Die Apologie des Aristides

Die Apologie des Aristides

Die “Apologie des Aristides” wurde von dem frühchristlichen Schriftsteller Aristides (fl. 2. Jahrhundert) verfasst. Bis 1878 beschränkte sich unser Wissen über Aristides auf einige Hinweise in Werken von Eusebius von Caesarea und dem Heiligen Hieronymus. Eusebius sagte, dass er ein athenischer Philosoph war, und dass er und ein anderer Apologet, Quadratus, ihre Apologien direkt an den Kaiser Hadrian übergaben. Aristides blieb auch nach seiner Bekehrung zum Christentum ein Philosoph und arbeitete weiterhin als Philosoph in Athen.

Die Apologie des Aristides

Die Apologie des Aristides.

Format: eBook/Taschenbuch

Die Apologie des Aristides

ISBN eBook: 9783849659707

ISBN Taschenbuch: 9783849668532

 

Auszug aus dem Text:

 

 An1 den Imperator Caesar Titus (Aelius) Hadrianus Antoninus Augustus Pius der Philosoph Marcianus Aristides aus Athen

1.

  1. Ich bin, o Kaiser, durch Gottes Vorsehung2auf die Welt gekommen. Und als ich den Himmel betrachtete3und Erde und Meer, und Sonne und Mond [erblickte] und die übrigen Schöpfungswerke, da erstaunte ich über dieses Weltgebäude4. 2. Ich begriff aber, daß sich die Welt und alles darin (nur) aus Zwang [seitens eines andern] bewegt, und ich sah ein, daß derjenige, der sie bewegt und erhält, Gott ist, [der darin verhüllt und dadurch verborgen ist5]; auch ist klar, daß das Bewegende stärker6 ist als das Bewegte, und das Erhaltende stärker als das Erhaltene . Aber nachzugrübeln über den Beweger des Alls, wie beschaffen er (nämlich) ist – denn soviel ist mir ersichtlich: er ist ja seiner Natur nach unbegreiflich – und zu handeln über die Festigkeit seiner Weltordnung, um sie ganz zu begreifen, bringt mir keinen Gewinn, kann sie ja doch niemand vollkommen begreifen. 3. Ich behaupte aber von dem Weltbeweger, daß er der Gott des Alls ist, der alles um des Menschen7 willen gemacht hat; und mir scheint das (allein) von Wert zu sein, daß man Gott verehre und den (Mit-) Menschen nicht kränke.  4. Ich behaupte aber, daß Gott ungezeugt8 ist und ungemacht9, von niemand umfaßt wird, selbst aber alles umfaßt10, (daß er ist) eine durch sich seiende11 Form12, anfangslos13 und endlos, unvergänglich14, unsterblich, vollkommen und unbegreiflich15. Wenn ich sagte: vollkommen, so heißt das, daß er keinen Mangel hat und nichts bedarf16, während alles seiner bedarf; und wenn ich sagte, daß er anfangslos ist, so heißt das, daß alles, was einen Anfang hat, auch ein Ende hat, und alles, was ein Ende hat, auflösbar ist.
  2. Er hat keinen Namen17; denn alles, was einen Namen hat, gehört mit zum Geschaffenen. Er hat keine Gestalt und keine Zusammensetzung von Gliedern; denn wer solches hat, gehört mit zu den Gebilden. Er ist nicht männlich und nicht weiblich18. Der Himmel umfaßt ihn nicht, vielmehr wird der Himmel und alles Sichtbare und Unsichtbare von ihm umfaßt. 6. Er hat keinen Gegner; denn es gibt niemand, der stärker wäre als er19. Er hat nicht Grimm und Zorn20; denn es gibt nichts, das ihm widerstehen könnte. Irrtum und Vergeßlichkeit liegt nicht in seiner Natur; denn er ist ganz und gar Weisheit und Einsicht und durch ihn besteht alles21, [was besteht]. Er heischt nicht  Schlacht- und Trankopfer22, noch eines von den sichtbaren Dingen; [von niemand heischt er etwas,] aber alle Lebewesen heischen von ihm.

2.

  1. Da also [von uns zu Euch] über Gott ist gesprochen worden, soweit ich23über ihn zu sprechen vermochte, wollen wir nun zum Menschengeschlecht kommen, um zu sehen24, welche hiervon an der Wahrheit teilhaben, von der wir gesprochen, und welche am Irrtum25. Es ist uns26offenbar, o Kaiser, daß es auf der Welt vier Gattungen von Menschen gibt: Barbaren und Griechen, Juden und Christen27. 3. Die Barbaren nun leiten ihre Abkunft von28 Kronos und Rhea und ihren übrigen Göttern her, 4. die Griechen dagegen von Hellen, der von Zeus abstammen soll; von Hellen stammt dann Aiolos und Xuthos, das übrige Hellas aber von Inachos und Phoroneus, zuletzt von dem Ägypter Danaos, dem Sidonier Kadmos29 und dem Thebaner30 Dionysos. 5. Die Juden31 aber leiten ihre Abkunft von Abraham her, der Isaak zeugte, von dem dann Jakob gezeugt wurde, der selbst zwölf Söhne zeugte. Diese übersiedelten von Syrien nach Ägypten.  Dort wurden sie von ihrem Gesetzgeber das Hebräervolk genannt; später erhielten sie den Namen Juden.
  2. Die32Christen nun leiten ihre Abkunft33von34 Jesus Christus35 her. Dieser wird der Sohn des höchsten Gottes genannt36, und es heißt (von ihm), daß er (als) Gott vom Himmel niederstieg37 und von einer hebräischen Jungfrau Fleisch nahm38 und anzog, und (daß so) in einer Menschentochter der Sohn Gottes Wohnung nahm39. Dies wird gelehrt von dem Evangelium, das – so heißt es bei ihnen – (erst) vor kurzem gepredigt worden ist, (und) dessen Sinn auch Ihr, wenn Ihr darin leset, erfassen werdet, 8. Dieser Jesus also entstammt dem Geschlechte der Hebräer. Er hatte aber zwölf Jünger, damit sein wunderbares40 Heilswerk vollendet würde41. Derselbe wurde von den Juden42 durchbohrt43 [und starb und wurde begraben], und es  heißt (von ihm), daß er nach drei Tagen wieder auflebte44 und in den Himmel erhoben45 wurde. Und dann zogen diese zwölf Jünger aus46 in die bekannten Gegenden der Welt47 und lehrten seine Majestät in aller Milde und Ehrbarkeit. Deshalb werden auch diejenigen, die heute an jene Predigt glauben48, Christen genannt, wie sie allbekannt sind.
  3. Es gibt also, wie ich vorhin sagte, vier Gattungen von Menschen: Barbaren und Griechen, Juden und Christen.

[10. Gott also dient der Hauch, den Engeln das Feuer, den Dämonen das Wasser und den Menschen die Erde49.]

3.

  1. Wollen wir nun mit den Barbaren beginnen und nach und nach zu den übrigen Völkern kommen, damit wir [ein]sehen, welche von ihnen die Wahrheit über Gott besitzen und welche [von ihnen] den Irrtum50. 2. Die Barbaren51also, die Gott nicht kennen52, gingen den Elementen nach in die Irre und begannen das Geschöpf53an Stelle seines Schöpfers zu verehren, und [deshalb] machten [sie] Bilder davon54 und  schlossen sie in Tempel ein55. Und nun beten sie dieselben an56, sie Götter nennend57, und behüten58 sie gar sorgfältig, damit sie nicht von Räubern gestohlen werden59. Und nicht sahen die Barbaren ein, daß alles Behütende größer ist als das Behütete und [je]der Schaffende größer als das Geschaffene60. Sind nun ihre Götter zu ihrer eigenen Rettung zu ohnmächtig61, wie sollen sie dann den Menschen Rettung bringen? Einen großen Irrtum haben also die Barbaren begangen, indem sie tote62 und [für sie] nutzlose63 Bildsäulen anbeteten.
  2. Und Staunen überkommt mich, o Kaiser, ob ihrer Philosophen64, daß auch sie so irregingen und den Namen Götter Bildern gaben, die zu Ehren der Elemente gefertigt worden, und (daß) die Weisen gar nicht einsahen, daß auch jene Elemente vergänglich65und auflöslich sind. Denn wenn (nur) ein kleiner Teil von einem Element sich auflöst oder vergeht, so löst es sich ganz auf und vergeht (ganz). Sind nun jene Elemente auflöslich und vergänglich und müssen sie sich aus Zwang einem andern fügen, das fester ist als sie, und sind sie nicht ihrer Natur nach Götter, wie mögen sie die (nur) ihnen zu Ehren gemachten Bilder Götter nennen? 4. Groß ist also der Irrtum, den ihre Philosophen über ihre Anhänger gebracht haben.

Dieser Beitrag wurde unter Die Schriften der Kirchenväter veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.