Die Gefechte in Norwegen, Band 2: Die Schlachten um Narvik und die Lofoten

Die Gefechte in Norwegen, Band 2: Die Schlachten um Narvik und die Lofoten

Die Invasion Norwegens durch Nazi-Deutschland, die sogenannte “Weserübung Nord”, und der darauf folgende Versuch der Befreiung Norwegens durch die Alliierten fand vom 9. April bis zum 10. Juni 1940 statt. Der alliierte Feldzug blieb erfolglos und führte zur Flucht von König Haakon VII. und dem Rest der königlichen Familie nach Großbritannien. Im April kamen das Vereinigte Königreich und Frankreich Norwegen mit einer Auslandsstreitmacht zu Hilfe. Trotz mäßiger Erfolge in den nördlichen Teilen Norwegens wurden die Alliierten schließlich durch den deutschen Überfall auf Frankreich im Mai 1940 zum Rückzug gezwungen, und die norwegische Regierung suchte das Exil. Der Feldzug endete mit der Besetzung Norwegens durch Deutschland und den fortgesetzten Kämpfen der norwegischen Exilkräfte aus dem Ausland. Dieser Band beinhaltet detaillierte Schilderungen der Kämpfe um Narvik und vor den Lofoten.

Die Gefechte in Norwegen, Band 2: Die Schlachten um Narvik und die Lofoten

Die Gefechte in Norwegen, Band 2: Die Schlachten um Narvik und die Lofoten.

Format: Taschenbuch/eBook

Die Gefechte in Norwegen, Band 2: Die Schlachten um Narvik und die Lofoten.

ISBN: 9783849654443 (eBook)

ISBN: 9783849668365 (Taschenbuch)

 

Auszug aus “Die Schlacht um Narvik”

 

Die Hauptverteidigung Narviks waren die alten Küstenschutzschiffe “Eidsvold” und “Norge.” Von der “Kelt” alarmiert, bereiteten sich die beiden norwegischen Schiffe auf den Kampf vor: Die Kanonen wurden geladen und der Besatzung Rettungswesten zur Verfügung gestellt. Gegen 04:15 Uhr entdeckten die Deutschen die “Eidsvold”, welche dem führenden deutschen Zerstörer sofort Zeichen mit einer Signallampe gab. Als die Deutschen nicht auf das Signal reagierten, wurde ein Warnschuss über Bug abgefeuert. [8]

Da die Deutschen den Befehl hatten, Norwegen möglichst friedlich zu besetzen, hielt das deutsche Flaggschiff “Wilhelm Heidkamp” an und signalisierte, dass es einen Offizier zu Verhandlungen schicken würde. Eine kleine Barkasse brachte Korvettenkapitän Gerlach rüber zur “Eidsvold.” Gerlach wurde auf die Brücke gebracht, um mit Kapitän Odd Isaachsen Willoch zu sprechen. [9]

Gerlach versuchte Willoch davon zu überzeugen, dass die Deutschen als Freunde gekommen waren, aber dass die Norweger ihre Kriegsschiffe an die deutschen Streitkräfte übergeben mussten. Kapitän Willoch bat um Zeit, um Rücksprache mit seinem Kommandanten, Kapitän Per Askim, dem Kommandanten der “Norge”, zu halten. Diese Bitte wurde von den Deutschen abgelehnt, aber noch während Willoch mit dem deutschen Offizier sprach, hatte der Funker an Bord der “Eidsvold” Askim die Ereignisse mitgeteilt. Askims Antwort auf die deutschen Forderungen und sein Befehl an Willoch kam sofort; Willoch und die “Eidsvold” sollten das Feuer eröffnen [10] Willoch antwortete Askim: “Ich greife an.” Während dieser Zeit hatte sich der deutsche Zerstörer “Wilhelm Heidkamp” siebenhundert Meter vor der Backbordseite der “Eidsvold” positioniert und seine Torpedorohre auf das norwegische  Schiff ausgerichtet [8].

Gerlach versuchte noch einmal, Willoch zur Kapitulation zu bewegen, aber dieser weigerte sich. Als Gerlach die “Eidsvold” verließ, feuerte er eine rote Leuchtrakete ab, was den Deutschen anzeigte, dass die Norweger kämpfen würden. An dieser Stelle rief Kapitän Willoch: “På plass ved kanonene. Nå skal vi slåss, rinne!” (“Bemannt die Geschütze. Wir werden kämpfen, Jungs!”) [11]. Die “Eidsvold” richtete sich auf den nächsten Zerstörer aus, beschleunigte und verringerte die Entfernung zur Wilhelm Heidkamp auf dreihundert Meter, während der Batteriekommandant der Backbordbatterie (drei 15 cm-Geschütze) befahl, das Feuer zu eröffnen.[12]

Die Deutschen, die befürchteten, dass die “Eidsvold” den Zerstörer rammen könnte, feuerten vier Torpedos der “Wilhelm Heidkamp” auf das alte Schiff. Zwei der Torpedos schlugen ein, bevor die Backbordgeschütze feuern konnten. Das norwegische Munitionsmagazin explodierte und die “Eidsvold” zerfiel in zwei Hälften. Der vordere Teil des Schiffes sank in Sekunden, das Heck folgte einige Minuten später, während sich die Schrauben immer noch drehten. Gegen 04:37 Uhr war das Schiff gesunken. 175 norwegische Seeleute starben im eiskalten Wasser, darunter auch Kapitän Willoch; nur acht Männer überlebten [13].

Tiefer im Fjord waren die Explosionen an Bord der “Norge” zu hören, aber es war nichts zu sehen, bis zwei deutsche Zerstörer plötzlich aus der Dunkelheit auftauchten und Kapitän Per Askim um 04:45 Uhr den Befehl gab, das Feuer zu eröffnen. Die 21 cm-Geschütze gaben vier Schüsse ab (einen aus dem vorderen und drei aus dem hinteren Geschütz), dazu wurden sieben oder acht Schüsse aus den 15 cm-Geschützen auf den deutschen Zerstörer “Bernd von Arnim”, der sich in einer Entfernung von etwa achthundert Metern befand, abgefeuert. Aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen waren die optischen Visiere der Kanonen unbrauchbar: Die erste Salve fiel zu kurz, die nächste zu weit.

Die deutschen Zerstörer warteten, bis sie am Pier waren, bevor sie das Feuer erwiderten. Die “Bernd von Armin” eröffnete das Feuer mit ihren 12,7 cm-Geschützen sowie mit Maschinengewehren, aber das Wetter bereitete auch den Deutschen Probleme. Der Zerstörer feuerte auch drei Salven von je zwei Torpedos ab. Die ersten beiden Salven verfehlten das Ziel, aber die letzte traf die “Norge” mittschiffs und sie sank in weniger als einer Minute. 90 Mann der Besatzung wurden gerettet, aber 101 starben in der Schlacht, die weniger als 20 Minuten gedauert hatte. Die Zerstörung der “Norge” bedeutete das Ende des norwegischen Widerstands im Hafen.

Ein Großteil der Garnison in Narvik erwachte durch das Geräusch der Schüsse und war nicht darauf vorbereitet, gegen die Deutschen zu kämpfen. Viele wurden umzingelt und entwaffnet, als sie sich auf den Weg machten, um Verteidigungsstellungen einzunehmen. Als Grund für die schnelle Kapitulation wird oft der Oberbefehlshaber der Region Narvik, Oberst Konrad Sundlo, genannt [14]. Von Generaladmiral Erich Raeder als “Offizier mit angeblich prodeutschen Sympathien” bezeichnet, zog er sich nach den Gefechten auf See mit seinen Truppen schnell aus dem Gebiet bis nach Framnes zurück und nahm Verhandlungen mit den Deutschen auf.

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