Ausgewählte Briefe

Ausgewählte Briefe – Gregor der Große

Papst Gregor I., allgemein bekannt als der Heilige Gregor der Große, war vom 3. September 590 bis zu seinem Tod Bischof von Rom. Er ist dafür bekannt, die erste belegte, groß angelegte römische Mission initiiert zu haben, die Gregorianische Mission, um die damals heidnischen Angelsachsen in England zum Christentum zu bekehren. Gregor ist auch für seine Schriften bekannt, die produktiver waren als die aller seiner Vorgänger als Papst. Gregor ist einer der lateinischen Kirchenväter und ein Doktor der Kirche. Er gilt als Heiliger in der katholischen Kirche, der östlich-orthodoxen Kirche, der anglikanischen Gemeinschaft, verschiedenen lutherischen und anderen protestantischen Konfessionen. Unmittelbar nach seinem Tod wurde Gregor vom Volk heiliggesprochen. Der protestantische Reformator Johannes Calvin bewunderte Gregor sehr und erklärte in seinen “Institutes”, dass Gregor der letzte gute Papst gewesen sei. Er ist der Schutzpatron der Musiker, Sänger, Studenten und Lehrer. In diesem Band finden sich seine wichtigsten Briefe.

Ausgewählte Briefe

Ausgewählte Briefe.

Format: eBook/Taschenbuch

Ausgewählte Briefe

ISBN eBook: 9783849660376

ISBN Taschenbuch: 9783849667801

 

Auszug aus dem Text:

 

Erstes Buch. Briefe aus den Jahren 590—591.

I. (1.) An alle Bischöfe, die in Sicilien ihren Sitz haben.

I.        Gesammtausgabe 1.

 Gregor, Knecht der Knechte Gottes, an alle Bischöfe, die in Sicilien ihren Sitz haben.

Inhalt: Gregor theilt ihnen mit, daß er den aus ben Dialogen wohlbekannten Petrus, der damals noch Subdiakon gewesen, zu seinem Legaten für Sicilien ernannt habe. (Schon früher hatte er ihn zum Verwalter der römischen Kirchengüter (des sogenannten Patrimonium Petri) gemacht, die besonders in Sicilien groß und zahlreich waren. — Zugleich ordnet Gregor eine jährlich abzuhaltende Provinzialsynode an und ertheilt hiefür Anweisungen.

Wir haben es für sehr nothwendig erkannt, ebenso wie es auch Unsre Vorgänger gehalten, ein und derselben Person alle Geschäfte zu übertragen, damit in Unsrer Abwesenheit Unsre Rechte durch Unsre Bevollmächtigten gewahrt werden.  Deßhalb haben Wir dem Petrus, Subdiakon Unsres Stuhles, mit Gottes Beistand Unsre Gewalt übergeben. Denn Wir können in seine Handlungsweise kein Mißtrauen setzen, da es ja bekannt ist, daß Wir ihm unter Gottes Beistand die Verwaltung des ganzen Patrimoniums Unsrer Kirche anvertraut haben.

Auch haben Wir es für nothwendig erkannt, daß ihr einmal im Jahre zu Syrakus oder Catana mit geziemender Wurde, wie Wir auch Unserm Stellvertreter befohlen, alle brüderlich zusammenkommet, um mit Petrus, dem Subdiakon Unsres Stuhles, in geeigneter Weise anzuordnen, was zum Wohle der Kirchenprovinz, zur Hilfe der Armen und Unterdrückten, zur heilsamen Belehrung Aller oder zur Zurechtweisung der Fehlenden nützlich scheint. Von dieser Versammlung sei ferne der Haß und Alles, was Unfriede stiftet; es weiche aber auch innerlicher Neid und fluchwürdige Herzens-Zwietracht. Gottgefällige Einheit und Liebe lasse die Priester Gottes erkennen. Dieß alles also thuet mit jener Reife und Ruhe, daß man euch mit vollstem Rechte eine Bischofs-Versammlung nennen könne.

 

II. (2.) An den Prätor Justinus von Sicilien.

II.     Gesammtausgabe 2.

An den Prätor Justinus von Sicilien.

Inhalt: Gregor sucht den neuen Prätor von Sicilien auf die freundlichste Art zu gewinnen, gibt ihm aber sehr ernste Wahrheiten zu bedenken. Zugleich beleuchtet er ein Mißverständnis wegen der amtlichen Getreidelieferung nach Rom und empfiehlt seinen Legaten Petrus.  

Was die Zunge spricht, bezeugt das Gewissen, daß ich Euch nämlich viel geliebt und verehrt habe, auch als Ihr noch lange nicht mit Amtsgeschäften zu thun hattet. Denn die Bescheidenheit Eures Wandels nöthigte dazu, Euch zu lieben, sogar wenn man nicht gewollt hätte. Und so habe ich mich denn sehr gefreut, als ich hörte, daß Ihr gekommen seid, um die Prätorstelle in Sicilien zu verwalten. Da ich aher vernahm, daß sich Eifersucht zwischen Euch und die Vertreter der Kirche einschleiche, wurde ich tief betrübt. Da nun Euch die Civilverwaltung, mich aber die Kirchen-Regierung in Anspruch nimmt, so kann zwischen uns doch insoweit Freundschaft herrschen, als wir dadurch der Gefammtheit nicht schaden. Deßhalb bitte ich beim allmächtigen Gott, vor dessen furchtbarem Gerichte wir Rechenschaft über unsre Handlungen ablegen werden, daß Ew. Herrlichkeit die Rücksicht auf dasselbe immer vor Augen habe und nie Etwas zulasse, wodurch zwischen uns auch nur ein kleiner Zwist sich erheben könnte. Kein Gewinn verleite Euch zur Ungerechtigkeit, keine Freundschaft lenke Euch vom geraden Wege ab. Erwäget, wie kurz das Leben sei, bedenket, da Ihr das Richteramt verwaltet, vor welchen Richter Ihr bald treten werdet. Sorgfältig also muß man darauf achten, daß wir allen Gewinn hier zurücklassen und nur Dasjenige mit uns vor das Gericht tragen, wodurch wir den unseligen Gewinn erlangt haben. Deßhalb müssen wir jene Güter suchen, die der Tod nicht hinwegnimmt, die sich vielmehr beim Lebensende als ewig dauernde bewähren.

Was Ihr aber vom Getreide schreibet, wird ganz anders von dem erlauchten Citonatus dargestellt. Derselbe behauptet, es sei nur so viel geschickt worden, als zur Füllung der Scheunen für das vergangene Jahr erfordert wurde,1

Traget Sorge für diese Angelegenheit; denn wenn zu wenig hierher geschickt wird, so wird dadurch nicht ein Mensch, wer er auch sei, sondern das ganze Volk zusammen um’s Leben gebracht.

Zur Verwaltung der sicilischen Kirchengüter habe ich, wie ich wenigstens meine, mit Gottes Beistand einen Mann geschickt, mit dem Ihr in Allem auskommen sonnt, wenn Ihr gegen ihn die rechte Liebe habet, wie ich sie von Euch erfahren habe. Daraus aber, daß Ihr mich mahnet, Euer eingedenk zu sein, habe ich — die Wahrheit zu gestehen, wenn sich nicht durch List des bösen Feindes ein falsches Urtheil einschleicht — eine so große Demuth Ew. Herrlichkeit ersehen, daß ich mich schämen müßte, nicht der Eurige zu sein.

 

III. (3.) An den Scholastiker Paulus.

III.   Gesammtausgabe 3.

An den Scholastiker2 Paulus.

Inhalt: Gregor tadelt den Adressaten, daß er ichm zur päpstlichen Würde Glück wünsche, und condolirt ichm nicht ohne freunbschaftliche Ironie zu seiner Beförderung nach Rom, dessen Noth er ihm dringend an’s Herz legt.

Wenn mir fremde Leute wegen der priesterlichen Würde schmeicheln, so gebe ich nicht viel darauf; daß aber auch Ihr mir in diesem Betreffe schmeicheln müßt, das schmerzt mich bitter; denn Euch ist ja meine Sehnsucht vollkommen bekannt, und doch seid Ihr der Ansicht, ich hätte es zu Etwas gebracht. Ja, Dieß wäre mir die liebste Beförderung gewesen, wenn mein Wunsch hätte in Erfüllung gehen können, wenn ich meinen Willen, den Ihr längst kennet, durch Erlangung der ersehnten Ruhe hätte in Ausführung bringen können.

Aber weil ich nun Doch, mit Ehrenketten gefesselt, in Rom bleiben muß, so kann ich auch über Ew. Herrlichkeit mich eines Triumphes erfreuen. Denn wenn Se. Eminenz der Exconsul Leo kommt, so glaube ich nicht, daß Du in Sicilien zu bleiben habest; und da nun auch Du in Ehren-Ketten Deinen Wohnsitz zu Rom aufschlagen mußt, so kannst Du Dir denken, welch’ bittern Schmerz mir Dieß bereitet!

Wenn aber der geehrte Chartularius 3 Maurentius kommt, so stehet ihm bei, die Noth in Rom zu lindern; denn ohne Unterlaß werden wir von Feindesschwert durchbohrt Aber noch schwerer drückt uns die innere Gefahr der Meuterei im Heere. Endlich empfehlen wir den Subdiakon Petrus, den wir unter Gottes Beistand zur Verwaltung der Kirchengüter gesandt haben, Ew. Herrlichkeit in Allem.

  

IV. (4) An den Bischof Johannesvon Constantinopel.

IV.   Gesammtausgabe 4.

An den Bischof Johannes4von Constantinopel.

Inhalt: Gregor beklagt sich, daß der Patriarch seine Bestätigung durch den Kaiser nicht verhindert habe, bittet um sein Gebet und verspricht nächstens seine Synodalepistel zu senden.  

Wenn zur Tugend der Liebe auch die Nächstenliebe wesentlich gehört, wenn uns befohlen ist. den Nächsten zu lieben wie uns selbst, wie kommt es, daß Ew. Heiligkeit mich nicht liebt, wie sich selbst? Denn ich weiß, mit welch’ glühendem Eifer Ihr der Last der Bischofswürde entkommen wolltet; und doch habt Ihr kein Hinderniß in den Weg gelegt , daß mir die gleiche Last aufgebürdet wurde. Daraus ist ersichtlich, daß Ihr mich nicht liebt, wie Euch selbst, weil Ihr wolltet, daß ich die Last trage, die Ihr Euch nicht wolltet aufladen lassen. Aber weil nun ich Unwürdiger und Schwacher ein altes und von den Wellen arg mitgenommenes Schiff übernommen habe (von allen Seiten dringen ja die Wellen ein, und vom täglichen, heftigen Sturm gepeitscht ächzen schiffbrüchig die morschen Bretter), so bitte ich beim allmächtigen Gott, daß Ihr mir in dieser Gefahr die Hilfe Eures Gebetes zukommen lasset. Denn Ihr könnet mit um so größerer Sammlung beten, je mehr Ihr der Verwirrung und Trübsal, die wir hier zu Lande leiden, ferne stehet. Das Synodalschreiben5 werde ich nächstens zu schicken mich beeilen; denn seit meiner Weihe war ich von vielen und wichtigen Geschäften gedrängt, und den Überbringer dieses Briefes, unsern Bruder und Mitbischof Bacauda, willl ich nicht länger hinhalten.

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