Robinson Crusoe – Für Kinder erzählt

Robinson Crusoe – Für Kinder erzählt – Daniel Defoe, John Lang

Ende des 19. Jahrhunderts gab es von keinem Buch in der Geschichte der westlichen Literatur mehr Ausgaben, Adaptionen und Übersetzungen als von “Robinson Crusoe”, der Geschichte des Schiffbrüchigen, der 28 Jahre auf einer einsamen Insel verbringen musste, bevor er gerettet wurde – einschließlich bebilderter Versionen für Kinder. In der vorliegenden, ebenfalls illustrierten Ausgabe, hat John Lang versucht, die Erzählung sprachlich für Kinder und Jugendliche anzupassen und so weit eingekürzt, dass der Inhalt auf weniger als hundert Textseiten passt. Ideal für Leser, die sich für das Werk interessieren, sich aber das manchmal ermüdend lange Original ersparen möchten.

Robinson Crusoe - Für Kinder erzählt

Robinson Crusoe – Für Kinder erzählt.

Format: eBook/Print

Robinson Crusoe – Für Kinder erzählt

ISBN eBook: 9783849663483

ISBN Taschenbuch: 9783849664367

 

Auszug aus dem Text:

 

KAPITEL I. WIE ROBINSON ZUM ERSTEN MAL ZUR SEE FUHR UND WIE ER SCHIFFBRÜCHIG WURDE

Vor langer, langer Zeit, noch bevor der Vater deines Großvaters geboren wurde, lebte in der Stadt York ein Junge, der Robinson Crusoe hieß. Obwohl er noch nie das Meer gesehen hatte, wollte er immer ein Seemann werden und mit einem Schiff in fremde, ferne Länder fahren; und er dachte, wenn ihm das gelänge, wäre er glücklich.

Aber sein Vater wollte, dass er Anwalt wird, und er sprach oft mit Robinson und erzählte ihm von den schrecklichen Dingen, die ihm unterwegs passieren könnten, und dass Menschen, die daheimblieben, immer die glücklichsten seien. Er erzählte ihm auch, dass Robinsons Bruder weggegangen und im Krieg gefallen war.

Da versprach Robinson endlich, dass er den Wunsch, Seemann zu werden, aufgeben würde. Aber schon nach wenigen Tagen war die Sehnsucht wieder da, und er bat seine Mutter, seinen Vater zu überreden, ihn nur eine einzige Reise machen zu lassen. Aber die Mutter wurde sehr wütend, und der Vater sagte: “Wenn er in die Fremde fährt, wird er der größte Unglückswurm werden, der je geboren wurde. Ich kann dem nicht zustimmen.“

Robinson blieb ein weiteres Jahr zu Hause, bis er neunzehn war, und dachte die ganze Zeit an das Meer. Als er jedoch eines Tages nach Hull, einer großen Stadt am Meer, fuhr, um sich dort von einem seiner Freunde zu verabschieden, der nach London gehen wollte, konnte er der Gelegenheit nicht widerstehen. Ohne auch nur eine Nachricht an seinen Vater und seine Mutter zu schicken, ging er mit seinem Freund an Bord des Schiffes und segelte davon.

Aber sobald der Wind zu stürmen begann und die Wellen sich erhoben, bekam es der arme Robinson mit der Angst zu tun und wurde seekrank. Er versprach sich selbst, sofort nach Hause zu fahren und es nie wieder zu verlassen, wenn er nur gesund zurück an Land käme.

Er war sehr in sich gekehrt, bis sich der Wind endlich legte. Sein Freund und die Matrosen lachten ihn aus und nannten ihn einen Narren, und als das Wetter schön wurde und die Sonne schien, vergaß er schnell seine guten Vorsätze, zu seinem Vater und seiner Mutter zurückzukehren.

Aber nach ein paar Tagen, als das Schiff auf dem Weg nach London bis nach Yarmouth Roads gesegelt war, mussten sie ankern und auf einen günstigen Wind warten. Damals gab es noch keine Dampfer, und die Schiffe hatten nur ihre Segel, um sich fortzubewegen; wenn also Flaute herrschte oder der Wind aus der falschen Richtung wehte, musste man einfach an Ort und Stelle warten, bis er sich drehte.

Während das Schiff in Yarmouth lag, wurde das Wetter sehr schlecht, und es gab einen mächtigen Sturm. Die See war so aufgewühlt und Robinsons Schiff in solch großer Gefahr, dass man schließlich die Masten kappen musste, um es leichter zu machen und es vor dem Kentern zu bewahren. Der Kapitän feuerte Kanonen ab, um anzuzeigen, dass sein Schiff Hilfe brauchte. Ein anderes Schiff ließ ein Boot zu Wasser, das Robinson und den Rest der Mannschaft unter großer Mühe an Bord nahm, kurz bevor ihr eigenes Schiff sank. Als sie an Land gelangten, triefend nass und durchgefroren, hatten sie bis auf die Kleidung, die sie anhatten, alles verloren.

Aber Robinson hatte noch etwas Geld in der Tasche und machte sich auf dem Landweg nach London, weil er dachte, die Leute würden ihn auslachen, wenn er jetzt bereits nach Hause zurückkehrte.

In London freundete er sich mit einem Schiffskapitän an, der kurz zuvor von einer Reise zur Guineaküste, wie dieser Teil Afrikas damals genannt wurde, heimgekehrt war. Der Kapitän erzählte ihm von dem vielen Geld, das er dort verdient hatte, und konnte Robinson so leicht überreden, ihn auf seiner nächsten Reise zu begleiten.

Robinson kaufte also Spielzeug, Perlen und andere Dinge, um sie in Afrika an die Eingeborenen zu verkaufen, und im Tausch dafür erhielt er so viel Goldstaub, dass er glaubte, auf diese Weise bald sein Glück zu machen.

Also begab er sich auf eine zweite Reise.

Doch dieses Mal hatte er nicht so viel Glück, denn bevor sie die afrikanische Küste erreichten, sichteten sie eines Morgens sehr früh ein anderes Schiff, das sie mit großer Sicherheit für einen Piraten hielten. Dieses andere Schiff segelte so schnell, dass es noch vor Einbruch der Nacht Robinsons Schiff eingeholt hatte, das nicht annähernd so viele Männer und Kanonen an Bord hatte und deshalb nicht kämpfen wollte. Die Piraten nahmen Robinson und die gesamte Besatzung seines Schiffes, die nicht getötet wurde, gefangen und machten sie zu Sklaven.

Der Piratenkapitän nahm Robinson zu seinem persönlichen Diener und ließ ihn in seinem Garten graben und in seinem Haus arbeiten. Manchmal durfte er auch auf sein Schiff aufpassen, wenn es im Hafen lag, aber er nahm ihn nie mit auf eine Reise.

Zwei Jahre lang lebte Robinson so. Er war sehr unglücklich und überlegte ständig, wie er entkommen könnte.

Schließlich, als der Kapitän einmal länger als gewöhnlich zu Hause war, fuhr er zwei- oder dreimal in der Woche mit einem Boot zum Fischen hinaus und nahm Robinson, der ein sehr guter Fischer war, und einen schwarzen Jungen namens Xury mit.

Eines Tages gab er Robinson den Befehl, Lebensmittel und Wasser sowie einige Gewehre, Pulver und Schrot in ein großes Boot zu laden, das die Piraten einem englischen Schiff gestohlen hatten, und sich bereit zu halten, um mit ihm und einigen seiner Freunde auf Fischfang zu gehen.

Aber im letzten Moment konnten die Freunde des Kapitäns nicht mitkommen, und so erhielt Robinson den Befehl, mit einem der Diener des Kapitäns, der kein Sklave war, und Xury im Boot hinauszufahren, um Fische für das Abendessen zu fangen.

Da dachte Robinson, dass dies seine Chance zur Flucht war.

Er sprach mit dem Diener, der nicht sehr klug war, und überredete ihn, mehr Lebensmittel und Wasser als sonst auf das Boot zu bringen, denn, so Robinson, “wir dürfen nicht nehmen, was für unseren Herrn bestimmt ist”. Auch sollte der Diener mehr Pulver und Schrot mitnehmen, denn, so Robinson, damit könnten sie genauso gut ein paar Vögel zum Essen schießen.

Als sie etwa eine Meile hinausgefahren waren, holten sie das Segel ein und begannen zu fischen. Aber Robinson behauptete, dass er dort, wo sie waren, nichts fangen könne und meinte, sie sollten weiter hinausfahren. Als sie so weit hinausgefahren waren, dass niemand mehr am Ufer sehen konnte, was sie vorhatten, tat Robinson wieder so, als wolle er fischen. Diesmal aber witterte er seine Chance, und als der Diener nicht hinsah, trat er hinter ihn und warf ihn über Bord. Er wusste, dass der Mann so gut schwimmen konnte, dass er das Land leicht erreichen würde.

Dann segelte Robinson mit Xury die Küste entlang nach Süden. Es war ihm egal, in welches Land er steuerte, er wollte nur den Piraten entkommen und wieder frei sein.

Viele Tage und Nächte segelten sie dahin. Manchmal kamen sie dicht an das Land heran, aber wegen der wilden Tiere und der Eingeborenen trauten sie sich nicht, anzulegen. Oft sahen sie große Löwen, die brüllend an den Strand rannten, und einmal erlegte Robinson sogar einen, den er schlafend vorfand. Aus seinem Fell machte er sich ein Bett auf dem Boot.

Endlich, nach einigen Wochen, als sie bis zu den Kapverden vorgedrungen waren, sahen sie ein portugiesisches Schiff, das sie an Bord nahm. Es war für Robinson nicht einfach, den Seeleuten zu vermitteln, wer er war, denn er konnte kein Portugiesisch. Aber alle waren sehr freundlich zu ihm, und sie kauften sein Boot, seine Waffen und alles, was er besaß. Sie kauften sogar den armen Xury, der natürlich als schwarzer Sklave zur damaligen Zeit genauso verkauft werden konnte wie ein Pferd oder ein Hund.

Als sie nach Brasilien kamen, dem Ziel des Schiffes, hatte Robinson genug Geld, um sich eine Plantage zu kaufen und dort vier Jahre lang Zucker und Tabak anzubauen. Eine Zeit lang war er sehr glücklich und zufrieden und verdiente gutes Geld.

Dieser Beitrag wurde unter Defoe-Daniel, Kinderbücher veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.