Das Evangelium des Jakobus

Das Evangelium des Jakobus

Das Evangelium des Jakobus ist ein Kindheits-Evangelium aus dem 2. Jahrhundert, das von der wunderbaren Empfängnis der Jungfrau Maria, ihrer Jugend und Heirat mit Joseph, der Reise des heiligen Paares nach Bethlehem, der Geburt Jesu und den unmittelbar darauf folgenden Ereignissen berichtet. Es ist die früheste überlieferte Behauptung der ewigen Jungfräulichkeit Mariens, d.h. ihrer Jungfräulichkeit nicht nur vor der Geburt Jesu, sondern auch während und nach dieser. Darüber hinaus verteidigt es Jesus gegen heidnische und jüdische Vorwürfe bezüglich seiner unehelichen Geburt. Es wurde zur ultimativen Quelle fast aller christlichen Lehren über Maria, obwohl es 405 offiziell von Papst Innozenz I. missbilligt und um 500 durch das Dekret von Gelasius abgelehnt wurde.

Das Evangelium des Jakobus

Das Evangelium des Jakobus.

Format: eBook

Das Evangelium des Jakobus.

ISBN eBook: 9783849659363

 

Auszug aus dem Text:

KAPITEL I.

1 Joachim, ein reicher Mann, 2 opfert dem Herrn, 3 wird von Ruben, dem Hohepriester, getadelt, weil er keinen Nachkommen in Israel gezeugt hat, 6 zieht sich in die Wüste zurück und fastet vierzig Tage und vierzig Nächte.

1 In der Geschichte der zwölf Stämme Israels lesen wir, dass es eine gewisse Person namens Joachim gab, die sehr reich war und dem Herrn unserem Gott doppelte1 Opfer darbrachte, nachdem er diesen Vorsatz gefasst hatte: Mein Reichtum soll zum Wohle des ganzen Volkes sein, auf dass ich beim Herrn Gnade finden möge für die Vergebung meiner Sünden.

2 Aber an einem gewissen Hochfest des Herrn, als die Kinder Israels und auch Joachim ihre Gaben darbrachten, stellte sich ihm der Hohepriester Ruben entgegen und sagte, es sei ihm nicht erlaubt, seine Gaben zu opfern, da er noch keinen Nachkommen in Israel gezeugt habe.

3 Da Joachim darüber sehr beunruhigt war, ging er fort, um die Geburtsregister der zwölf Stämme dahingehend zu durchsuchen, ob er der einzige war, der keinen Nachkommen gezeugt hatte.

4 Bei seinen Erkundigungen fand er heraus, dass alle Rechtschaffenen Nachkommen in Israel gezeugt hatten:

5 Dann erinnerte er sich an das Stammesoberhaupt Abraham, dem Gott am Ende seines Lebens seinen Sohn Isaak geschenkt hatte, und ward darüber so betrübt, dass er von seiner Frau nicht gesehen werden wollte.

6 Er zog sich in die Wüste zurück, schlug dort sein Zelt auf, fastete vierzig Tage und vierzig Nächte und sprach bei sich:

7 Ich will weder zum Essen noch zum Trinken hinabsteigen, bis der Herr, mein Gott, auf mich herabschaut. Meine Speise und mein Trank soll das Gebet sein. 2

 

KAPITEL II.

1 Anna, Joachims Frau, beklagt ihre Unfruchtbarkeit, 6 wird von Judith, ihrer Magd, dafür getadelt, 9 sitzt unter einem Lorbeerstrauch und betet zum Herrn.

1 In der Zwischenzeit war seine Frau Anna aus mehreren Gründen verzweifelt und ratlos und beschloss, sowohl ihren Witwenstand als auch ihre Unfruchtbarkeit zu beklagen.

2 Da nahte ein großes Fest des Herrn, und Judith, ihre Magd, sagte: Wie lange willst du deine Seele noch so quälen? Das Fest des Herrn ist endlich gekommen, und es ist unrechtmäßig, zu trauern.

3 So nimm nun diese Haube, die mir von jemandem gegeben wurde, der solche Dinge herstellt; es ist nicht angemessen, dass ich, der ich eine Dienerin bin, sie trage, wo sie doch so viel besser zu einer Person deines Standes passt.

4 Anna aber antwortete: Weiche von mir, ich bin solche Dinge nicht gewohnt; außerdem hat mich der Herr bereits genug gedemütigt.

5 Ich befürchte, dass dir ein übel gesonnener Mensch diese Haube gegeben hat, und du gekommen bist, um mich mit deiner Sünde zu beschmutzen.

6 Da antwortete Judith, ihre Magd: Was soll ich dir Böses wünschen, wenn du nicht auf mich hören willst?

7 Ich kann dir keinen größeren Fluch wünschen als den, unter dem du bereits stehst, nämlich, dass Gott deinen Schoß verschlossen hat und du in Israel keine Mutter mehr werden sollst.

8 Als sie dies hörte, war Anna überaus beunruhigt und ging im Hochzeitskleid gegen drei Uhr nachmittags in ihrem Garten spazieren.

9 Dort sah sie einen Lorbeerstrauch, setzte sich darunter, betete zum Herrn und sprach:

10 O Gott meiner Väter, segne mich und erhöre mein Gebet, wie du den Schoß Saras gesegnet und ihr einen Sohn, Isaak, geschenkt hast. 3

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