Das Evangelium der Geburt Marias
Dieses Evangelium, lateinisch ‘Libellus de Nativitate Sanctae Mariae’, behandelt die Ereignisse rund um die Geburt von Maria, der Mutter Jesu. Es entstand im Wesentlichen als Teil des Pseudo-Matthäus-Evangeliums und wurde um das neunte Jahrhundert herum als eigenständiges Werk behandelt. Es wurde von mehreren der alten christlichen Sekten für echt und authentisch befunden und findet sich unter anderem in den Werken des Hieronymus, eines Kirchenvaters, der im vierten Jahrhundert lebte, aus denen auch die dieser Version zugrundeliegende Übersetzung stammt.
Format: eBook
Das Evangelium der Geburt Marias.
ISBN eBook: 9783849659356
Auszug aus dem Text:
KAPITEL I.
1 Von Marias Abstammung –– 7 Joachim, ihr Vater, und Anna, ihre Mutter, gehen zum Fest der Chanukka nach Jerusalem –– 9 Der Hohepriester Issachar tadelt Joachim dafür, kinderlos zu sein.
1 Die selige und glorreiche Jungfrau Maria, die dem königlichen Geschlecht und der Familie Davids entstammt, wurde in der Stadt Nazareth geboren und in Jerusalem im Tempel des Herrn erzogen.
2 Der Name ihres Vaters war Joachim, und der ihrer Mutter war Anna. Die Familie ihres Vaters stammte aus Galiläa und der Stadt Nazareth. Die Familie ihrer Mutter stammte aus Bethlehem.
3 Ihr Leben war einfach und gerecht vor dem Herrn, fromm und ohne Tadel vor den Menschen. Denn sie teilten ihren ganzen Besitz in drei Teile:
4 Einen davon opferten sie dem Tempel und seinen Bediensteten, einen weiteren verteilten sie unter Fremden und Menschen, die in ärmlichen Verhältnissen lebten, und den dritten behielten sie für sich selbst und ihre Familie.
5 Auf diese Weise lebten sie etwa zwanzig Jahre lang keusch, in der Gunst Gottes und in der Wertschätzung der Menschen, ohne Kinder.
6 Aber sie gelobten, wenn Gott ihnen einen Nachkömmling schenken würde, diesen den Dienst am Herrn verrichten zu lassen; aus diesem Grund gingen sie zu jedem Fest im Tempel des Herrn 1.
7 Und es begab sich, als das Fest der Chanukka näher rückte, dass Joachim mit einigen anderen aus seinem Stamm nach Jerusalem zog, wo Issachar zu jener Zeit der Hohepriester war.
8 Als dieser sah, wie Joachim zusammen mit den übrigen Pilgern seine Opfergabe darbrachte, strafte er ihn als auch seine Opfergaben mit Verachtung und fragte ihn:
9 Warum er, der kinderlos war, sich anmaßte, unter denen zu erscheinen, die Kinder hatten? Er fügte hinzu, dass Gott keine seiner Opfergaben annehmen würde, da er ihn unwürdig befunden hatte, Kinder bekommen; und die Schrift sagt: Verflucht ist jeder, der in Israel keinen Mann zeugt.
10. Er sagte weiter, dass er sich zuerst von diesem Fluch befreien müsse, indem er einen Nachkömmling zeugt, und erst dann mit seinen Gaben vors Angesicht Gottes treten dürfe.
11 Tief beschämt über diesen Tadel zog sich Joachim zu den Hirten zurück, die mit den Rindern auf ihren Weiden waren.
12 Er wollte keinesfalls nach Hause zurückzukehren, damit seine Nachbarn, die anwesend gewesen waren und die Worte des Hohepriesters gehört hatten, ihn nicht öffentlich in derselben Weise tadelten.
…