Frau Jenny Treibel

Frau Jenny Treibel.

Brilliant erzählt Dostojewski aus dem Leben des Arkadi Dolgoruki, der nach Sankt Petersburg zieht, um dort erfolgreich zu werden. Die Stadt zieht ihn in ihren Bann und das “wahre Leben” öffnet sich ihm – vermeintlich …

Frau Jenny Treibel

Frau Jenny Treibel

Format: Taschenbuch.

Frau Jenny Treibel.

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Interpretation Frau Jenny Treibel (aus Wikipedia):

„Frau Jenny Treibel“ nimmt eine besondere Stellung unter den Romanen Fontanes ein – ist es doch einer seiner wenigen Romane (wie auch L’Adultera und das unvollendete Werk Mathilde Möhring), in denen das Bürgertum die zentrale Rolle einnimmt. Fontane verarbeitet hier seine Erfahrungen mit einem Bürgertum, bei dem Ideale und Handeln, moralische Grundsätze und praktisches Entscheiden diametral entgegengesetzt sind. Die Entstehung des Buches war geprägt durch die Querelen um den Vorabdruck von Irrungen, Wirrungen, einem Roman, der von vielen Zeitgenossen wegen der Darstellung einer Liebesbeziehung zwischen einer Plätterin und einem Adligen als anstößig empfunden wurde. Fontane musste erfahren, wie die zeitgenössische Bourgeoisie mit zweierlei Maß urteilte. Außer- und nebeneheliche Liebesverhältnisse wurden durchaus toleriert – in einem Roman wollte man davon allerdings nichts lesen. Kunst sollte abstrakten, „höheren“ Idealen und Zielen dienen und nicht die eigene Lebenswelt mit ihren gesellschaftlichen Unstimmigkeiten und Verwerfungen in Frage stellen.

Jenny ist geradezu ein Musterbeispiel für diese Bourgeoisie. Wie kaum eine andere Gestalt bei Fontane wird sie als lächerlich dargestellt. Jenny spricht beständig vom ‚Höheren’ und davon, dass es besser sei, seinen Gefühlen zu folgen und in kleinen Verhältnissen zu leben, und doch entscheidet sie sich selbst für den materiellen Wohlstand und drängt ihren Sohn zu einer Heirat mit einer langweiligen, aber reichen Frau. Ihr Handeln steht im beständigen Widerspruch zu ihren Worten, ohne dass sie sich dessen überhaupt bewusst wird. Der Professorentochter Corinna verweigert sie die Heirat mit ihrem Sohn und vergisst dabei, dass sie selbst erst durch eine solche Heirat aus dem Kellerladen ihres Vaters in eine noble Berliner Vorstadtvilla aufgestiegen ist. Und so wie Jenny im familiären Bereich ihre nicht eingestandenen materiell geprägten Wertvorstellungen umsetzt, verfolgt ihr Gatte mit seinem politischen Engagement seinen eigenen gesellschaftlichen Aufstiegstraum. Ein Sitz im Reichstag soll für einen Titel jenseits des „Kommerzienrates“ und eine höhere gesellschaftliche Stellung sorgen. Aber auch Treibels Wahlpläne tragen den Stempel des Lächerlichen. Nicht nur, dass er seine politische Position an der Produktpalette seiner Chemiefabriken (Berliner Blau, die traditionelle Farbe preußischer Uniformen), ausrichtet, auch in der Auswahl seines Wahlkampfhelfers – eines Reserveleutnants mit abstrusen Ansichten und einem unerschöpflichen Potenzial an unfreiwilliger Komik – erweist er sich als äußerst ungeschickt. Und so endet seine Politikerkarriere, bevor sie richtig begonnen hat.

Fontane zeigt im Roman das gesellschaftliche Leben der Bourgeoisie – einer gesellschaftlichen Schicht, die sich im Berlin der 1880er Jahre bemüht, den Adel zu imitieren, und nebenbei ein paar Vertreter aus Kunst und Wissenschaft als Dekoration für ihre gesellschaftlichen Ereignisse einlädt. Besonders Jenny betont immer wieder ihr starkes Interesse für „das Künstlerische“. Außer einem unkritischen Wagner-Kult und dem regelmäßigen Absingen von Wilibalds „unseligem“ Gedicht in Klavierbegleitung des reich verheirateten ehemaligen Operntenors Adolar Krola trägt diese Kunstbegeisterung jedoch kaum Früchte. Von einer wirklichen Verinnerlichung der in der Kunst propagierten Werte kann natürlich keine Rede sein, und so steht der Untertitel des Romans und gleichzeitig die Schlusszeile von Wilibalds Gedicht („Wo sich Herz zum Herzen find’t“) im offensichtlichen Widerspruch zur Handlung des Romans. Selbst bei Corinna und Marcell finden sich wohl eher die Intellekte, bei Leopold und Hildegard wahrscheinlich bestenfalls die Firmenanteile. Aber genau darum geht es Fontane – den Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Wertekanon der großbürgerlichen Gesellschaft zu zeigen, die lieber dem Feudaladel nachstrebt, als eigene politische und gesellschaftliche Konzepte zu entwickeln. Fontane selbst schrieb dazu an seinen Sohn Theodor (Brief vom 9. Mai 1888), dass es ihm darum gehe „… das Hohle, Phrasenhafte, Lügnerische, Hochmütige, Hartherzige des Bourgeoisstandpunktes zu zeigen, der von Schiller spricht und Gerson [Besitzer eines Berliner Modesalons, Anm. d. Autors] meint.“

 

(Der Text des letzten Abschnitts wurde der deutschen Wikipedia entnommen und ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar.)

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