Essentielle Schriften

Essentielle Schriften – Hilarius von Poitiers

Hilarius von Poitiers war Bischof von Poitiers und ein Kirchenlehrer. Er wurde manchmal als “Hammer der Arianer” (Malleus Arianorum) und als “Athanasius des Westens” bezeichnet. Sein Name leitet sich vom lateinischen Wort für glücklich oder fröhlich ab. Neben seiner bedeutenden Arbeit als Bischof war Hilarius verheiratet und der Vater von Abra von Poitiers, einer Nonne und Heiligen, die für ihre Nächstenliebe bekannt wurde. Hilarius ist der bedeutendste lateinische Schriftsteller des 4. Jahrhunderts (vor Ambrosius). Augustinus von Hippo nannte ihn “den berühmten Kirchenlehrer”, und seine Werke hatten auch in späteren Jahrhunderten großen Einfluss. In diesem Band finden sich seine Schriften “Gegen die Arianer”, “Über die Synoden”, beide Schreiben an an Konstantius Augustus, der Brief an seine Tochter, das Schreiben des heiligen Hilarius gegen den Kaiser Konstantius und der “Morgengesang.”

Essentielle Schriften

Essentielle Schriften.

Format: eBook/Taschenbuch

Essentielle Schriften

ISBN eBook: 9783849660598

ISBN Taschenbuch: 9783849668006

 

Auszug aus dem Text:

Gegen die Arianer, oder gegen Auxentius von Mailand

Den geliebtesten Brüdern, die im väterlichen Glauben verbleiben, und die arianische Ketzerei verabscheuen, den Bischöfen und allem Volke wünscht euer Mitknecht Hilarius im Herrn ewiges Heil.

 

Erstes Hauptstück.

Herrlich ist der Name des Friedens, und schön ist der Gedanke der Ewigkeit, aber wer zweifelt, daß nur die Einheit der Kirche und der Evangelien allein der Friede sey, welcher ein Geschenk Christi ist? Diesen Frieden, über welchen er zu den Aposteln nach seinem ruhmvollen Leiden gesprochen, welchen er bei seinem Scheiden zum Unterpfande seines ewigen Gebotes empfohlen hat, diesen, liebste Brüder, haben wir, wo er verloren war, zu suchen, wo er gestört war, herzustellen, wo er gefunden war, zu behalten Sorge getragen. Aber desselben selbst entweder theilhaftig zu werden, oder ihn herzustellen, haben theils die Sünden unserer Zeit nicht verdient, theils haben es die Vorläufer und Diener des bevorstehenden Antichristen nicht gestattet, welche sich mit ihrem Frieden, das heißt, mit ihrer gottlosen Ewigkeit brüsten, und sich nicht wie Bischöfe Christi, sondern wie Priester des Antichristen benehmen.

 

Zweites Hauptstück.

Und damit man uns nicht vorwerfe, daß wir uns lästernder Schmähworte gegen dieselben bedienen, so verschweigen wir die Ursache des allgemeinen Verderbens nicht, damit sie Niemanden unbekannt bleibe. Daß es mehrere Antichristen gebe, wissen wir auch aus der Lehre des Apostels Johannes. Denn ein Jeder, welcher Christum, wie er von den Aposteln verkündet wurde, verläugnet, ist ein Antichrist. Die eigentliche Bedeutung des Namens Antichrist ist, Christo entgegen seyn. Dieses wird jetzt durch die Ansicht einer verkehrten Religion bewirkt, darauf wird jetzt unter dem Vorwande der Lehre des Evangeliums hingearbeitet, daß der Herr Jesus Christus, während man glaubt, er werde geprediget, verläugnet wird.

 

Drittes Hauptstück.

Und fürs Erste muß man die Bemühung unseres Zeitalters bedauern, und die thörichten Ansichten der gegenwärtigen Zeiten beseufzen, nach welchen man glaubt, daß Menschliches Gott zum Schirme diene, und nach welchen man zum Schutze der Kirche Christi mit zeitlicher Anstrengung arbeitet. Ich bitte euch, ihr Bischöfe, die ihr dieses zu seyn glaubt, welcher Mittel haben sich zur Verkündigung des Evangeliums die Apostel bedient? Durch welche Mächte unterstützt haben sie Christum geprediget, und fast alle Heiden von den Götzen zu Gott bekehrt? Holten sie sich etwa irgend eine Würde aus dem Palaste, da sie Gott in dem Kerker in Fesseln und nach den Geißelhieben ein Loblied sangen; und versammelte Paulus auf die Befehle des Königs, da er selbst im Theater zur Schau stand, Christo die Gemeinde? Er schützte sich, glaube ich, durch die Gunst des Nero, oder Vespasianus, oder Decius, durch deren Haß gegen uns das Bekenntniß der göttlichen Lehre aufgeblüht hat? Jene, welche sich mit Hand und Arbeit nährten, welche in Stuben, unter dem Dache und in abgelegenen Orten zusammenkamen, welche Flecken und Burgen und die Länder fast aller Nationen zu Wasser und zu Land gegen die Beschlüsse des Senates und gegen die Befehle der Könige durchwanderten, jene hatten, glaube ich, die Schlüssel zum Himmelreiche nicht? Oder widersetzte sich damals nicht offenbar die Macht Gottes dem menschlichen Hasse, als Christus desto mehr geprediget wurde, je mehr man das Predigen zu hindern suchte?

 

Viertes Hauptstück.

Aber jetzt empfehlen leider irdische Hülfsmittel den göttlichen Glauben, und Christus wird, indem man seinem Namen Anhang zu verschaffen sucht, als arm an Macht dargestellt. Die Kirche schreckt mit Verbannung und Kerker; und erzwingt den Glauben an sie, die der Verbannung und dem Kerker anvertraut ist. Sie vertreibt die Priester, sie, die durch vertriebene Priester fortgepflanzt worden ist. Sie rühmt sich, von der Welt geliebt zu werden, sie, die nicht Christo angehören könnte, wenn sie von der Welt nicht gehaßt würde. So ruft hinsichtlich der Vergleichung der uns einst übergebenen und jetzt verderbten Kirche die Sache selbst, welche vor aller Augen und in Aller Mund ist.

 

Fünftes Hauptstück.

Was aber das sey, was nicht mehr länger unbekannt bleiben darf, will ich kurz auseinandersetzen. Nach der Gott gefälligen Erfüllung sind die Zeiten enge beschränkt. Denn ihre bestimmte Berechnung wird in den heiligen Büchern angegeben; und wir mußten selbst in die Zeit des Antichristen fallen, durch dessen Diener, welche sich, nach dem Ausspruche des Apostels, in Engel des Lichtes verwandeln, der, welcher Christus ist, aus der Erkenntniß und dem Glauben beinahe Aller verdrängt wird. Denn damit die Behauptung des Irrthumes für wahr gelte, wird die Ansicht der Wahrheit als ungewiß vorausgesetzt; und damit dem Antichristen nun der Weg gebahnt sey, zu täuschen, daß er jener Christus sey, über welchen man bisher uneinig war. Daher jene verschiedenen Ansichten, daher bei dem Glauben an Einen Christus die Lehre sehr Vieler, daher die neuliche Umgestaltung des Geistes des Arius aus einem Engel des Teufels in einen Engel des Lichtes;1 dessen ganze Erbschaft auf den Valenes, Ursacius, Auxentius, Germinius und Gajus gekommen und übergegangen ist. Denn diese haben jetzt einen neuen Christus, damit durch ihn der Antichrist einschleichen möchte, eingeführt.

 

Sechstes Hauptstück.

Denn sie wollen, daß dieser ihr Christus nicht jenen Grad von Göttlichkeit habe, welchen der Vater hat; sondern daß er ein mächtiges und alle übrigen Geschöpfe übertreffendes Geschöpf sey, und daß er durch den Willen Gottes aus Nichts entstanden sey; er sey zwar, sagen sie, vor allen Jahrhunderten, und überhaupt vor aller Zeit als Gott aus Gott geboren worden, aber er sey nicht aus Gottes Wesenheit, und man dürfe nicht annehmen, daß er wirklich aus Gott geboren worden sey und wahrhaft jene Majestät habe, welche Gott hat; damit nicht der, welcher Sohn ist, ein eben so wahrer Gott sey, wie der wahrer Gott ist, welcher Vater ist; so daß dieses, daß Sohn und Vater in den Evangelien als Eins verkündet werden, nur auf der Gemeinschaft des Willens und der Liebe, nicht auf wahrer Gottheit beruhe. Ist diese bei dem Söhne nicht eben dieselbe, welche sie bei Gott ist, sodaß im Glaubensbekenntnisse Ein Gott sey; warum nennen sie ihn dann Gott Sohn, warum nehmen sie an, daß er vor den Zeiten und Jahrhunderten gewesen sey, wenn nicht deßwegen, weil der Name Gott jedem Heiligen durch die Verleihung der Ewigkeit bestimmt ist? Oder sind nicht alle, welche wiedergeboren sind, wahrhaft Kinder Gottes; oder sind nicht alle Engel, welche allerdings durch Christum geschaffen sind, vor allen Zeiten und vor allen Jahrhunderten geschaffen worden? Jedoch nur, um den Antichristen mit geringem Aufsehen einzuführen und um die Unglücklichen zum Glauben an ihn zu bewegen, theilen sie Christo den Namen Gottes zu, weil dieser auch Menschen verliehen worden sey; sie behaupten, daß er wahrhaft Gottes Sohn sey, weil durch das Geheimniß der Taufe ein Jeder wahrhaft Gottes Sohn wird; sie lehren, daß er vor den Zeiten und Jahrhunderten gewesen sey, weil man dieses von den Engeln und dem Teufel nicht läugnen kann. Somit werden Christo dem Herrn nur solche Dinge beigelegt, welche entweder den Engeln, oder uns eigen sind. Was aber Christo mit Recht gebührt und wahrhaft eigen ist, nämlich daß Christus wahrer Gott ist, das heißt, daß die Gottheit des Sohnes ebendieselbe sey, wie die des Vaters, wird ihm abgesprochen. Und zwar wird durch den Trug dieser Gottlosigkeit bis jetzt bewirkt, daß unter den Priestern des Antichristen das Volk Christi noch nicht untergeht, weil sie meinen, es werde das geglaubt, was gesagt wird. Sie hören, Christus sey Gott; sie halten ihn für das, was er genannt wird. Sie hören, er sey Gottes Sohn; sie glauben, weil er Gott von Geburt sey, sey er in Wahrheit Gott. Sie hören, er sey vor den Zeiten gewesen, und meinen, eben dieses sey vor den Zeiten, was immer ist. Heiliger sind die Ohren des Volkes, als die Herzen der Priester. Wenn die Arianer lehren, daß Christus wahrer Gott sey, so behaupten sie ohne Trug, daß er Gott sey; weil sie, wenn sie ihn Gott nennen, auch behaupten, daß er nicht wahrer Gott sey; sie geben ihm den Namen und nehmen ihm die Wahrheit.

 

Siebentes Hauptstück.

Obwohl also von ihren höchst gottlosen Lästerungen alle Papiere der Kirchen voll, und voll schon die Bücher sind; so darf doch, was sich erst unlängst ereignet hat, nicht verschwiegen werden. Als der fromme König in einer strengen Verordnung die mailändische Kirche, welche bekennt, daß Christus wahrer Gott sey, und daß er gleiche Gottheit und Wesenheit mit dem Vater habe, unter dem Scheine der Einheit, welchen die Einheit des Willens gewährt, zu beunruhigen befohlen hatte, behauptete ich in einer obwohl ungelegenen Zwischenrede, Auxentius sey ein Gotteslästerer, und müsse überhaupt für einen Feind Christi gehalten werden; auch fügte ich dieses bei, er habe einen andern Glauben, als der König selbst, und alle übrigen. Hiedurch aufgebracht, ließ uns der König vom Quästor und Magister verhören, indem ungefähr zehn Bischöfe zugleich mit uns dasaßen. Und zuerst brachte er, wie es auf dem Forum gewöhnlich ist, persönliche Schmähungen gegen mich vor, ich sey einst von dem Saturninus verdammt worden, und dürfte nicht wie ein Bischof verhört werden. Es ist jetzt nicht Zeit, das anzuführen, was hierauf entgegnet wurde; aber die, welche damals verhörten, waren der Ansicht, es sollte über den Glauben mehr, wie es dem Könige gefiel, verhandelt werden. Und da er bereits in die Enge getrieben, und es gefährlich war, zu läugnen, legte Auxentius das Bekenntniß ab, er glaube, daß Christus wahrer Gott sey, und daß er mit Gott dem Vater Eine Gottheit und Wesenheit habe. Man beschloß also, dieses niederzuschreiben,  und damit das, was gesprochen ward, dem Gedächtnisse der Zuhörer nicht entfallen möchte, ließ ich sogleich die Schrift durch den Quästor dem Könige überreichen, worin das, worüber man übereinkam, enthalten war; und damit man mich nicht einer Lüge beschuldigen möchte, legte ich Abschriften davon bei. Alle beschloßen, Auxentius sollte eben dieses Bekenntniß vor der Menge ablegen; und man zwang ihn, es zu schreiben. Dieser aber trieb nach langen Ueberlegungen sehr schlau mit dem Glauben des Königes sein Spiel; er übergab im ein Schreiben, welches ihm Style des Antichristen verfaßt war.

 

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