Die Schlachten in Frankreich 1940, Band 1
Der deutsche Einmarsch in Frankreich begann am 5. Juni 1940 mit der “Operation Rot.” Die verbleibenden sechzig französischen und zwei britischen Divisionen leisteten entschlossenen Widerstand, konnten aber die deutsche Luftüberlegenheit und die sehr beweglichen Panzer nicht überwinden. Deutsche Kampffahrzeuge überrannten die Maginot-Linie, drangen tief nach Frankreich ein und besetzten Paris am 14. Juni widerstandslos. Nach der Flucht der französischen Regierung und dem Zusammenbruch der französischen Armee trafen sich deutsche Kommandeure am 18. Juni mit französischen Offiziellen, um über ein Ende der Feindseligkeiten zu verhandeln. Dieser Band beleucht die Schlachten um Sedan, Montcornet und Saumur.
Format: Taschenbuch/eBook
Die Schlachten in Frankreich 1940, Band 1
ISBN: 9783849661342 (eBook)
ISBN: 9783849666620 (Taschenbuch)
Auszug aus dem Text:
Die Schlacht um Sedan
Übersicht
Die Schlacht um Sedan fand vom 12.-15. Mai 1940[10][13][14] während der deutschen Invasion Frankreichs statt. Sie war Teil des Operationsplans der deutschen Wehrmacht mit dem Codenamen “Fall Gelb”, der einen Stoß durch die hügeligen und bewaldeten Ardennen vorsah, um die alliierten Armeen in Belgien und Nordostfrankreich einzukreisen. Die deutsche Heeresgruppe A überquerte die Maas mit der Absicht, Sedan einzunehmen und nach Norden zur Kanalküste vorzustoßen, um die alliierten Streitkräfte, die im Rahmen des alliierten Dyle-Plans nach Osten in Richtung Belgien vorrückten, abzuschneiden.
Sedan befindet sich am Ostufer der Maas. Die Einnahme der Stadt hätte den Deutschen eine Basis verschafft, von der aus sie die Brücken einnehmen und den Fluss überqueren hätten können. Die deutschen Divisionen wären anschließend in der Lage gewesen, über die offene und unverteidigte französische Landschaft bis zum Ärmelkanal vorzurücken. Am 12. Mai wurde Sedan ohne Widerstand eingenommen und die französischen Verteidigungsanlagen am Westufer der Maas zerstört. Die Bombardierung durch die Luftwaffe und die schlechte Moral verhinderten, dass die Verteidiger die Brückenköpfe zerstören konnten. Durch die Eroberung der Brücken konnten sich die deutschen Truppen über den Fluss ergießen. Am 14. Mai versuchten die alliierten Luftstreitkräfte, die Royal Air Force (RAF) und die Armée de l’Air (französische Luftwaffe), die Brücken zu zerstören, wurden aber von der Luftwaffe daran gehindert. Während dieser Luftschlachten erlitten die Alliierten hohe Verluste, die sich auf die Stärke ihrer Bomber während des Feldzugs auswirkten. [15]
Vom 15. bis 17. Mai versuchten die Franzosen, die deutschen Brückenköpfe zurückzugewinnen, aber aufgrund von Verzögerungen und Chaos in der Planung blieben die Angriffe ergebnislos. Am 20. Mai, fünf Tage nach der Bildung der Brückenköpfe, erreichte die deutsche Armee den Kanal. Die Überquerung der Maas hatte es den Deutschen schlussendlich ermöglicht, das Operationsziel des “Fall Gelb” zu erreichen und die stärksten alliierten Armeen, einschließlich der britischen Auslandsstreitkräfte, einzukesseln. Die daraus resultierenden Schlachten im Juni machten die verbliebene französische Armee als effektive Kampftruppe zunichte und vertrieben die Briten vom Kontinent, was ausschlaggebend für die Niederlage Frankreichs war. [15][16].
Hintergrund
Der deutsche Plan
Am 10. Mai 1940 überfiel die Wehrmacht Luxemburg, die Niederlande und Belgien. In den Niederlanden kamen die deutschen Streitkräfte gut voran und schon am 12. Mai näherte sich die Heeresgruppe B Rotterdam und Amsterdam, während andere Einheiten in Zentralbelgien östlich von Brüssel die Dyle fast erreicht hatten. [17] Als Reaktion auf die Invasionen rückte die alliierte 1. Armeegruppe unter dem Kommando von Gaston Billotte, die die französische 7. Armee, die französische 9. Armee, die französische 1. Armee und die britischen Auslandsstreitkräfte umfasste, ebenfalls an die Dyle vor, um im Rahmen des gleichnamigen Plans dort eine solide Frontlinie zu bilden. Die Offensive der Heeresgruppe B war jedoch nur ein Ablenkungsmanöver. Der Hauptstoß des “Fall Gelb” sollte von der Heeresgruppe A durch die Ardennen in Luxemburg und Südbelgien geführt werden. Nachdem diese leicht verteidigten Gebiete einmal überwunden waren, sollte das 19. Panzerkorps unter dem Kommando von Heinz Guderian bei Sedan bis zur Maas vordringen.
Für diese Offensive stattete das Oberkommando der Wehrmacht die Heeresgruppe A mit einer massiven Konzentration deutscher Panzer- und motorisierter Verbände aus. Obwohl der Heeresgruppe B 808 Panzer zugeteilt waren, also mehr als ein Viertel der gesamten deutschen Kampffahrzeuge, handelte es sich dabei überwiegend um leichte Panzer der Typen I und II. Die schwereren Panzer wurden der Heeresgruppe A unterstellt, da sie die besseren Typen (III und IV) für die Durchführung der kritischen Operation in Sedan benötigte. [19] Insgesamt hatte sie 1753 Panzer zur Verfügung. [8]
“Undurchdringliche” Ardennen
Nach dem Ersten Weltkrieg hatte der französische Generalstab die Idee eines zukünftigen deutschen Vorstoßes durch den Ardennen-Sedan-Sektor ausgeschlossen. Die Franzosen waren sich sicher, dass ein solches Gelände nicht mit Panzern durchquert werden konnte. Marschall Philippe Pétain bezeichnete es als “undurchdringlich”. [20] Maurice Gamelin bezeichnete das Terrain als “Europas bestes Panzerhindernis.” [20] Die “Barrieren” der Maas und der Ardennen schienen so massive, natürliche Verteidigungslinien zu sein, dass ein künftiger Feind sie weder durchdringen, umgehen noch überqueren konnte. [20] Die Franzosen kamen zu dem Schluss, dass ein deutscher Angriff durch die Ardennen in Richtung Sedan die Maas bestenfalls zwei Wochen nach Beginn einer deutschen Offensive erreichen würde, wobei es allein zwischen fünf und neun Tagen dauern würde, um die Ardennen zu überwinden. [21]
Die französischen Einschätzungen verloren jedoch angesichts der 1938 durchgeführten militärischen Übungen viel von ihrer Glaubwürdigkeit. In jenem Jahr übernahm General André-Gaston Prételat das Kommando über ein Manöver, das ein Szenario simulierte, in dem die deutsche Armee einen Angriff mit sieben Divisionen durchführte, darunter vier motorisierten Infanteriedivisionen und zwei Panzerbrigaden (die Art der übrigen drei sind nicht überliefert).[22] Die Verteidigung der “französischen” Seite brach zusammen. “Das Ergebnis war eine so umfassende Niederlage, dass man sich fragte, ob man das Ergebnis überhaupt veröffentlichen sollte, um die Moral nicht zu beschädigen.” [22] Noch im März 1940 bezeichnete ein französischer Bericht an Gamelin die Verteidigungsanlagen von Sedan, die letzte “befestigte” Stellung an der Maas und die letzte vor dem offenen Hinterland Frankreichs, als “völlig unzureichend.”[22] Prételat hatte die Landschaft korrekterweise als relativ leicht zu durchquerendes Gelände für Panzer klassifizerit. Er schloss daraus, dass die Deutschen höchstens sechzig Stunden benötigen würden, um die Maas zu erreichen, und einen weiteren Tag, um sie zu überqueren. [23] Diese Schätzung differierte nur drei Stunden von der Realität, da die Deutschen die Maas schon nach nur 57 Stunden überquerten. [23]
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