Kommentar zum apostolischen Glaubensbekenntnis – Rufinus von Aquileia
Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist ein christliches Glaubensbekenntnis oder “Symbol des Glaubens”. Es stammt höchstwahrscheinlich aus dem Gallien des 5. Jahrhunderts und ist eine Weiterentwicklung des altrömischen Symbols, des alten lateinischen Glaubensbekenntnisses aus dem 4. Jahrhundert. Seit dem 8. Jahrhundert wird es im lateinischen Ritus liturgisch verwendet und hat sich in den verschiedenen modernen Zweigen des westlichen Christentums, einschließlich der modernen Liturgie und Katechese der katholischen Kirche, des Luthertums, des Anglikanismus, des Presbyterianismus, der Mährischen Kirche, der Methodistischen Kirche und der Kongregationalistischen Kirche, durchgesetzt. Es ist kürzer als das vollständige nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis von 381, aber es ist immer noch ausdrücklich trinitarisch aufgebaut und enthält Abschnitte, in denen der Glaube an Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist bekräftigt wird. Es geht nicht auf einige christologische Fragen ein, die im Nizänischen Glaubensbekenntnis definiert wurden. Es sagt also nichts explizit über die Göttlichkeit von Jesus oder des Heiligen Geistes aus. Aus diesem Grund wurde es in der mittelalterlichen lateinischen Tradition als älter als das Nizänische Glaubensbekenntnis angesehen.
Format: eBook/Taschenbuch
Kommentar zum apostolischen Glaubensbekenntnis .
ISBN eBook: 9783849660857
ISBN Taschenbuch: 9783849667573
Auszug aus dem Text:
Einleitung: Rufin’s Leben und Schriften. 1
Tyrannius (Toranus) Rufinus von Aquileja verdankt seine Berühmtheit in der christlichen Literaturgeschichte zum großen Theile seiner Übersetzungsthätigkeit aus dem Gebiete der griech. kirchl. Literatur, wie seinen bekannten Zerwürfnissen mit dem hl. Hieronymus. Er ward nicht, wie vielfach fälschlich angenommen worden ist, zu Aquileja selbst, sondern in der benachbarten kleinen italischen Stadt Julia Concordia um das Jahr 346 geboren. Obgleich frühzeitig in der christlichen Religion unterrichtet, verschob er doch, einem in seiner Zeit häufigen Zuge folgend, den Empfang der hl. Taufe in die spätern Jünglingsjahre. Die schönen Wissenschaften und die Rhetorik bildeten das Lieblingsstudium Rufin’s und führten ihn nach dem reichen, blühenden Aquileja, dem ,„zweiten Rom“ der damaligen Welt. Nachdem er hier seinen wissenschaftlichen Durst an den Quellen der profanen Literatur hinlänglich gestillt, ergriff ihn das Verlangen, auch die Wissenschaft der Heiligen kennen zu lernen. So zog er sich, etwa 25 Jahre alt, in ein uns näher nicht bekanntes aquilejensisches Kloster zurück, woselbst er von der Hand des hl. Chromatius unter Assistenz des Archidiakon Euseb und des Diakon Jovin die hl. Taufe empfing. Die hl. Schrift und die Werke der Kirchenväter lateinischer und griechischer Zunge bildeten nun den Gegenstand der wissenschaftlichen Studien Rufin’s in seiner klösterlichen Zurückgezogenheit. Die Griechen las er, bis jetzt allein der lateinischen Sprache mächtig, vorab noch in lateinischen Versionen. Um diese Zeit geschah es, daß der hl. Hieronymus auf seiner Rückkehr von Rom Concordia berührte, woselbst er über Rufin, seine Studien und seine Fortschritte in christlicher Tugend und Wissenschaft Kunde erhielt. Der Heilige entschloß sich, den vielversprechenden jungen Mann in Aquileja aufzusuchen. Nach einem mehrtägigen Zusammenleben in demselben Kloster schieden die Beiden unter dem Versprechen einer ewigen Freundschaft. Hieronymus ging zu wissenschaftlichen Zwecken nach Gallien, um dann nach Aquileja zurückzukehren und dort im Verein mit Rufin seine Tage in ungestörter, ruhiger Thätigkeit zu verleben. Kostbare Manuscripte, die Hieronymus auf der Reise in seinen Besitz brachte, waren die gemeinschaftliche Freude der beiden Freunde. Den Rufin interessirten vornehmlich die Werke des hl. Hilarius, die ihm der Freund auf seinen Wunsch in Trier zum Theile abgeschrieben hatte.
Das Zusammenleben der beiden Freunde zu Aquileja sollte jedoch nicht lange dauern: unvorhergesehene, uns näher nicht bekannte Umstände veranlaßten den Hieronymus, Ende 372 oder Anfangs 373 in den Orient zu reisen. Untröstlich über die Trennung beschloß Rufin im folgenden Jahre seinen Freund im Orient aufzusuchen und landete Frühjahr 374 in Ägypten. Lehrreich und fesselnd waren für ihn die Einblicke, die ihm in das Leben und Thun der Einsiedler der Wüste zu werfen verstattet war: er sah den damals 75 jährigen hl. Makarius von Alexandrien, und ein gemeinsames Interesse an den Vorträgen des blinden Didymus, der als das Orakel seines Jahrhunderts verehrt wurde, führte ihn demnächst zu einem innigen Verhältniß mit der hl. Melania der Ältern, die, eine aufrichtige Bewunderin seiner Tugend, dem Rufin ihr Vertrauen schenkte und durch einen Zeitraum von 30 Jahren unverändert bewahrte.
Hier in Ägypten war es, wo Rufin eine glänzende Probe seiner Festigkeit im Glauben ablegen und den Ruhm eines Bekenners sich begründen sollte. Die Arianer hatten sich damals nach dem Tode des hl. Athanasius des bischöflichen Stuhles von Alexandrien unter den Auspicien des Kaisers Valens bemächtigt und wütheten gegen die Vertreter des omoousioj. (xxx) Auch Rufin ward ein Opfer dieser Verfolgung: er verkostete Kerker und Mißhandlung. Die Wiedererlangung seiner Freiheit verdankte er der edlen Melania, die ihr Vermögen ganz zur Unterstützung vertriebener Bischöfe und verfolgter Bekenner der Gottheit Christi verwendete. Mit Melania und andern Verfolgten ging dann Rufin nach Palästina, woselbst eine höchst schmeichelhafte Ankündigung des Hieronymus in einem Briefe an einen gewissen Horatius in Jerusalem ihm die ehrenvollste Aufnahme sicherte. Erst gegen 377 jedoch kamen Rufin und Melania nach Jerusalem; die Letztere gründete hier ein Frauenkloster, dem sie 27 Jahre vorstand, der Erstere machte sich um die Errichtung eines Männerklosters am Ölberge verdient, dem er in kurzer Zeit eine beträchtliche Anzahl von Mitgliedern zuführte. Die zu Grunde gelegte Regel war wahrscheinlich die des hl. Basilius. Mit der priesterlichen Weihe ausgerüstet entfaltete sodann Rufin eine eifrige und erfolgreiche Thätigkeit in der Seelsorge, die namentlich auch durch zahlreiche Conversionen von Anhängern des antiochenischen Schisma’s wie der macedonianischen und arianischen Häresie gekrönt wurde. Auch wandte sich jetzt Rufin, der den fünfjährigen Aufenthalt in Ägypten zum Studium der griechischen Sprache benutzt hatte, der Übersetzung griechischer Werke in’s Lateinische zu. Den Anfang machte er mit den Alterthümern und dem jüdischen Krieg des Flavius Josephus. Inzwischen bot sich dem hl. Hieronymus Anlaß, seinen längst gehegten Plan eines Besuchs der hl. Stätte auszuführen. 2 Bei seinem Aufenthalte in Jerusalem hatte er die Freude, nach langer Trennung den Rufin wieder zu sehen. Von Dieses wie der Melania Tugend und gesegneter Thätigkeit war er so entzückt, daß er in seinem zu Konstantinopel, wohin er sich bald darauf begab, verfaßten Chronikon ad a. 378 seiner Bewunderung beredten Ausdruck lieh. Rufin unterbrach seinen klösterlichen Aufenthalt am Ölberge durch verschiedene Reisen in eigenem oder kirchlichem Interesse. Wir wissen von ihm selbst, daß er unter Anderm Mesopotamien besuchte, wie auch daß er in Alexandrien seine alten Lehrer, vornehmlich den blinden Didymus, wieder sah und consultirte. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß gerade dieser alexandrinische Aufenthalt ihm die Anregung zur Fortsetzung seiner Übersetzungen griechischer Schriftsteller bot. In dieser Thätigkeit bereitete er sich durch so fleissige und umfassende Studien vor, daß Hieronymus sich zu dem Geständniß veranlaßt sah, daß nur Wenige den Rufin an Kenntniß der alten Autoren, namentlich der Griechen übertreffen dürften. Eine der ersten Übersetzungen, die derselbe demnächst in Angriff nahm, waren die Sprüche des Pythagoräers Sixtus, die er, durch ihren trefflichen moralischen Inhalt verleitet, irrthümlich dem gleichnamigen Papst und Märtyrer zuschrieb. Auch übersetzte er die Werke des Evagrius von Pontus. In dieselbe Zeit fällt wohl auch der Anfang des Rufin’schen Briefwechsels mit einer vornehmen römischen Wittwe Proba, der für uns verloren ist. Gennadius, der diese Briefe in Händen hatte, rühmt sie wegen der Reinheit des Stiles und der Vortrefflichkeit ihres Inhaltes.
Unterdessen hatte Hieronymus, nachdem er 382 Constantinopel verlassen, drei Jahre in Rom an der Seite des Papstes Damasus verweilt, dessen unbegrenztes Vertrauen er besaß, und dem er in allen wichtigen Dingen ein hochangesehener Rathgeber war. Gegen Ende 384 aber starb Papst Damasus, und so stand Hieronymus, der neben den rasch vorübergehenden Anfeindungen wegen seiner neuen biblischen Textesgestaltung besonders heftige Nachstellungen aus Anlaß seiner schonungslosen Rüge des damaligen römischen Klerus zu erdulden hatte, in Rom nahezu ganz isolirt. Da entschloß er sich denn, für immer in den Orient zurückzukehren. Nach einem längern Aufenthalte in Alexandrien, wo ihn Didymus fesselte, und nach einem Besuche bei den Mönchen der nitrischen Wüste 385 kam er wieder in’s hl. Land. Zu seiner bleibenden Wohnstätte wählte er aber nicht das Kloster des Rufin zu Jerusalem, sondern Bethlehem, die Stätte, wo die Krippe des Herrn gestanden. Mit Rufin aber blieb er in der innigsten Freundschaft verbunden, die besonders durch das gemeinsame wissenschaftliche Interesse getragen wurde. Der Eine suchte den Andern im Eifer des Studiums der hl. Schrift und der kirchlichen Autoren zu überbieten. Rufin warf sich jetzt vor Allem auf die Werke des Origenes und nahm zunächst die exegetischen Schriften dieses großen, von ihm so sehr bewunderten Autors, zum Pentateuch, den Büchern Josue, Richter, Könige, den Psalmen und dem hohen Lied in Angriff.
Mehr als 25 Jahre bereits hatte Rufin und Hieronymus das Band innigster Freundschaft umschlungen, als ein unvorhergesehenes Ereigniß die ersten Samenkörner eines feindlichen Zerwürfnisses zwischen die Freunde streute, das nach und nach wachsend sie zeitlebens trennen sollte. Ein gewisser Aterbius, vielleicht aus der Schaar der anthropomorphistischen Mönche, kam nach Jerusalem und erlaubte es sich beim öffentlichen Gottesdienste vor versammelter Gemeinde den Bischof Johannes von Jerusalem, wie auch den Hieronymus und Rufin laut und unumwunden als Anhänger der origenistischen Häresieen anzuklagen und dieselben zur öffentlichen Ablegung ihres Glaubensbekenntnisses zu provociren. Während nun Hieronymus es für opportun erachtete, der Aufforderung des Aterbius am nächstfolgenden Sonntage nachzukommen und seinerseits die Irrthümer des Origenes öffentlich in der Kirche zu verdammen, waren der Bischof Johannes und Rufin anderer Ansicht und rechneten die Condescendenz des Hieronymus der unbefugten Aufforderung des Aterbius gegenüber Jenem als eine unwürdige Schwäche an. Es war Dieß im Jahre 392, und von diesem Zeitpunkte an trat eine gewisse Kälte in dem frühern Freundschaftsverhältniß zwischen Hieronymus und Rufin ein, von der uns die in demselben Jahre erschienene Schrift des Hieronymus de viris illustribus deutliche Spuren zeigt. Hätte Hieronymus diese seine literarhistorische Arbeit früher verfaßt, so würde ohne Zweifel Rufin unter den kirchlichen Autoren eine ehrenvolle Stelle und eine rühmliche Kritik in derselben erhalten haben: nun ward er ganz und gar ignorirt. Noch immer aber war das Zerwürfniß nicht bis zum Grade vollständiger und feindseliger Trennung gestiegen; vielmehr sollte das Jahr 394 noch ein Mal eine förmliche Aussöhnung herbeiführen. Um diese Zeit kam der hl. Epiphanius nach Jerusalem und predigte in Gegenwart des Bischofs Johannes und des Rufin gegen Origenes; dazu kam noch, daß er den Bruder des Hieronymus, Paulinian, unbefugt zum Priester weihte. In dem zwischen den beiden Bischöfen durch diese Vorgänge entstehenden Streite stand Hieronymus zu Epiphanius, während Rufin die Partei des Johannes vertrat. Hier war es die hl. Melania, welche die letzte friedliche Ausgleichung zwischen den alten Freunden vermittelte. Zum Zeichen der Versöhnung reichten sich Rufin und Hieronymus in der Grabeskirche von Jerusalem die Hand und besiegelten die neue Vereinigung durch Darbringung des hl. Opfers.
Das Jahr 397 gab dem Rufin Behufs Begleitung der hl. Melania Veranlassung nach Italien zu gehen. In Rom lernte er einen gewissen Makarius kennen, einen Mann, der von größerem Interesse für die kirchliche Literatur erfüllt war, als ihm seine persönliche Bildung dieselbe zu fördern oder auch nur zu beherrschen verstattete. In verschiedenen Schwierigkeiten wandte er sich an Rufin, der ihn seinerseits auf die Apologie des Origenes von Pamphilus verwies. Makarius, des Griechischen unkundig, ersuchte den Rufin um eine lateinische Übersetzung dieses Werkes, ein Wunsch, dem Letzterer nach einigem Widerstreben entsprach. Diese Übersetzung begleitete Rufin mit einem Briefe und einer Vorrede an Makarius, worin er einestheils constatirt, daß die Werke des Origenes vielfachen Fälschungen durch die Häretiker ausgesetzt gewesen seien, anderntheils die in ihrem Zielpunkt leicht kennbare Vermuthung ausspricht, es möge wohl die Übersetzung eines dem Origenes günstigen Werkes gewissen Personen ungelegen kommen. Selbstverständlich machte die Übersetzung der Apologie Aufsehen. Makarius jedoch ließ sich nicht abhalten, den Rufin weiterhin zu bestimmen, auch die Übersetzung des Hauptwerkes des Origenes, (xxx), in Angriff zu nehmen. Zu Ostern 398 konnten die beiden ersten Bücher dieser immerhin delikaten Arbeit bereits erscheinen. In der an Makarius adressirten Vorrede unterläßt Rufin es nicht, an die früher von Hieronymus selbst gefertigten Übersetzungen aus den Werken des Origenes und das überaus günstige Urtheil zu erinnern, welches Dieser über den großen Mann gefällt. Im Übrigen gibt Rufin selbst zu verstehen, daß er bei der Übersetzung des Periarchon mit ziemlicher Willkür verfuhr, indem er Einzelnes wegließ, Anderes modificirte. Nach Vollendung seiner Übersetzung zog sich Rufin nach Aquileja zurück, im Besitze eines Briefes des hl. Papstes Siricius, der seine volle kirchliche Gemeinschaft constatirte. Unterdeß war Hieronymus auf das Werk Rufin’s aufmerksam gemacht und von befreundeter Seite in den Besitz desselben gesetzt worden. Da Papst Siricius bereits am 26. November des Jahres 398 gestorben war, so ward die Sache von Seite des Hieronymus und seines Freundes an den mittlerweile auf den Stuhl Petri erhobenen Papst Anastasius gebracht. Dieser nun lud den Übersetzer des Origenes in verschiedenen Briefen zur persönlichen Verantwortung nach Rom: Rufin jedoch entschuldigte sich durch Hinweis auf Familienverhältnisse und Überanstrengung von seinen Reisen; er hielt es für ausreichend, zu erklären, daß sein Glaube niemals ein anderer gewesen, als wie er zu Rom und Jerusalem und allweg in der katholischen Kirche gepredigt werde. Seinem Briefe fügte er eine besondere professio fidei bei, von welcher er erwartet, daß durch dieselbe seine Gegner zur Ruhe gebracht würden; „sei doch dieser sein Glaube persönlich erprobt durch Exil, Gefängniß und Dasjenige, was er zu Alexandrien für den Namen Jesu erduldet.“ In der professio fidei verbreitet sich Rufin in durchaus rechtgläubigem Sinne über Trinität, Incarnation, Auferstehung des Fleisches, Gericht, Ewigkeit der Höllenstrafen, Ursprung der Seele. Was den Origenes betrifft, so erklärt er, weder sein Vertheidiger noch sein Approbator, sondern lediglich sein Übersetzer zu sein. Finde sich in seiner Übersetzung etwas Gutes, so sei Dieß nicht ihm zuzumessen; finde sich Schlechtes, so sei Dieß gleicher Weise nicht auf seine Rechnung zu schreiben.
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