Die Invasion der Niederlande

Die Invasion der Niederlande

Die Invasion der Niederlande war ein militärischer Feldzug im Rahmen des “Fall Gelb”, der deutschen Invasion der Benelux-Länder (Belgien, Luxemburg und die Niederlande) sowie Frankreichs während des Zweiten Weltkriegs. Die Invasion und die darauf folgenden Schlachten dauerten vom 10. Mai 1940 bis zur Kapitulation der niederländischen Streitkräfte am 14. Mai. Die Truppen in der Provinz Zeeland widersetzten sich der Wehrmacht weiterhin bis zum 17. Mai, als Deutschland schließlich das ganze Land besetzt hatte. Während der Invasion fanden einige der frühesten Massenabsprünge von Fallschirmjägern statt, die taktische Punkte besetzen und den Vormarsch der Bodentruppen unterstützen sollten. So setzte die deutsche Luftwaffe Fallschirmjäger bei der Einnahme mehrerer Flugplätze in der Nähe von Rotterdam und Den Haag ein, um das Land so schnell zu überrennen und die niederländischen Truppen außer Gefecht zu setzen.

Die Invasion der Niederlande

Die Invasion der Niederlande.

Format: Taschenbuch/eBook

Die Invasion der Niederlande

ISBN: 9783849660703 (eBook)

ISBN: 9783849667757 (Taschenbuch)

 

Auszug aus dem Text:

 

Französische Strategie

Neben der niederländischen Armee und der deutschen 18. Armee sollte noch eine dritte Streitmacht, die nicht viel kleiner als eine der gerade genannten war, auf niederländischem Boden operieren: die französische 7. Armee. Sie verfolgte ihre eigenen Ziele im Rahmen einer größeren, französischen Strategie, die schon lange Zeit die Möglichkeit von Operationen auf niederländischem Gebiet beinhaltete. Die Küstenregionen Zeeland und Holland waren aufgrund ihrer vielen Wasserstraßen schwer zu überwinden. Sowohl die Franzosen als auch die Deutschen sahen jedoch die Möglichkeit von Überraschungsangriffen in diesen Regionen. Für die Deutschen hätte dies den Vorteil gehabt, die Linie Antwerpen-Namur zu umgehen. Die Inseln vor Zeeland galten als strategisch kritisch, da sie sich direkt gegenüber der Themse-Mündung befinden, und ihre Einnahme eine besondere Bedrohung für die Sicherheit Englands dargestellt hätte.

Schnelle Streitkräfte, ob zu offensiven oder defensiven Zwecken, wurden benötigt, um dem Feind wichtige Stellungen zu verweigern. Lange bevor die Deutschen es taten, hatten die Franzosen darüber nachgedacht, mit Luftlandetruppen schnelle Vorstöße zu erzielen. Bereits 1936 hatten die Franzosen den Entwurf von leichten Luftlandepanzern in Auftrag gegeben, aber diese Pläne 1940 aufgegeben, da sie keine ausreichenden Frachtflugzeuge besaßen, um diese zu transportieren. Eine Marine- und eine Infanteriedivision waren für die Verlegung nach Zeeland vorgesehen, um die Westerschelde gegen ein deutsches Überqueren zu sichern. Damit hätten sie Truppen über die Schelde-Mündung auf die Inseln schicken können und sie von Schiffen versorgen lassen.

Der französische Oberbefehlshaber Maurice Gamelin befürchtete, dass die Niederländer zu einer schnellen Kapitulation oder gar zur Akzeptanz einer deutschen Schutzmacht verleitet werden würden. Er beorderte daher die ehemalige strategische Reserve der Franzosen, die 7. Armee, in ein Einsatzgebiet vor Antwerpen, um dort die östlichen Zufahrten zum Fluss zu sichern, eine Verbindung zur “Festung Holland” weiter nördlich sicherzustellen und eine alliierte, linke Flanke jenseits des Rheins zu bilden. Die dieser Aufgabe zugewiesenen Einheiten waren das 16. Armeekorps, bestehend aus der 9. motorisierten Infanteriedivision (die auch einige Kettenfahrzeuge besaß) und der 4. Infanteriedivision; und dem 1. Armeekorps, bestehend aus der 25. motorisierten Infanteriedivision und der 21. Infanteriedivision. Diese Armee wurde später durch die 1. mechanisierte Leichte Division, eine gepanzerte und sehr kampfstarke Division der französischen Kavallerie verstärkt. Zusammen mit den beiden Divisionen in Zeeland waren somit sieben französische Divisionen für die Operation abgestellt. [94]

Obwohl die französischen Truppen einen höheren Anteil an motorisierten Einheiten hatten als ihre deutschen Gegner, konnten sie angesichts der jeweils zu überbrückenden Entfernungen nicht darauf hoffen, das ihnen zugewiesene Kampfgebiet vor dem Feind zu erreichen. Ihre einzige Chance, den Deutschen zuvorzukommen, bestand darin, den Schienenverkehr zu nutzen. Dies bedeutete, dass sie in der Konzentrationsphase, als sie ihre Kräfte in der Nähe von Breda sammelten, verwundbar waren. Sie brauchten die niederländischen Truppen an der Peel-Raam-Stellung, um die Deutschen für einige Tage zu beschäftigen und so die Verlegung und Verschanzung der französischen Truppen zu ermöglichen, stellten aber gleichzeitig eine französische schnelle Eingreiftruppe als Sicherheitsschirm. Diese bestand aus den Aufklärungseinheiten der gepanzerten und motorisierten Divisionen, ausgestattet mit dem relativ gut bewaffneten Panzerwagen Panhard 178, und teilte sich in zwei nach ihren Kommandanten benannte Einsatzgruppen auf: die “Groupe Beauchesne” und die “Groupe Lestoquoi.”

Deutsche Strategie und Streitkräfte

Während der vielen Änderungen in den Einsatzplänen zu “Fall Gelb” wurde zeitweise tatsächlich die Idee erwogen, die “Festung Holland” in Ruhe zu verlassen, wie es sich die Niederländer erhofft hatten. [95] Die erste Version vom 19. Oktober 1939 schlug die Möglichkeit einer vollständigen Besetzung des Landes vor, sollten die Bedingungen günstig sein. [96] In der Fassung vom 29. Oktober lautete der Vorschlag, die Überschreitung der Grenze auf eine Linie südlich von Venlo zu beschränken. [97] In der “Holland-Weisung” vom 15. November wurde beschlossen, den gesamten Süden zu erobern, aber nach Norden nicht weiter als zur Grebbe-Linie vorzudringen und die friesischen Inseln zu besetzen. [98] Hermann Göring bestand auf einer vollständigen Eroberung, da er die niederländischen Flugplätze gegen Großbritannien brauchte; er hatte auch Angst, dass die Entente nach einer Teilniederlage die “Festung Holland” verstärken und die dortigen Flugplätze nutzen könnte, um deutsche Städte und Truppen zu bombardieren. [98] Eine weitere Begründung für eine vollständige Eroberung war, dass es aus politischen Gründen als wünschenswert angesehen wurde, eine niederländische Kapitulation zu erzwingen, da der Zusammenbruch Frankreichs selbst kaum als selbstverständlich angesehen werden konnte und eine Niederlage der Niederlande in Großbritannien und Frankreich weniger feindlich gesinnte Regierungen an die Macht bringen könnte. Ein schneller Sieg würde auch Truppen für andere Frontsektoren freisetzen. [99]

Obwohl am 17. Januar 1940 beschlossen wurde, die gesamten Niederlande zu erobern [100], konnten nur wenige Einheiten für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt werden. Die Hauptanstrengungen von “Fall Gelb” würden im Zentrum, zwischen Namur und Sedan, Frankreich, stattfinden. Der Angriff auf Zentralbelgien war nur eine Finte – und der Angriff auf die “Festung Holland” nur ein Nebenschauplatz dieser Finte. Obwohl sowohl die 6. als auch die 18. Armee an die niederländische Grenze verlegt wurden, sollte die erstgenannte, viel größere Einheit, südlich von Venlo nach Belgien marschieren und nur die 18. Armee unter General Georg von Küchler die niederländische Hauptstreitkraft besiegen. [101] Von allen deutschen Armeen, die an der Operation teilnahmen, war diese bei weitem die schwächste. Sie bestand aus nur vier regulären Infanteriedivisionen (die 207., 227., 254. und 256. Infanteriedivision), unterstützt von drei Reservedivisionen (208., 225. und 526. Infanteriedivision), die nicht am Kampf teilnehmen sollten. Sechs dieser Divisionen waren “Dritte Welle”-Einheiten, die erst im August 1939 aus territorialen Landwehr-Einheiten gebildet worden waren. Sie besaßen nur wenige Berufsoffiziere und noch weniger Kampferfahrung – abgesehen von den Soldaten, die Veteranen des Ersten Weltkriegs waren. Wie die niederländische Armee waren auch die meisten Soldaten (88%) unzureichend ausgebildet. Die siebte Division war die 526. Infanteriedivision, eine reine Sicherungseinheit ohne ernsthafte Kampfausbildung. Die deutschen Divisionen mit einer Nominalstärke von 17807 Mann waren um fünfzig Prozent größer als ihre niederländischen Gegner und verfügten über die doppelte tatsächliche Feuerkraft, aber trotzdem fehlte die für eine erfolgreiche Offensive notwendige numerische Überlegenheit.

Um dies auszugleichen, wurde alles, was gerade nicht benötigt wurde, dazu verwendet, um die 18. Armee zu verstärken. Die erste Einheit war die einzige deutsche Kavalleriedivision, die passenderweise 1. Kavalleriedivision genannt wurde. Die berittenen Truppen dieser Einheit, begleitet von einigen Infanteristen, sollten die schwach verteidigten Provinzen östlich der IJssel besetzen und dann versuchen, den Afsluitdijk (Einschlussdeich) zu überqueren. Gleichzeitig sollte versucht werden, unter Verwendung von im kleinen Hafen von Stavoren akquirierten Barken, in Holland in der Nähe von Enkhuizen zu landen. Da die Erfolgswahrscheinlichkeit beider Bemühungen relativ klein war, wurde die Masse der regulären Divisionen durch die SS-Verfügungsdivision (einschließlich der SS-Standarten “Der Führer”, “Deutschland” und “Germania”) sowie der “Leibstandarte Adolf Hitler” verstärkt, die als Sturminfanterie dienen sollten, um die niederländischen befestigten Positionen zu durchbrechen. [102] In Summe war dies allerdings nur eine Verstärkung um 1  1/3 Divisionen.

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