Im Gran Chaco von Paraguay

Im Gran Chaco von Paraguay – Ferdinand Emmerich

Der Welttreisende Emmerich beschreibt hier seine – erlebten? – Abenteuer im Gran Chaco, dem Hinterland von Paraguay. Emmerich war einer der produktivesten deutschen Reiseerzähler.

Im Gran Chaco von Paraguay

Im Gran Chaco von Paraguay.

Format: eBook

Im Gran Chaco von Paraguay.

ISBN: 9783849652975

 

Auszug aus dem ersten Kapitel:

 

Auf dem argentinischen Dampfer ›Belgrano‹, der mich den Paranâfluß hinauf nach Asuncion brachte, gesellte sich ein Mann zu mir, der nach mehr als einer Richtung hin mein Interesse erregte. Er war nach Art der Herbateros gekleidet. Sein ganzes Auftreten aber stand mit seiner äußeren Erscheinung im Widerspruch. Ich fand bald heraus, daß seine Ausstaffierung als Teesucher den Hauptzweck verfolgte, so wenig als möglich aufzufallen und die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen von sich abzulenken. Aus seiner Schweigsamkeit zog ich den Schluß, daß der Mann viel in der Einsamkeit lebte. Von da zu meiner Frage an ihn: »Sind Sie Naturforscher?« war nur ein Schritt.

Aus den grauen Augen schoß ein Blitz ängstlichen Mißtrauens, der mir ein Lächeln abnötigte. Ich kannte ihn, den Blick. Er sagt dem Fragenden:

»Nimm dich in acht, daß ich dir nicht ins Gehege komme!«

So schaut nur der Sammler, der fürchtet, von einem Kollegen um die Ausbeute einer reichen Fanggegend betrogen zu werden.

Als der Mann stumm blieb, klopfte ich ihm auf die Achsel, und mich nun der deutschen Sprache bedienend, rief ich aus:

»Keine Angst, Herr Kollege. Ich bin Forscher. Sammelobjekte kann ich auf der von mir geplanten Reise nicht mitnehmen. Also haben sie keine Konkurrenz zu fürchten.«

»Woher wissen Sie, daß ich Deutscher bin. Ich sehe, ebensowenig wie Sie selbst, unsern Landsleuten doch nicht ähnlich?«

»Nein. Aber wer sich so dem Winde und Wetter aussetzt – und davon zeugt unsere gegerbte Haut – der kann nur ein Deutscher oder ein Fremder der arbeitenden Klasse sein. Und gegen das letztere spricht vieles an Ihnen. Was, kann man nicht sagen.«

»Nun ja. Ich bin Orchideensucher. Mein Weg führt mich durch den Gran Chaco. Einmal dort, folge ich meinem Stern.«

»Ein wenig Chaco möchte ich auch kennen lernen. Das Innere der Waldwildnis reizt mich indessen wenig. Ich beabsichtige den Paranâfluß aufwärts zu wandern und, wenn möglich, durch den Rio Xindu in den Maranhon zu gelangen.«

»Donnerwetter, das ist ein Wagnis, Herr Kollege! Sie wissen zweifelsohne, daß die Botokuden auf Weiße nicht gut zu sprechen sind. – Ich habe mich bisher immer geweigert, ihr Gebiet zu bereisen, obwohl mir dort Schätze winken.«

»Mich können solche Erwägungen nicht abhalten. Zu oft schon wurde ich vor wilden Stämmen gewarnt. Kam ich dann in ihr Gebiet, so zeigte es sich, daß wohl der Weiße selbst die Schuld trug, wenn er nicht die Aufnahme fand, die er erwartete. Auch die Botokuden werden mit sich reden lassen.«

»Ja, wenn Sie die Sprache verstehen, dann mag es Ihnen gelingen, unbehelligt durch das Gebiet zu kommen.«

»Ich verstehe kein Wort ihrer Sprache. Dennoch hoffe ich den Wilden begreiflich zu machen, daß ich als Freund zu ihnen komme. – Wenn Sie also sonst nichts abhält, so sind Sie mir als Reisebegleiter willkommen.«

»Darüber können wir ja noch reden, wenn wir nach Asuncion kommen – oder haben Sie ein anderes Ziel?«

»Ich hoffe, in Asuncion Briefe zu finden. Wenn diese keine gegenteiligen Nachrichten enthalten, dann mache ich zunächst einen Abstecher an den Pilcomayo. Und was gedenken Sie zu tun?« …..

 

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