Ponce de Leon – Clemens Brentano
Ponce de Leon ist ein Lustspiel von Clemens Brentano, das 1803 erschien. Der Stoff entstammt wahrscheinlich aus dem “Don Gabriel Ponce de Leon”. Die Erzählung ist auch in den französischen Feenmärchen der Madame Marie-Catherine d’Aulnoy enthalten.
Format: eBook.
Ponce de Leon.
ISBN eBook: 9783849654726
Auszug aus dem ersten Akt
VALERIA sieht an ihm in die Höhe, und nickt. Ponce?
PONCE. Und? – Wird es bald ein Ende? Man darf euch Mädchen nur unter die Hände kommen, so wird man gleich oder nimmer fertig.
VALERIA. Nimmer, meiner Liebe zu dir wird nimmer ein Ende, ich könnte mein Leben damit zubringen, dich zu putzen – ach! und ich würde nicht fertig. –
PONCE. Putze lieber einmal das Licht.
VALERIA Sie tut es. Du hast recht, so kann ich dich noch besser bewundern, du bist doch gut, daß du das sagst. –
PONCE. Ich bitte dich, stelle dir nichts zu Großmütiges von mir vor; es war der bloßen Dunkelheit wegen, und damit ich schneller von dem dummen Stühlchen herunterkomme. Nun bin ich gut genug?
VALERIA. O wie bist du! – Du bist ordentlich zu gut für den Ball, Beleuchtet ihn. steige nur herunter.
PONCE. Zu gut für den Ball, zu gut für mich, zu gut für die ganze Welt. Er setzt sich. Mache nur den Mantel fertig; es ist Zeit, daß ich gehe.
VALERIA näht an dem Mantel. Zu gut für die ganze Welt? Ponce, ich bin auch auf der Welt.
PONCE O ja! aber höre, erzähle mir etwas anders.
VALERIA. Du hast recht, du hörst das schon so lange, ich weiß auch gar nichts mehr als von dieser Liebe. Doch – erwartet Ihr Don Felix noch auf dem Balle?
PONCE. Aquilar hat den Ball angestellt, damit Felix Lucillen gleich bei seiner Ankunft bequem sprechen kann, denn er ist ein sehr bequemer Liebhaber. Lucillen wird er aber nicht finden; Gott weiß, was ihre Tante bewogen hat, sie zurückzuhalten. Bist du bald fertig?
VALERIA hängt ihm das venetianische Mäntelchen um. Hier – wie bist du nun schön, und wie durch und durch maskiert – die Locken verstellen dich und verschönern dich – ach!
PONCE. Was fehlt?
VALERIA. Wenn nun eine andre die Reihen so mit dir durchfliegt und deinem Herzen so nahe ist, und ich bin es nicht, – o! ich möchte auch auf diesem Balle sein, nur sehen, wie du tanzest und alle Augen dir nachgehen; nur in einem Winkelchen möchte ich stehen und für mich sagen: Der Schatz in seinem Herzen ist mein, alle die Edelsteine auf seinem Wamse sind nicht mein, aber er, er selbst ist mein.
PONCE. Was liegt dir daran, wenn ich andern gefalle? Sei zufrieden, wenn ich dir gefalle.
VALERIA. Du mir – und Valeria, wem?
PONCE. Natürlich jedem, der schöne Mädchen liebt, und also – Er küßt sie.
VALERIA umfaßt ihn. Du liebst mich – o Ponce, was wird das werden, daß ich mich nicht vor diesem Putze fürchte, den ich so sorgsam ordne und dann nicht schone, dich zu umarmen. – Du schweigst?
PONCE windet sich los. Mache fort, Liebe, ich muß weg.
VALERIA. Dieser Putz ist eine Maske, Ponce, du liebst mich nicht, du hast dich nur maskiert, und ich habe geholfen, mich selbst zu betrügen.
PONCE. Gut dann – ich liebe dich, weil du mich so hübsch maskierst.
VALERIA traurig. Ach, und ich maskierte dich, weil ich dich so sehr liebe.
PONCE. Sei ruhig, Liebe, ich kann ja nicht mit dir gerührt werden, Masken können ja nicht weinen.
VALERIA. Aber ihre Kälte kann weinen machen – Wendet sich weg.
PONCE umfaßt sie. Wie bist du nun, läßt du mich da stehen! Wo ist der Spiegel, ich will sehen, wie du mich so hübsch geputzt hast, und dich – ja, und dich loben.
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