin Sophie verstand sofort, was geschehen war. Sie stellte ihrem Sohn keine einzige Frage, und als sie am nächsten Morgen mit ihren bayerischen Verwandten zur Messe ging, trat sie an der Tür zurück und ließ Prinzessin Elisabeth den Vortritt. Das war eine öffentliche Ankündigung des großen bevorstehenden Ereignisses ––deutlicher, als wenn sie im Amtsblatt verkündet worden wäre. Als die Messe zu Ende war, nahm der jugendliche Kaiser die kindliche Prinzessin Elisabeth bei der Hand, führte sie zum Altar und sagte zum Priester, als dieser die Stufen hinunterkam: “Herr Pfarrer, bitte segnen Sie uns, denn das ist meine zukünftige Braut.” Am 23. August veröffentlichte die Wiener „Gazette“ die erste offizielle Nachricht über die Verlobung.

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