Ausgewählte Briefe

Ausgewählte Briefe – Papst Bonifatius I.

Papst Bonifatius I. war vom 28. Dezember 418 bis zu seinem Tod am 4. September 422 Bischof von Rom. Seine Wahl wurde von den Anhängern des Eulalius angefochten, bis der Streit von Kaiser Honorius beigelegt wurde. Bonifatius setzte sich für die Aufrechterhaltung der Kirchenordnung ein und gab den wichtigen Diözesen Narbonne und Vienne bestimmte Privilegien zurück, indem er sie von der Unterordnung unter den Primat von Arles befreite. Er war ein Zeitgenosse von Augustinus von Hippo, der ihm einige seiner Werke widmete. Dieses Buch enthält eine Auswahl seiner Briefe.

Ausgewählte Briefe

Ausgewählte Briefe.

Format: eBook/Taschenbuch

Ausgewählte Briefe

ISBN eBook: 9783849659905

ISBN Taschenbuch: 9783849668266

 

Auszug aus dem Text:

 

1. Schreiben der römischen Priester an den Kaiser Honorius, oder die Bittschrift der Priester für Bonifacius.2

Einleitung.

Nach dem Tode des Papstes Zosimus wählte eine kleine Partei den Archidiakon Eulalius, der größere Theil des Klerus und Volkes den Bonifacius. Die Eulalianer schleppten sogar den todkranken Bischof von Ostia, der zur Ordination des Bischofs von Rom berechtigt war, mit Gewalt herbei und suchten durch den Stadtpräfecten Symmachus die Bestätigung ihres Candidaten vom Kaiser zu erlangen. Symmachus berichtete auch unter dem 29. December 418 an den Kaiser Honorius, daß Eulalius ordnungsgemäß zum Papste gewählt worden sei, Bonifacius aber allem Gesetze und aller Gewohnheit zuwider. Honorius ließ sich durch diesen Bericht täuschen und bestätigte in einem Reseript vom 3. Jän-  ner 419 an Symmachus die Wahl des Eulalius, Bonifacius aber solle Rom verlassen, im Nothfalle mit Gewalt entfernt werden. Hierauf beklagt sich Symmachus in einem Schreiben an den Kaiser vom 8. Jänner, daß sich Bonifacius seinen Befehlen widersetzt habe. Nun sendeten die römischen Priester den wahrheitsgetreuen Bericht über die rechtmäßige Wahl des Bonifacius an den Kaiser, welchen derselbe in einem Schreiben an Symmachus vom 15. Jänner empfangen zu haben bestätigt; demnach ist unser Brief in der ersten Hälfte des Jänner 419 abgefaßt.

Text.

1. Wir kommen mit einer Bitte zu euerer Milde, gottesfürchtigste und gnädigste Kaiser Honorius und Theodosius. Nach dem Hinscheiden des heil. Zosimus, des Papstes der katholischen Kirche der Stadt Rom, traten nach hergebrachter Sitte und dem Gesetze der kirchlichen Disciplin selbst gemäß wir Priester in größerer Anzahl zusammen, um über die Aufstellung eines Nachfolgers gemeinschaftlich zu verhandeln. Da jedoch die lateranensische Kirche, deren Eingänge fast gänzlich verrammelt waren, der Archidiakon Eulalius, nachdem er das Leichenbegängniß des höchsten Priesters freventlich hintangesetzt hatte,3 mit Diakonen, sehr wenigen Priestern und einer aufgeregten Volksmasse besetzt hielt, so giengen wir am nächsten Tage (28. December) in dieselbe Kirche, wo früher Alle versammelt waren, 4 nachdem wir Alle berufen  hatten, und wählten hier im Einvernehmen mit dem christlichen Volke den, welchen Gott wollte. Denn wir haben den ehrwürdigen Bonifacius, der ein alter Priester, im Gesetze sehr kundig, in guten Sitten erprobt ist und, was ihn besonders zierte, die Wahl ungern annahm, unter dem Beifall des ganzen Volkes und mit Zustimmung der Bessergesinnten der Stadt zum Empfange der göttlichen Weihe berufen. Denn es ist erwiesen, daß die Weihe unter Zustimmung von ungefähr siebenzig Priestern, in Gegenwart der Bischöfe von neun verschiedenen Provinzen zu gehöriger Zeit5 vorgenommen wurde. Vorher auch wurden alle vorgeschriebenen Förmlichkeiten eingehalten.

2. Hingegen der obengenannte Eulalius, welcher früher durch drei unserer Mitpriester im Namen Vieler angegangen wurde, er möge sich nicht ohne Mitwissen des höheren Klerus etwas anmaßen, täuschte einige wenige Priester, nahm die, welche mit Briefen zu ihm kamen, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten, übel auf und stieß sie in verschiedene Gefängnisse, schaffte sich mit noch Anderen auch den Bischof von Ostia zur Stelle, der erwiesener Maßen fast todt herbeigebracht wurde, — denn daß er gegen seinen Willen herbeigeschleppt wurde, bezeugt die Krankheit des Greises, und drängte sich auf einen ihm nicht gebührenden Posten mit Ausserachtlassung der von der Religion geforderten Ordnung aus Ehrsucht vor; hierauf begann er sein Unternehmen durch Leute, welche aller Kenntnisse der Disciplin und Religion ermangeln,6 ungeziemend zu schützen, in der  Meinung, er könne durch menschliche Leidenschaften den göttlichen Ausspruch zu nichte machen.

3. Weil es sicher ist, daß euere Milde durch einen falschen Bericht getäuscht wurde, um irgend einen ungerechten Befehl gegen ein göttliches Urtheil ergehen zu lassen (denn göttlich ist, was immer die Wahl so hoher Würdenträger bestätigt), so bitten wir euere Gottesfurcht, daß ihr die früheren Anordnungen beseitigen und den Eulalius, welcher sich auf den Posten Anderer einschlich, mit seinen Helfershelfern an das Hoflager euerer Unvergänglichkeit7 vorführen lasset. Denn wir bekennen, daß der heil. Papst Bonifacius mit unseren Priestern sich einfinden werde; mit Zurücklassung je eines Priesters aus den einzelnen Kirchen werden Alle erscheinen, um ihren Willen, d. i. Gottes Stimme, zu erklären. Euere Milde möge auch alle bei der Sache Betheiligten vorladen, die, welche sich weigern und nicht gehen wollen, aus der Stadt hinausweisen. Ihr werdet, sobald die genaue Untersuchung begonnen, finden, daß es nicht bloß den göttlichen Gesetzen zuwiderläuft, sondern auch den Beifall der menschlichen nicht erlangen kann; haben wir das erreicht, so sagen wir euerem ewigen Kaiserthume den größten und vielfältigsten Dank.

2. Schreiben des Bonifacius, Bischofs der Stadt Rom, an den Bischof und die Priester, welche vom Papste Zosimus, seinem Vorgänger, zur africanische Synode als seine Stellvertreter gesendet wurden.8

Einleitung.

Wir lernten schon oben9 die vier Forderungen kennen, welche der römische Stuhl aus Anlaß der Appellation des Priesters Apiarius durch seine Legaten mündlich und schriftlich an die Africaner stellte, und sahen, daß zwei derselben durch angeblich nicänische, eigentlich aber sardicensische und daher den Africanern unbekannte Canones unterstützt wurden. Die Africaner beschloßen auf der damaligen Synode zu Carthago, eine genauere Untersuchung über die nicänischen Acten anzustellen, erklärten jedoch aus Achtung gegen Rom dem P. Zosimus noch im J. 418 schriftlich, daß sie vorläufig die zwei angeblich nicänischen Canones beobachten wollten. Die päpstlichen Legaten blieben indeß in Carthago und setzten daselbst ihre Verhandlungen fort, ohne daß uns das Detail hierüber bekannt wäre. Inzwischen war Zosimus gestorben; die beiden verhandelnden Parteien scheinen sich eine Zeit lang nicht sehr freundlich gegenüber gestanden zu sein, so daß es lange währte, bis die Legaten eine günstigere Wendung berichten konnten. Wir erfahren Dieß aus gegenwärtigem Schreiben, worin der Papst die Freude beschreibt, welche die Kunde von der wiederhergestellten Eintracht bei ihm und seinem Klerus hervorrief. Dasselbe, übrigens sehr corrumpirt, hat zuerst Mansi nach einer ihm von Freundeshand gewordenen Mittheilung aus einer Freisinger Handschrift publicirt.

 

Text.

 

Bonifacius, der Bischof, (sendet) dem Bischofe Faustinus, den Priestern PhiIippus und Asellus (seinen Gruß).

 

Das Schreiben euerer Liebe wurde in Gegenwart des Presbyteriums vorgelesen, und werdet ihr auch aus der Erzählung der Überbringer ersehen, 10 wie sehr sich der ganze Chor der Brüderlichkeit erfreute und die Schaar der Heiligen im Herrn frohlockt, nachdem sie mit eigenen Ohren die lange ersehnte Kunde von dem Wohlbefinden euerer Liebe vernahm. Denn einstimmig lobten Alle die aus dem Schreiben erkannte Sorge der Glieder um ihr Haupt. Euch also und euere Wünsche unterstützte Christus, welcher sich würdigte, die Getrennten wieder zu vereinigen und die Wunden zu heilen, was euch die (zu euch) eilenden Brüder und Mit-Priester Duleitius und Felix noch besser verkündigen sollen. Gegeben am 26. April unter dem Consulate des Monasius.11

 3. Schreiben, von dem ganzen africanischen Concil an Bonifacius, Bischof der Stadt Rom, durch den Bischof Faustinus und die Priester Philippus und Asellus, die Legaten der römischen Kirche, gerichtet.12

 

Bezüglich der Angelegenheiten der Kleriker und der Appellationen der Bischöfe erklären sie, das im Commonitorium des Zosimus Enthaltene beobachten zu wollen, bis sie die authen-  tischen Exemplare des nicänischen Concils werden kennen gelernt haben.

Einleitung.

Am 24. Mai 419 versammelten sich in der Kirche des Faustus zu Carthago nicht weniger als 217 africanische Bischöfe unter dem Vorsitze des Aurelius zu einer Generalsynode, um vor Allem mit den päpstlichen Legaten über die Appellationen zu verhandeln. Was hierüber13 gesprochen und beschlossen wurde, ist der Hauptsache nach in dem hier folgenden Schreiben enthalten, welches am Tage nach der zweiten Sitzung, also am 31. Mai abgefaßt und den Delegaten zur Uberbringung an den Papst eingehändigt wurde.

 

Text.

 

Dem seligsten und verehrungswürdigen Herrn Bruder Bonifacius (entbieten) Aurelius, Valentinus, (Bischof) des ersten Sitzes der Provinz Numidien, und die übrigen Anwesenden, 217 an der Zahl, vom ganzen Concil Africas (unsern Gruß).

1. Einleitung.

Da es dem Herrn gefallen, daß über Dasjenige, was unsere heil. Brüder, der Mitbischof Faustinus und die Mitpriester Philippus und Asellus mit uns verhandelten, unsere Niedrigkeit nicht dem Bischofe Zosimus seligen Andenkens, von welchem sie Auftrag und Brief uns überbrachten, antworten sollten, sondern deiner Ehrwürdigkeit, der du au seine Stelle von Gott eingesetzt wurdest, so müssen wir in  Kürze das mittheilen, was in beidertheiliger Übereinstimmung beschlossen wurde, nicht, wie es in den weitläufigen Protocollen enthalten ist, weil wir allerdings stets mit Wahrung der Liebe, dennoch nicht ohne kleinen widerwärtigen Streit hiebei verweilten, indem wir aus den Acten das zur Sache gehörige herausheben. Sicherlich würde auch Jener, wenn er noch lebte, freudiger aufnehmen, was er mit größerer Friedfertigkeit beschloßen sähe, Herr Bruder!

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