Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 2

Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 2

Athanasius der Große, Patriarch von Alexandria und Kirchenvater, war der größte Verfechter des katholischen Glaubens zum Thema der Menschwerdung, den die Kirche je gekannt hat, und verdiente sich zu Lebzeiten den bezeichnenden Titel “Vater der Orthodoxie”. Während die Chronologie seines Werdegangs noch immer größtenteils unbekannt ist, findet man das umfassendste Material für eine Darstellung der wichtigsten Leistungen seines Lebens in seinen gesammelten Schriften und in den zeitgenössischen Aufzeichnungen. Dieser Sammelband enthält die folgenden Schriften: Abhandlung über die Synoden zu Rimini in Italien und zu Seleucia in Isaurien, Brief an den Bischof und Bekenner Adelphius, Brief an die Bischöfe in Afrika, Brief an den Einsiedler Amun, Brief an den Dracontius, Brief an Epiktet, Rundschreiben an die Bischöfe Ägyptens und Libyens, Brief an die Priester Johannes und Antiochus, Brief an den Kaiser Jovianus, Brief an Marcellinus, Brief an den Philosophen Maximus u.v.a.

Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 2

Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 2.

Format: eBook/Taschenbuch

Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 2

ISBN eBook: 9783849659783

ISBN Taschenbuch: 9783849668617

 

Auszug aus dem Text:

 

Abhandlung über die Synoden zu Rimini in Italien, und zu Seleucia in Isaurien

1.

Unsers heiligen Vaters Athanasjus, Erzbischofes zu Alexandrien,Abhandlung über die Synoden zu Rimini in Italien, und zu Seleucia in Isaurien.

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Vielleicht ist auch zu euch der Ruf von der Synode gelangt, über die jetzt allenthalben gesprochen wird; denn nach allen Orten sind Schreiben von dem Kaiser und den Statthaltern ergangen, um die, welche sich versammeln sollten, zu derselben einzuladen. Allein weil ihr bei  euerer Wißbegierde die Verhandlungen kennen zu lernen wünschet; hielt ich es für angemessen, Alles, was ich gesehen und genau erfahren habe, auch euch kund zu thun, damit ihr nicht, wenn ihr es von Andern höret, einen Zweifel heget, zumal da Manche die Sache anders, als sie sich zugetragen, zu erzählen pflegen. Das Concilium wurde also nicht zu Nicäa, wie bestimmt war, gehalten; sondern es erschien ein zweiter Befehl, daß nämlich die Bischöfe des Abendlandes zu Rimini zusammenkommen, die des Morgenlandes in dem sogenannten rauhen Seleucia, in Isaurien, versammelt werden sollten. Als Vorwand zu dieser Versammlung aber wurde angegeben, es sollte über den Glauben an unsern Herrn Jesus Christus gehandelt werden. Dieses Gerücht verbreiteten nämlich von Pannonien aus Ursacius, Valens und ein gewisser Germinius, von Syrien aus aber Acacius, Eudoxius und Patrophilus, Bischof der von den Scythen benannten Stadt Scythopolis. Denn diese, welche immer auf der Seite des Arius waren, und weder wissen, was sie glauben, noch was sie behaupten, allmälich aber Alle verführen und den Samen ihrer Ketzerei ausstreuen, brachten Einige, welche ein Gewicht zu haben schienen, und den ketzerischen Kaiser Constantius selbst durch Verstellung, als wäre es ihnen um den Glauben zu thun, dahin, daß er eine Synode veranstaltete; sie wähnten nämlich, daß sie die Synode zu Nicäa verdunkeln, und so Alle von ihrer Gesinnung abwendig machen könnten, so daß die Gottlosigkeit anstatt der Wahrheit überall herrschen würde.

2.

Fürs Erste nun muß ich mich wundern, (und ich glaube, daß jeder Verständige dieses einsieht,) daß, da eine allgemeine Synode angesagt war, und diese Alle erwarteten, dieselbe plötzlich getheilt wurde, so daß die Einen hier zusammenkamen, die Andern aber dort sich versammelten. Dieses war aber wohl das Werk der Vorsehung, damit auf  der einen Synode der unverfälschte und reine Glaube der Einen offenbar, auf der Andern hingegen die verdächtige und zweifelhafte Ansicht der Andern widerlegt würde. Zweitens bemerkte ich mit den rechtgläubigen Brüdern, die hier bei mir sind, auch dieses, und wir zürnten bei uns selbst, als wir das Ungeziemende dieses Zusammenlaufens gewahr wurden. Denn was drängte so sehr, daß der Erdkreis in Verwirrung gerieth, und daß die, welche damals Kleriker genannt wurden, hin und her liefen und fragten, wie sie denn an unsern Herrn Jesus Christus glauben lernen sollten? Denn hätten sie geglaubt, so hätten sie nicht zu fragen gebraucht, als wüßten sie nicht, was sie glauben sollten. Dieses aber gab den Katechumenen kein kleines Aergerniß, und den Heiden nicht wenig, sondern überflüssig Stoff zum Gelächter, daß Christen, als würden sie erst jetzt aus dem Schlafe geweckt, sich erkundigten, wie man an Christum glauben müsse, die sogenannten Kleriker unter ihnen aber, obschon sie, als Lehrer, die Ehrenbezeugungen von den Laien forderten, jetzt doch als Ungläubige sich bewiesen, indem sie suchten, was sie nicht hatten. Und Ursacius mit seinen Genossen, welche an diesem Schuld waren, wußte nicht, welchen Schatz von Zorn er sich und ihnen hinterlegte, da der Herr durch den Mund seiner Heiligen spricht: 1 „Wehe jenen, durch welche mein Name gelästert wird unter den Heiden;“ und da er selbst in den Evangelien sagt: 2 „Wer aber Einen dieser Kleinen ärgert, für den wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt, und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde, als daß er,“ wie Lukas beifügt, 3 „Einen dieser Kleinen ärgerte.“

3.

Denn welche Lehre fehlte der katholischen Kirche zur Gottseligkeit, daß sie jetzt über den Glauben Untersuchungen  anstellen, und an die Spitze ihrer Erklärungen über den Glauben das Consulat der gegenwärtigen Zeit setzen? Denn Ursacius, Valens und Germinius mit ihren Genossen haben gethan, was bei den Christen niemals weder geschehen noch gehört worden ist. Denn da sie schrieben, wie sie glauben wollten, setzten sie das Consulat obenan, so wie auch den Monat und den Tag des laufenden Jahres, um allen Verständigen anzuzeigen, daß nicht früher, sondern erst jetzt unter Constantius ihr Glaube seinen Anfang genommen habe. Denn in allen ihren Schreiben berücksichtigten sie nur ihre Ketzerei. Zudem nennen sie, während sie, von dem Herrn zu schreiben, den Schein annehmen, einen andern ihren Herrn, nämlich den Constantius. Denn dieser war es, der ihrer Gottlosigkeit Macht verlieh, und ihn haben diejenigen einen ewigen Herrscher genannt, welche die Ewigkeit des Sohnes läugnen; so sehr bekämpfen sie zu Gunsten ihrer Gottlosigkeit Christum. Allein vielleicht veranlaßte sie die Zeitangabe der heiligen Propheten, das Consulat anzugeben. Erkühnen sie sich aber, dieses zu sagen, so legen sie dadurch ihre Unwissenheit noch mehr an den Tag. Denn die Weissagungen der Heiligen enthalten die Erinnerung an die Zeiten. Isaias nämlich und Osee haben in den Tagen des Ozias, Ioatham, Achaz und Ezechias gelebt; Ieremias in den Tagen des Iosias; Ezechiel und Daniel unter Cyrus und Darius, und Andere haben zu andern Zeiten geweissagt, ohne jedoch damals den Anfang der Religion zu machen. Denn diese war vor ihnen und immer, und diese hat vor der Gründung der Welt Gott in Christo uns berettet. Jene bezeichneten nicht die Zeiten ihres Glaubens, da sie schon vor diesen Zeiten Gläubige waren; sondern die Zeiten, welche sie angaben, waren die Zeiten der Verkündigung durch sie. Die Verkündigung bezog sich aber vorzüglich auf die Ankunft des Heilandes, dann jedoch auch auf die künftigen Schicksale der Juden und Heiden. Und die Zeiten, welche angeführt wurden, waren nicht diejenigen, in welchen der  Glaube begann, wie ich oben bemerkt habe, sondern die der Propheten selbst, in welchen sie gelebt und dieses geweissagt haben. Diese jetzigen Weisen hingegen erzählen weder geschichtliche Thatsachen, noch sagen sie die Zukunft voraus; sondern sie haben, nachdem sie geschrieben: „Erklärung des katholischen Glaubens,“ sogleich das Consulat, den Monat und den Tag beigesetzt, so daß, wie jene Heiligen die Zeiten der Geschichten und ihres Amtes bezeichnet hatten, eben so diese die Zeiten ihres Glaubens andeuteten. Und wenn sie doch nur über ihren Glauben schrieben, denn jetzt hat er angefangen, und nicht gleichsam über den katholischen zu schreiben unternehmen würden! Denn sie haben nichts über ihn geschrieben, so glauben wir, ausser: „Erklärung des katholischen Glaubens.“

4.

Die Frechheit ihrer Unternehmung also beweiset ihre Unwissenheit; die neue Weise zu schreiben aber entspricht der arianischen Ketzerei. Denn dadurch, daß sie so geschrieben, zeigten sie, wann sie zu glauben angefangen haben; und von der gegenwärtigen Zeit an wollen sie ihren Glauben verkündigen lassen. Und wie nach dem Evangelisten Lukas 4 ein Gebot ausging hinsichtlich der Ausschreibung, und jenes Gebot zuvor nicht gewesen war, sondern seit jenen Tagen, welche der Geschichtschreiber bezeichnete, seinen Anfang genommen hatte; eben so haben auch diese durch die Worte: Jetzt, ist der Glaube erklärt worden, an den Tag gelegt, daß der Inhalt ihrer Ketzerei neuer sey, und früher nicht war. Da sie aber hinzusetzten: „des katholischen,“ sind sie, ohne selbst es zu bemerken, in den Unsinn der Kataphrygier verfallen, so daß sie, wie jene, sagen: Uns ist es zuerst geoffenbart worden, und von uns nimmt der Glaube der Christen seinen Anfang. Und wie jene die Maximilla5 und  den Montanus, so bezeichnen diese an Christi Statt den Konstantius als Herrn. Hat aber nach ihnen der Glaube seit dem gegenwärtigen Consulate seinen Anfang, was werden die Väter und seligen Märtyrer thun? Ja, was werden sie selbst in Beziehung auf diejenigen thun, welche von ihnen in dem Christenthume unterrichtet worden und vor diesem Consulate entschlafen sind? Wie werden sie dieselben auferwecken, um in ihnen die Lehren, welche sie ihnen beigebracht zu haben glaubten, zu vertilgen, und ihnen das, <s222 bis 223 fehlt>

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