Briefe – Sixtus III.
Sixtus III. wurde am 31. Juli 432 zum Papst geweiht. Er versuchte, den Frieden zwischen Kyrill von Alexandrien und Johannes von Antiochien wiederherzustellen. Außerdem verteidigte er die Rechte des Papstes über Illyrien und die Stellung des Erzbischofs von Thessaloniki als Oberhaupt der lokalen illyrischen Kirche gegen die Ambitionen von Proclus von Konstantinopel. Sein Name wird oft mit einer extensiven Bauphase in Rom in Verbindung gebracht: Santa Sabina auf dem Aventin-Hügel wurde während seines Pontifikats eingeweiht. Er baute die Liberianische Basilika als Santa Maria Maggiore, deren Widmung an Maria, die Mutter Gottes, seine Zustimmung zum Ökumenischen Konzil von Ephesus widerspiegelt, das 431 zu Ende ging. Auf diesem Konzil drehte sich die Debatte über die menschliche und die göttliche Natur Christi um die Frage, ob Maria rechtmäßig “Mutter Gottes” oder nur “Mutter Christi” genannt werden könne. Dieses Buch beinhaltet seine wichtigsten Briefe.
Format: eBook/Taschenbuch
Briefe.
ISBN eBook: 9783849660864
ISBN Taschenbuch: 9783849667580
Auszug aus dem Text:
I. Echte Schreiben.
1. Brief Sixtus III., des heiligen Papstes zu Rom, des Cölestinus Nachfolgers, an Cyrillus. 2
Einleitung und Inhalt.
Theils in Erwiderung des vom Papste Cölestinus erhaltenen Schreibens, 3 theils wegen der auch nach dem Concil von Ephesus fortdauernden Uneinigkeit unter den orientalischen Bischöfen, von denen mehrere die Verurtheilung des Nestorius und Nestorianismus nicht anerkennen wollten, sandten die ehemaligen Deputirten der ephesinischen Synode die Bischöfe Hermogenes von Rhinocorura und Lampetius von Cassium4 nach Rom, um über den weiteren Verlauf der Angelegenheiten, insbesondere über die Bemühungen der ortbodoren Partei für die Wiederherstellung des Friedens und der Einigkeit zu berichten und Weisungen zu erlangen. Die Legaten, welche Empfehlungsschreiben von Cyrillus mitbrachten, kamen wohl erst gegen Ende Juli 432, in den letzten Tagen des Papstes Cölestinus an, so daß sie nicht mehr von diesem, sondern von seinem Nachfolger Sixtus III. die Antwortschreiben mitnahmen, dessen Erwählung sie beiwohnten. Sie erhielten deren zwei, eines, welches, obwohl es hier an Cyrillus allein überschrieben ist, doch nicht an Diesen allein, sondern auch an andere Bischöfe des Morgenlandes, deren Gesandte eben die 2 Bischöfe waren, gerichtet gewesen;5 das zweite war ein Privatschreiben an Cyrillus allein. Im ersteren Briefe benachrichtigt der Papst die Bischöfe des Orients von seiner mit allgemeiner Übereinstimmung vollzogenen Erwählung, bei welcher zu seiner Freude auch die Bischöfe des Morgenlandes durch ihre Gesandten vertreten waren, bestätigt die Glaubensentscheidungen seines Vorgängers Cölestinus, belobt und billigt die Bemühungen des Cyrillus, welche Dieser, der erlittenen Beleidigungen vergessend, für die Wiederherstellung des Friedens und für das Zurückführen der von Nestorius Irregeführten in die Kirche mache; bezüglich des Johannes von Antivchien bleibe es bei den Beschlüssen des Papstes Cölestinus; Nestorius allein sei wegen seiner Blindheit und Hartnäckigkeit von aller Hoffnung einer Wiederaufnahme abgeschnitten; den Brief möge der Empfänger seinen benachbarten Brüdern mittheilen. Unser Brief und der folgende dürften demnach Anfang August 432 verfaßt sein.6
Text.
1. Mit Danksagung für die Liebe Gottes gegen uns, daß er uns zu jener Zeit, da er uns auf den höchsten Gipfel des Priesterthums zu berufen sich würdigte, in seiner Güte die Gegenwart unserer heiligen Brüder und Mitbischöfe Hermogenes und Lampetius schenkte, mußten wir durch diese Zeugen7 unserer Ordination euerer Brüderlichkeit dieses Schreiben schicken. Denn in ihnen glaubten wir euch Alle, von welchen sie geschickt worden, anwesend, da ja kein noch so großer Zwischenraum Diejenigen trennt, welche die geistliche Gnade vereinigt. Wenn aber euere Heiligkeit sowohl aus unserem Schreiben wie auch aus dem Berichte der Brüder erkannt haben wird, unter welch’ allgemeiner Ubereinstimmung durch die Gnade der göttlichen Vorsehung diese unsere Wahl vorgenommen wurde, so wird sie, geliebtester Bruder, dem Herrn, dem Geber (dieser Gnade), an unserer Statt allen Dank sagen, damit er als Beschützer seines eigenen Geschenkes den kirchlichen Frieden erhalten möge. Unser Gott, welcher alle seine Gnaden so austheilt, daß er auch nicht eine verloren gehen läßt, erwies mir durch die gelegentliche Anwesenheit der Brüder8 eine Wohlthat. Denn wir beschloßen, durch unsere heiligen Mitbischöfe Hermogenes und Lampetius, welche unserer Ordination beiwohnten, dieses Schreiben an deine Frömmigkeit zu schicken, wie wir es an die heilige Synode9 sandten, über die Anhänger des Nestorius.
2. Wir freuten uns also, ich gestehe es, sehr darüber, weil wir durch eine und dieselbe Gelegenheit sowohl über die Angelegenheiten des Glaubens als auch über unsere eigenen berichten konnten. Denn unsere Ordination hatte alle Brüder zu Anwesenden. Wer sollte denn für abwesend gelten, da das Morgenland in seinen Legaten zugegen war, welche sahen, daß Alle e i n Herz hatten und e i n e Seele, und erkannten, daß die Stimme der Menge mit der göttlichen übereinstimme? So bewahrte die römische Kirche bei der Einsetzung des Verkündigers des Glaubens die Einstimmigkeit, gleichwie sie bei der Verkündigung des Glaubens selbst stets die eine Meinung bewahrte.
3. Weil es also genügt, meine Ordination mit wenigen Worten angezeigt zu haben, erübrigt uns noch über Das zu sprechen, was unser heiliger Bruder Cyrillus, der eigenen Schmach und Bedrängnisse uneingedenk, verlangt. Denn es ist ausreichend, was schon von meinem Vorgänger seligen Andenkens über den Glauben geschrieben worden, über dessen Triumph wir uns in dem Beistande Christi, unseres Gottes, erfreuen, gegen den die Frage angeregt worden war. Weil es uns jedoch nicht verdrießen darf, oftmals zu wiederholen, was zum Heile entschieden wurde, hielt ich es für nothwendig, nun in dem an euere Brüderlichkeit durch unsere heiligen Brüder und Mitbischöfe Hermogenes und Lampetius übersendeten Schreiben in wenigen Worten Das zu erklären, was schon längst ausführlich der Ausspruch des apostolischen Stuhles entschied, damit sie10 auch nicht ermüde durch das Anhören, sondern es sogar gerne höre, weil sie siegte. Denn wenn Nestorius, der Lehrer gottloser Untersuchungen, Bücher schrieb, da er doch Verwerfliches verkündigte, um wie viel mehr müssen wir uns als Wächter des väterlichen Glaubens erweisen, indem wir, was verworfen wurde, gänzlich beseitigen?
4. Unser heiliger Bruder aber und Mitbischof, der Vorsteher der alexandrinischen Kirche, indem er zeigt, wie und wie sehr er um den Glauben besorgt sei, und die Schmach verachtet, welche er nach dem Apostel11 zu seinem Ruhme erduldet, sehnt sich vielmehr darnach, daß die Kirche geord- net, als daß er gerächt werde. Sogleich aber bittet er, daß den im Schiffbruch Gefährdeten der Hafen geöffnet werde, und stellt sich mit dem Tode des Einen zufrieden, welcher, da er sich in seiner Unwissenheit ein Lehrer dünkte, sich die Führung des göttlichen Steuerruders12 anmaßte, aber auf seinem Sitze nicht verbleiben konnte, weil er nicht zu lehren verstand. Dieser allein also möge ein Schiffbrüchiger sein, welchen, da er in der so großen Finsterniß seiner Lehren nicht sah, die Fluth der Gottlosigkeit an der Klippe der Absetzung zum Scheitern brachte. Alle ergriff zwar ein Sturm; aber nachdem Der, welcher Solches ausgedacht, in die Tiefe gesunken, will er13 die Rettung der Übrigen. Auch wir sind deßhalb derselben Meinung. Denn es ist besser, leutselig gegen sie zu verfahren, wenn sie aufhören, gottlos gegen Gott zu sein. Daher mögen sie aufgenommen werden, wenn sie auf den rechten Weg zurückkehren wollen. Es ist nicht nöthig, noch weiter hierüber zu reden, da dieß Wenige hinreicht. Sie mögen nemlich wissen, daß man für die von ihnen eingenommenen Kirchen sorgen werde,14 wenn sie nicht für sich selbst sorgen und so gesinnt sein wollen, wie wir.
5. Bezüglich des Johannes von Antiochia aber entscheiden wir, daß Das beobachtet werden solle, was in dem vorher gesandten Schreiben15 angeordnet wurde, daß er (nemlich) wissen möge, er werde dann Einer von den Katholiken sein, wenn er alles durch die Synode Verworfene verwirft und sich so selbst als katholischen Bischof erwiesen haben wird. 16 Halte also mit Starkmuth fest, was sowohl von der Synode als auch von uns entschieden wurde, geliebtester Bruder! Denn unser Bruder17 verzeiht die Beschimpfungen, welche ihm vor dem gemeinsamen Herrn zum Nutzen gereichen. Denn eine solche Beschimpfung ist Sieg. Deßhalb ertrug er alle Angriffe, noch betrübten sie ihn, über die er sich nun freut, eingedenk, daß er um der Krone willen gestritten habe. Er weiß ja, welcher Lohn Derer harret, die solche Siege errungen. Möge über die Theilnahme eines solches Triumphes Jeder frohlocken, welcher zurückkehrt und mit seiner Seele derselben Meinung beitritt.
6. Ich wünsche aber, daß Dieß durch deine Frömmigkeit den benachbarten Brüdern zur Kenntniß komme, damit sie erkennen, daß in einer so wichtigen Angelegenheit, obgleich Alles schon längst vollständig entschieden ist, dennoch der apostolische Stuhl nicht ermüde oder saumselig sei, da die Sorge für alle Kirchen solcher Sorgen nicht ledig sein läßt.
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