Erklärung der Psalmen

Erklärung der Psalmen – Athanasius der Große

Die Psalmenerklärung des Heiligen Athanasius umfaßt “nur” 146 Psalmen. Aber auch von diesen ist nicht alles erklärt, sondern es sind in einzelnen Psalmen ein oder mehrere Verse übergangen worden. Der vorliegenden deutschen Übersetzung ist der Montfauconische Text zu Grunde gelegt. Dass die hier vorliegende Psalmenerklärung im großen Ganzen wirklich den Heiligen Athanasius zum Verfasser hat, kann nach dem, was Montfaucon hierfür zum Beweis anführt, kaum bezweifelt werden. Theodoret, ein alexandrinisches Chronikon aus dem siebten Jahrhundert, und auch Papst Hadrian I, in einem Brief an Karl den Großen, führen einzelne Stellen als der Psalmenerklärung des Heiligen Athanasius entnommen an, die mit dem überlieferten Text übereinstimmen. Auch die Schreibweise und die Gedanken stimmen mit der sonstigen Schreibweise und den sonstigen Gedanken des Athanasius überein.

Erklärung der Psalmen

Erklärung der Psalmen.

Format: eBook/Taschenbuch

Erklärung der Psalmen

ISBN eBook: 9783849659806

ISBN Taschenbuch: 9783849668631

 

Auszug aus dem Text:

 

Ps 1.

Inhalt. 1

 Den Anfang der Prophetie bringt David Christo dar, der aus ihm geboren werden soll. Deßhalb preist er zuerst die selig, die auf ihn hoffen.

V.1. „Glückselig der Mann, der nicht im Rathe der Gottlosen wandelt.“ Man kann unter Rath der Gottlosen die Versammlung und die Zusammenkunft der Bösen verstehen, und weil es Schaden bringt, sich in die Versammlungen der Gottlosen zu begeben, so preist er den selig, der nicht im Mindesten mit ihnen den gleichen Weg geht. So hielt es Joseph von Arimathia, der den Leib des Herrn und Gottes begrub. Denn es ist von ihm gesagt, daß er in den Rathschluß der Verräter Jesu nicht einstimmte.2 „Und nicht sitzt auf dem Stuhle der  Pestilenz“ Mit dem Stuhle deutet er die Lehre an, wie er sagt: „Auf dem Stuhle des Moses.“’ 3 Der Stuhl der Pestilenz ist also die Lehre der Bösen.

V.2. „Tag und Nacht“ deutet auf die Unermüdlichkeit. Denn man darf nicht nachlässig das Gesetz des Herrn betrachten.

Dazu fügt Daniel Barbarus: Bei Tag betrachtet, wer in den Tugenden fortschreitet, bei Nacht aber, wer, wenn sich Stürme erheben, seine Seelenstärke unerschüttert bewahrt.

V.3. „Und er wird sein wie der Baum, der gepflanzt ist an den Wasserbächen.“ Als ein Baum des Bekenntnisses oder auch des Gleichnisses ist Christus in der von Gott eingegebenen Schrift hingestellt, wie geschrieben steht: „Ein Baum des Lebens ist sie Allen, die sie festhalten.“’ 4 Er sagt also, daß die, welche an Christus glauben, sein Leib sein werden; denn er wird den Leib unserer Erniedrigung umgestalten, damit er gleich: Gestalt annehme mit dem Leibe seiner Herrlichkeit. 5 Wasserbäche aber nennt er die göttlichen Schriften, in denen man überall die Predigt von Christus finden kann. „Der seine Frucht bringen wird zu seiner Zeit.“ Unter Frucht des Baumes wirst Du den Glauben verstehen, unter seinen Blättern die Erfüllung der Gebote. „Und seine Blätter werden nicht abfallen.“ werden nicht zur Erde fallen. „Und Alles, was er that, wird wohl von Statten gehen.“ Denn kein Werk, das in Gott geschieht, ist ohne Nutzen.

V.5. „Deßhalb werden die Gottlosen im Gerichte sich nicht erheben.“ Deßhalb nämlich, weil sie keine Wurzel haben, sondern weil sie Erdenstaub ähnlich sind, der vom Winde aufgeweht wird. Unter dem Winde wirst Du die Drohung Gottes verstehen, welche sagt: „Seht von mir, ihr Verfluchte, in das ewige Feuer!“ 6 Die diese  Stimme hören, werden mit Recht niederfallen. Denn sie stehen nicht in Christus, welcher die Stütze und das Fundament der Gläubigen ist. Denn er sagt „im Gerichte,“ nicht „in der Untersuchung.“ „In der Versammlung der Gerechten.“ sagt er. Denn er scheidet die Gerechten von den Sündern.

V.6. „Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten.“ „Erkennt“ steht für „er ehrt“, wie Gott zu Moses gesagt hat: „Ich kenne Dich vor Allen.“’ 7 statt: Ich ehre Dich, und Du hast Gnade vor mir gefunden.

 

Ps 2.

Ein Psalm Davids, bei den Hebräern ohne Überschrift.

Inhalt.

Nachdem er im ersten Psalme die Fürsten des jüdischen Volkes Gottlose, Sünder und Pest genannt hat, stellt er ferner in diesem ihre Thaten in solchen Namen dar, die ihnen entsprechen.

V.1. „Warum tobten die Heiden und sannen die Völker auf Eitles?“ Ein Toben ist der thierische Sinn. „Warum“ gehört zu Beidem, so daß auch zu denken ist: Warum sannen die Völker auf Eitles? Denn wie ist ihnen ihr Nachsinnen nicht zu etwas Eitlem geworben, da sie den Heiland ihres Geschlechtes nicht aufnahmen ?

V.2. „Und es versammelten sich die Fürsten an einem Orte.“Die schon angeführten Genossenschaften, die Schriftgelehrten, Pharisäer und Gesetzeskundigen. „Gegen den Herrn und seinen Gesalbten.“ Die Verfolgung gegen den Gesalbten trifft auch den Vater. Denn wenn der Vater im Sohne, und der Sohn im Vater, wie wäre die ihnen zugefügte Schmach nicht eine und dieselbe?

Beisatz des Daniel Barbarus: „Denn die zwei Präpositionen und die zwei Artikel führen auch zwei Personen ein, den Vater nämlich und den Sohn nach dem Ausspruch Christi: Wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat, und wer mich verachtet, verachtet Beide.“ 8

V.3. „Laßt uns ihre Bande zerreissen.“ Es fehlt „indem sie sagten“, so daß Dich der Sinn ist: Sie versammelten sich gegen den Herrn und seinen Gesalbten, indem sie sagten: Laßt uns ihre Bande zerreissen. Denn sie wollten nicht im heiligen Netze sein, von dem geschrieben steht: „Das Himmelreich ist einem Netze ähnlich.“ 9 „Und laßt uns ihr Joch von uns werfen.“ die Schwere des Gesetzes, von dem er gesagt hat: „Mein Joch ist süß, und meine Bürde leicht.“ 10

V.4. „Der im Himmel wohnt, wird über sie lachen.“ weil sie auf Thörichtes denken. Denn der, welcher von ihnen angenagelt und dem Tode überliefert wurde, ist im Himmel und umfängt Alles und zeigt dadurch, daß ihre Rathschläge eitel und thöricht seien, und sein Vater, der Herr aller Dinge, wird in verdienter Weise ihn rächen. „Und der Herr wird ihrer spotten.“ Denn er wird, will er sagen, sie verachten, sie hassen und verabscheuen.

V.5. „Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorne.“ „Dann.“ Wann anders, als da sie sagten: Laßt uns ihre Bande zerreissen? Was hat er im Zorne ge-  sprochen als: „Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer!“11 und: „Es wird das Reich von euch genommen werden“’ 12 und: „Wehe euch, ihr Gesetzeskundigen“?“13

V.6. „Ich bin von ihm als König eingesetzt worden auf Sion.“ Gleich als wäre das israelitische Volk verworfen, erzählt er ihnen von dem unter die Heiden dringenden Glauben. Sion bedeutet die Kirche.

V.8. „Und zu Deinem Eigenthume die Grenzen der Erde; Du wirst sie beherrschen, mit eisernem Scepter.“ d, h, mit dem Kreuze. Denn sein Stoff ist Holz, seine Kraft die des Eisens. Einige verstehen darunter die römische Herrschaft. Daniel Barbarus fügt bei: Der Töpfer zerbricht das Gefäß, das ihm aus den Händen fällt. Doch vernichtet er es nicht, sondern gestaltet es um, indem er keine andere Erde als die alte nimmt und nur Wasser beimischt, was auch Christus gethan hat.

V.10. „Und nun, Könige, verstehet.“ das heißt, erwäget, wendet euch zur Buße! „Lasset euch belehren, Alle, die ihr auf Erden richtet.“ Den Fortschritt stellt er durch: „Laßt euch belehren“ dar, die Vollendung aber durch: „Ergreifet die Zucht.“

Daniel Barbarus: „Vom rechten Wege.“ Die von diesem abirren, verlieren den rechten Weg.

V.12. „Ergreifet die Zucht,“ die des Evangeliums nämlich: „Und ihr abirrt vom rechten Wege“ dessen, der gesagt hat: „Ich bin der Weg.“ 14

 

Ps 3.

V. 1. Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Absalon floh 15

Inhalt.

So ist die vorstehende Überschrift des Psalmes gefaßt. Das sagt nämlich der Psalm, daß der Chor der Propheten von dem Volke der Juden verfolgt wird. David heißt nämlich übersetzt „der Ersehnte,“ was der Chor der Propheten ist. Wie also Absalon einen Aufstand gegen seinen eigenen Vater zu erregen suchte, nämlich gegen David, so erhoben sich auch die Juden gegen ihre Väter, die Propheten, indem sie die Befehle Gottes nicht beachteten, sondern sich ihnen widersetzten.

V.2. „Herr, wie haben sich gemehrt, die mich bedrängen?“ „Wie“ ist gebraucht für „sehr.“

V.3. „Er findet keine Rettung in seinem Gotte.“ Sein Gott, sagt er, wird ihn nicht erretten. Denn sie sahen nur auf seine Sünde, die er vollbracht hatte, und kannten seine Neue nicht. Daraus geht deutlich genug hervor, daß der Psalm von David handle. Denn „aufstehen“ 16 wird im eigentlichen Sinne von denen gesagt, die zuvor eine untergeordnete Stellung hatten, später aber Krieg anfingen.

V.4. „Du aber, o Herr, bist mein Schützer, mein Ruhm.“ Da bereits gesagt ist, daß der Psalm im Namen des Herrn spricht, so müssen wir sagen, daß auch  sein Haupt erhöht wird, welches Gott ist, wenn seine Gottheit den Gläubigen deutlich bewiesen wird.

V.5. „Mit meiner Stimme rief ich zum Herrn.“ Die Worte lehren, daß man in der Gefahr zu Niemand als zu Gott sich begeben soll.

Daniel Barbaras fügt bei: „Vom heiligen Berge das heißt vom Himmel.“’

V.6. „Ich legte mich zur Ruhe und schlief.“ Er spricht vom Schlafe des Geistes, durch den er in die Sünde fiel.

V.9 „Des Herrn in die Rettung.“ Rette mich, spricht er, o Herr! Ich bitte aber auch, daß Dieß auf das ganze Volk ausgedehnt werde, man muß wissen, daß der ganze Psalm sich auf die Menschheit bezieht, die gesündigt hat und eben deßhalb den geistigen Feinden überliefert worden ist, die in der Bcdrängniß ruft und von Gott erhört wird, die nämlich dadurch Rettung fand, daß er von den Todten auferstand und unsere Feinde, die Dämonen, schlug. Denn er ist der Herr, der die Kinnbacken der Löwen zerdrückte. 17 Sein ist oder von ihm kommt die Rettung.

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