Kleine Frauen, Band 1: Jugendträume (Deutsche Neuübersetzung)

Kleine Frauen, Band 1: Jugendträume
(Deutsche Neuübersetzung) – Louisa May Alcott

Kaum ein Buch wurde jemals mit besserer Absicht veröffentlicht als “Kleine Frauen.” Gerade weil es nicht “predigt”, hat es seinen Weg in die Herzen von Millionen von Lesern gefunden. Ehrliche, kleine Mädchen, die danach streben, gut zu sein und ihre Bürden fröhlich zu tragen, schätzen dieses Buch seit Generationen; es hat ihnen einen besseren Blick für die kleinen Dinge des Lebens gegeben, die so sehr für das wahre Glück zählen; aber die glänzendsten Juwelen in diesem Buch sind die Strahlen der Mutterliebe, die durch es hindurchleuchten. Die Mädchen der Familie March lieben ihre Mutter, machen sie zu ihrer Vertrauten und wenden sich bei jeder Prüfung ihres Lebens an sie; sie ist Gefährtin, Freundin und Lehrerin, und so manches Mädchen und so manche Mutter hat schon ihre Lehren aus den schönen Beispielen gezogen, die diese “Kleinen Frauen” ihnen gegeben haben. Louisa May Alcott hat viele bewegende Geschichten geschrieben, aber “Kleine Frauen” steht an erster Stelle – im Regal und in den Herzen ihrer Bewunderer. …

Kleine Frauen, Band 1: Jugendträume

Kleine Frauen, Band 1: Jugendträume.

Format: Taschenbuch/eBook.

Kleine Frauen, Band 1: Jugendträume
(Deutsche Neuübersetzung).

ISBN Taschenbuch: 9783849669393

ISBN eBook: 9783849653200

 

Auszug aus dem ersten Kapitel:

 

“Ohne Geschenke wird Weihnachten kein Weihnachten sein”, meckerte Jo und streckte sich auf dem Teppich aus.

“Es ist so schrecklich, arm zu sein!”, seufzte Meg und betrachtete ihr altes Kleid.

“Ich glaube nicht, dass es gerecht ist, wenn manche Mädchen viele schöne Dinge besitzen, und andere Mädchen überhaupt nichts”, fügte die kleine Amy leise schniefend hinzu.

“Wir haben Vater und Mutter und einander”, sagte Beth zufrieden aus ihrer Ecke.

Die vier jungen Gesichter, auf denen der Schein des Feuers leuchtete, erhellten sich durch diese aufmunternden Worte, verdunkelten sich aber sofort wieder, als Jo traurig sagte: “Wir haben Vater nicht und werden ihn noch lange nicht haben”. Sie sagte nicht “vielleicht nie mehr”, aber jeder fügte es schweigend hinzu und dachte an Vater, der weit weg war, wo die Kämpfe stattfanden.

Eine Minute lang sprach niemand; dann sagte Meg in verändertem Tonfall: “Du weißt, dass der Grund, warum Mutter vorgeschlagen hat, dieses Weihnachten keine Geschenke zu verteilen, darin lag, dass es ein harter Winter für alle werden wird; und sie denkt, dass wir kein Geld für unser Vergnügen ausgeben sollten, wenn die Männer in der Armee so leiden müssen. Wir können nicht viel daran ändern, aber wir können unsere kleinen Opfer bringen und sollten das gerne tun. Aber ich fürchte, das tue ich nicht.” Meg schüttelte den Kopf, als sie bedauernd an all die schönen Dinge dachte, die sie sich wünschte.

“Ich glaube nicht, dass das Wenige, was wir ausgeben würden, daran etwas änderte. Wir haben alle je einen Dollar, und die Armee könnte sich nicht viel davon kaufen, wenn wir ihr das Geld geben würden. Es ist in Ordnung, nichts von Mutter oder dir zu bekommen, aber ich möchte ‘Undine’ und ‘Sintran’ für mich selbst kaufen. Das wollte ich schon so lange”, sagte Jo, die ein Bücherwurm war.

“Ich wollte mein Geld in neue Musik investieren”, sagte Beth mit einem kleinen Seufzer, den außer der Herdplatte und dem Wasserkessel niemand hörte.

“Ich werde mir eine schöne Schachtel mit Zeichenstiften leisten; die brauche ich wirklich”, sagte Amy entschieden.

“Mutter hat nichts von unserem Geld gesagt, und sie wird nicht wollen, dass wir alles aufgeben. Lasst uns alle kaufen, was wir wollen, und ein wenig Spaß haben; ich bin sicher, wir arbeiten hart genug, um das verdient zu haben”, rief Jo und untersuchte vornehm die Absätze ihrer Schuhe.

“Ich ganz bestimmt –diese lästigen Kinder fast den ganzen Tag zu unterrichten, wo ich mich danach sehne, mich zu Hause amüsieren zu können”, begann Meg wieder in ihrem klagenden Ton.

“Du hast es nicht halb so schwer wie ich”, sagte Jo. “Wie wäre es, wenn du stundenlang bei einer gereizten, kleinlichen alten Dame wärst, die dich laufen lässt, nie zufrieden ist und dir solange auf die Nerven geht, bis du bereit bist, aus dem Fenster zu springen oder zu weinen?”

“Es ist unartig, sich so aufzuregen, aber ich denke, Geschirr zu spülen und Ordnung zu halten ist die schlimmste Arbeit der Welt. Sie regt mich auf und meine Hände werden so steif, dass ich überhaupt nicht mehr richtig üben kann.” Beth sah ihre rauen Hände an und stieß einen Seufzer aus, den dieses Mal jeder hören konnte.

“Ich glaube nicht, dass einer von euch so leidet wie ich”, schrie Amy, “denn ihr müsst nicht mit frechen Mädchen zur Schule gehen, die dich quälen, wenn du deinen Stoff nicht gelernt hast, über deine Kleider lachen und deinen Vater bemitleiden, weil er nicht reich ist – und dich auslachen, weil deine Nase nicht schön ist.”

“Wenn du ‘beleidigen’ meinst, würde ich das auch sagen, und nicht ‘bemitleiden’ sagen, als ob Papa das verdient hätte”, riet Jo und lachte.

“Ich weiß, was ich meine, und du brauchst nicht statirisch zu sein. Es ist richtig, gute Worte zu verwenden und sein Vokibular zu verbessern”, antwortete Amy würdevoll.

“Nicht aufeinander rumhacken, Kinder. Wünschst du dir nicht auch, wir hätten das Geld, das Papa verloren hat, als wir klein waren, Jo? Meine Güte! Wie glücklich und fein raus wären wir, wenn wir keine Sorgen hätten”, sagte Meg, die sich an bessere Zeiten erinnern konnte.

“Du sagtest neulich, dass du der Meinung bist, dass wir ein gutes Stück glücklicher dran wären als die Kinder der Kings, weil diese die ganze Zeit miteinander kämpfen und streiten, trotz ihres Geldes.”

“Das stimmt, Beth. Ich glaube, dass dem wirklich so ist. Denn obwohl wir arbeiten müssen, machen wir uns über uns selbst lustig und sind ein ziemlich vergnügtes Völkchen, wie Jo sagen würde.”

“Jo benutzt solche merkwürdigen Wörter!”, bemerkte Amy mit einem tadelnden Blick auf die lange Gestalt, die sich auf dem Teppich ausstreckte.

Jo setzte sich sofort auf, steckte ihre Hände in ihre Taschen und begann zu pfeifen.

“Nicht, Jo. Das ist so jungenhaft!”

“Deshalb mache ich es doch.”

“Ich hasse unverschämte Mädchen, die sich nicht wie eines benehmen!”

“Und ich hasse affektierte Hosenmätze, die etepetete sind!”

“Wenn man im selben Nest sitzt, beschmutzt man sich nicht gegenseitig”, flötete Beth, die Friedensstifterin, mit einem so lustigen Gesicht, dass beide schimpfenden Stimmen in ein Lachen übergingen und das “Aufeinanderrumhacken” erstmal beendet war.

“Wirklich, Mädchen, ihr seid beide schuld”, sagte Meg und begann in der Art einer älteren Schwester zu belehren. “Du bist alt genug, um auf kindische Tricks zu verzichten und dich besser zu benehmen, Josephine. Das war nicht so wichtig, als du ein kleines Mädchen warst, aber jetzt bist du so groß und steckst deine Haare hoch; du solltest dich daran erinnern, dass du eine junge Dame bist.”…..

 

 

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