Daten des Weltkriegs – Vorgeschichte und Verlauf bis Ende 1921

Daten des Weltkriegs – Vorgeschichte und Verlauf bis Ende 1921 – Kurt Jagow

Dr. Kurt Jagow war ein deutscher Publizist und Historiker. In seinem Werk “Daten des Weltkriegs” versucht er, möglichst objektiv eine Übersicht über die Geschehnisse und Zusammenhänge des Ersten Weltkriegs aufzulisten. Dabei gibt er chronologische Einblicke in die Vorgeschichte des Kriegs ab dem Jahr 1871, den Kriegsausbruch, sowie den politischen und militärischen Verlauf. Darüber hinaus zeigt Jagow auf, welche Auswirkungen der Krieg für die Wirtschaft hatte und wie sich die wichtigen Jahre nach dem Krieg für Deutschland und die Entente gestalteten. Eine präzise, chronologische Darstellung, die in keiner Sammlung von Weltkriegsbüchern fehlen sollte.

Daten des Weltkriegs - Vorgeschichte und Verlauf bis Ende 1921

Daten des Weltkriegs – Vorgeschichte und Verlauf bis Ende 1921.

Format: Taschenbuch/eBook

Daten des Weltkriegs – Vorgeschichte und Verlauf bis Ende 1921.

ISBN: 9783849653231 (eBook)

ISBN: 9783849669225 (Taschenbuch)

 

Auszug aus dem Kapitel “I. Vorgeschichte des Krieges (1871 – 1914)”

1871.

Begründung des Deutschen Reiches.

10. Mai Frankfurter Friede. Frankreich tritt Elsass-Lothringen an Deutschland ab und zahlt 5 Milliarden Franken Kriegsentschädigung.

 

Verhältnis des neuen Deutschen Reiches zu den anderen Großmächten.

 

Frankreich. Frankreichs Hass gegen Deutschland hat seine Ursachen: 1. in der Machtverschiebung, die in der Entwicklung Preußen-Deutschlands 1864, 1866 (schon damals der französische Schrei: “Rache für Sadowal”) und 1870/71. besonders aber in der Begründung des Reiches zum Ausdruck kommt. Verlust der Vormachtstellung, der “prépondérance legitime”, in Europa. Auch das Streben Frankreichs nach dem linken Rheinufer nunmehr aussichtslos. 2. In der militärischen Niederlage 1870/71 und 3. in dem Verluste Elsass-Lothringens. Das Ziel der leidenschaftlich betriebenen Revanchepolitik ist daher: Herabdrückung Deutschlands auf den früheren Stand und dadurch Wiedergewinnung der Vormachtstellung in Europa, Wiederherstellung der Waffenehre und Wiedergewinnung Elsass-Lothringens. Große Anstrengungen: Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1872 und schnelle Abtragung der Kriegsentschädigung an Deutschland, so dass Frankreich schon im September 1873 von deutschen Truppen geräumt wird.

Bismarcks Politik ist demgegenüber vor allem darauf gerichtet, zu verhindern, dass Frankreich Bundesgenossen findet. (Bismarcks “cauchemar des coalitions” .)

England. Wohlwollende Haltung 1870, Genugtuung über die Beseitigung der überragenden Stellung Napoleons III.. und die Schwächung Frankreichs, des alten Gegners auf kolonialem Gebiet. In der englischen Gesellschaft erfolgt aber schon nach Sedan ein Umschwung zuungunsten Deutschlands.

Bismarcks Politik ist bestrebt, ein möglichst freundschaftliches Verhältnis zu England zu gewinnen, um nicht von Russland abhängig zu werden.

Österreich-Ungarn. Nach der Niederlage von 1866 verhindern 1870 nur die Haltung Russlands und die schnellen deutschen Siege Österreichs Eintreten gegen Deutschland. Bismarck« Politik verfolgt demgegenüber, nachdem die deutsche Frage 1866 gelöst ist, sogleich nach Königgrätz das Ziel, zu einem Zusammengehen mit Österreich zu kommen. Nach dem Rücktritt des deutschfeindlichen Außenministers Beust und der Ernennung des Grafen Julius Andrassy zu seinem Nachfolgt r (November 1871) rückt dieses Ziel in greifbare Nähe.

Russland. Mit Preußen seit den Freiheitskriegen durch die traditionelle Freundschaft der Herrscherhäuser verbunden, unterstützt Russland es 1866 und 1870 politisch; dadurch 1870 ein Eingreifen Österreichs verhindert. Ein Umschwung erfolgt während des Krieges wie in der englischen so auch in der russischen Gesellschaft, die kulturell stark von Frankreich abhängig ist. Bismarcks Politik ist darauf gerichtet, nicht nur mit Österreich, sondern auch mit Russland in einem guten Verhältnis zu leben; sein eigentliches Ziel ist die Wiederherstellung des alten, auf dynastischer Grundlage beruhenden Bündnisses zwischen Deutschland, Österreich und Russland. Eine Option zwischen Russland und Österreich möchte er nach Möglichkeit vermeiden.

Die große europäische Politik steht im Übrigen im Zeichen des englisch-russischen Gegensatzes. Russlands Ziele sind die Eroberung Konstantinopels und die Befreiung der Balkanvölker. sowie Ausdehnung in Innerasien. In beiden Bestrebungen stößt es auf den heftigen Widerstand Englands. (Indien !)

1872.

“Dreikaiserbündnis.” (Wilhelm 1., Alexander II., Franz Joseph 1.)

Es gelingt Bismarck, die Gegensätze zwischen Russland und Österreich-Ungarn im Orient zu überwinden und beide Mächte mit Deutschland für einige Jahre zu einer freundschaftlichen Verständigung zu vereinigen. Die gemeinsamen Ziele sind innerpolitisch der Kampf gegen den Umsturz und außenpolitisch gegen die Internationale. (Das Bündnis wird im Frühjahr 1 873 schriftlich festgelegt: gegenüber dem Angriff einer fremden Macht wollen die Vertragschließenden gemeinsam auftreten.)

1875.

Cadregesetz in Frankreich: Erhöhung der Kriegsstärke des Heeres um 150000 Mann.

Angebliche deutsch-französische Kriegsgefahr.

Deutschland ziele auf einen neuen Krieg mit Frankreich, das sich zu schnell erhole, und wolle die Abtretung Belforts sowie 10 Milliarden Kriegsentschädigung erzwingen. England und Russland auf Seiten Frankreichs. (Der russische Staatskanzler Gortschakow spielt sich als Retter Frankreichs und des europäischen Friedens auf.)

Herzegowinisch-bosnischer Aufstand. Seitdem Verschärfung der Beziehungen zwischen Russland und Österreich-Ungarn.

1877.

Ankauf des Hauptteils der Suezkanal Aktien durch den englischen Premierminister. Beginn der ägyptischen Politik Englands; entstehender Gegensatz zu Frankreich in Ägypten. (Der Suezkanal von Franzosen gebaut!)

1877-78.

Russisch-Türkischer Krieg. Nach anfänglichen Niederlagen schließlich völliger Sieg Russlands. Scharfe Spannung zwischen England und Russland.

…..

 

Dieser Beitrag wurde unter I. Weltkrieg, Weltgeschichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.