Lady Windermeres Fächer (Deutsche Neuübersetzung) – Oscar Wilde
“Lady Windermeres Fächer” ist eine Komödie in vier Aufzügen, die am Samstag, dem 20. Februar 1892, im St. James’s Theatre in London uraufgeführt wurde. Die Geschichte handelt von Lady Windermere, die vermutet, dass ihr Mann eine Affäre mit einer anderen Frau hat. Sie konfrontiert ihn damit, aber obwohl er alles abstreitet, lädt er besagte andere Frau, Mrs. Erlynne, zum Geburtstagsball seiner Frau ein. Verärgert über die vermeintliche Untreue ihres Mannes beschließt Lady Windermere, ihren Mann zu verlassen. Nachdem sie erfahren hat, was geschehen ist, folgt Mrs. Erlynne Lady Windermere und versucht, sie zur Rückkehr zu ihrem Mann zu überreden ….
Formate: Taschenbuch/eBook
Lady Windermeres Fächer (Deutsche Neuübersetzung).
ISBN Taschenbuch: 9783849666279
ISBN eBook: 9783849661847
Auszug aus dem Text:
1. Akt
Szene: Frühstückszimmer in Lord Windermeres Haus in der Carlton House Terrace. Türen mittig und rechts. Schreibtisch mit Büchern und Papieren rechts. Sofa mit kleinem Teetisch links. Fenster zur Terrasse links. Tisch rechts.
[Lady Windermere sitzt am Tisch rechts und arrangiert Rosen in einer blauen Vase].
[Auftritt Parker]
Parker. Ist Ihre Ladyschaft heute Nachmittag zu Hause?
Lady Windermere. Ja – wer möchte das wissen?
Parker. Lord Darlington, Mylady.
Lady Windermere. [Zögert einen Augenblick] Führen Sie ihn herein – und übrigens bin ich für jeden Besucher zu Hause.
Parker. Sehr wohl, Mylady. [Ab durch die Tür in der Mitte]
Lady Windermere. Gut, dass ich ihn nochmal sehe vor heute Abend. Ich bin froh, dass er gekommen ist.
[Auftritt Parker durch die Tür in der Mitte].
Parker. Lord Darlington.
[Auftritt Lord Darlington durch die Tür in der Mitte. Parker ab].
Lord Darlington. Wie geht es Ihnen heute, Lady Windermere?
Lady Windermere. Und wie geht es Ihnen, Lord Darlington? Leider kann ich Ihnen nicht die Hand geben., sie ist ganz nass von diesen Rosen. Sind sie nicht reizend? Sie kamen heute Morgen aus Selby.
Lord Darlington. Sie sind absolut perfekt. [Sieht einen Fächer auf dem Tisch liegen] Und was für ein wunderbarer Fächer! Darf ich ihn mir ansehen?
Lady Windermere. Sehr gerne. Hübsch, nicht wahr? Sogar mein Name steht drauf, was ich gerade erst selbst bemerkt habe. Mein Mann hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt – Sie wissen, dass ich heute Geburtstag habe?
Lord Darlington. Nein? Ist das denn möglich?
Lady Windermere. Ja, ich werde heute volljährig. Ein ziemlich wichtiger Tag in meinem Leben, nicht wahr? Und deshalb gebe ich heute Abend dieses Fest. Aber setzen Sie sich doch. [Arrangiert immer noch die Blumen]
Lord Darlington. Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass Sie heute Geburtstag haben, Lady Windermere. Ich hätte die ganze Straße vor Ihrem Haus mit Blumen übersät, damit Sie darauf laufen könnten. Sie sind wie für Sie gemacht. [Eine kurze Pause]
Lady Windermere. Lord Darlington, Sie haben mich bereits gestern Abend im Außenministerium sehr verärgert. Ich fürchte, Sie sind gerade wieder auf dem besten Weg dazu.
Lord Darlington. Ich, Lady Windermere?
[Parker und ein Lakai kommen mit einem Tablett und einem Teeservice durch die Tür in der Mitte].
Lady Windermere. Stellen Sie es dahin, Parker. Das genügt. [Wischt sich die Hände mit ihrem Taschentuch ab, geht zum Teetisch und setzt sich] Wollen Sie mir nicht Gesellschaft leisten, Lord Darlington?
[Parker ab].
Lord Darlington. [Nimmt einen Stuhl und geht zu ihr hinüber] Ich bin ganz verlegen, Lady Windermere. Sie müssen mir erzählen, was ich getan habe. [Setzt sich an den Tisch links]
Lady Windermere. Nun, Sie haben mir den ganzen Abend lang kunstvolle Komplimente gemacht.
Lord Darlington. Ach, heutzutage sind wir alle so knapp bei Kasse, dass die einzigen schönen Dinge, die wir verteilen können, Komplimente sind. Sie sind sogar das Einzige, was wir überhaupt verteilen können.
Lady Windermere. Nein, ich meine es sehr ernst. Sie sollten sich nicht darüber lustig machen. Ich mag keine Komplimente, und mir ist nicht begreiflich, warum ein Mann denkt, dass er einer Frau gefällt, bloß weil er ihr eine Menge Dinge sagt, die er nicht so meint.
Lord Darlington. Aha – aber ich habe es so gemeint. [Nimmt den Tee, den sie ihm anbietet].
Lady Windermere. Das hoffe ich nicht. Es täte mir leid, mit Ihnen streiten zu müssen, Lord Darlington. Ich mag Sie sehr, das wissen Sie. Aber dem wäre nicht so, wenn Sie so wären wie die meisten anderen Männer. Glauben Sie mir, Sie sind besser als die, und manchmal denke ich, Sie tun so, als wären Sie schlechter.
…