Neuseeland

Neuseeland – Ferdinand Emmerich

Neuseeland war einer der Stationen auf Emmerichs Weltreisen. Seine Abenteuerromane waren zu Beginn der 20. Jahrhunderts sehr begehrt und sind heute noch lesenswert.

Neuseeland

Neuseeland.

Format: eBook

Neuseeland.

ISBN: 9783849652999

 

Auszug aus dem ersten Kapitel:

 

Mein Reiseziel war die große Doppelinsel Neuseeland. Während ich mich mit rasch gewonnenen Freunden in Valparaiso über die einzuschlagende Route unterhielt, tönte vom Hafen her ein merkwürdig heulender Sirenenton.

»Was mag denn das für einer sein?« fragte Oldehaver, der junge Bierbrauer aus Santiago. »Den Ton haben wir hier doch noch nie gehört. Der heult ja wie ein Kriegsdampfer.«

»Laß’ ihn heulen,« fiel ihm Köhler in die Rede. »Solange es kein Kosmosdampfer ist, der unseren Forscher nordwärts entführt, hat er kein Interesse für uns. – Prosit!«

»Merkwürdig, daß man keine einzige direkte Verbindung von hier nach Australien hat, wo doch die beiden Länder, Chile und Neuseeland, auf denselben Breitengraden liegen und beide einen regen Handelsverkehr haben.«

»Aber nicht miteinander,« antwortete der Agent der Kosmoslinie. Höchstens Kohlenschiffe wählen den direkten Weg. Wer, wie Sie, nach der anderen Leite des stillen Ozeans will – und das kommt nicht oft vor –, muß bis San Franzisko nach Norden hinauf und dann dieselben fünfundsechzig Breitengrade wieder zurückfahren, um Australien oder Neuseeland zu erreichen. Das ist noch ein wunder Punkt in unseren Verkehrsverhältnissen.«

»Ich würde ein Segelschiff nehmen,« fiel der Kapitän der ›Denderah‹ ein, die gerade im Hafen lag und ›heimwärts‹ bestimmt war. »Draußen liegt ein feiner Blankeneser Dreimaster, der nach Sidney will. Reden sie doch ein Wort mit dem Kapitän. Seegewohnte Passagiere nimmt er vielleicht mit.«

»Na, ich weiß doch nicht…« sagte der Agent, wurde aber in seiner Rede von einem jungen Hamburger unterbrochen, der atemlos in die Bierhalle stürzte und rief:

»Draußen liegt ein amerikanischer Vergnügungsdampfer! Alles machen uns die Yankees nach. Kaum haben unsere großen Reedereien damit angefangen, da kommt auch schon der Amerikaner und läßt auch solche Luxusdampfer laufen. Nur, daß es mit der Aufmachung ein wenig windig ist. – Ich war eben an Bord…«

»Wohin geht denn die Vergnügungsreise?« unterbrach ich den Wortschwall.

»Nach den Südsee-Inseln, Australien, was weiß ich!«

»Donnerwetter!« rief ich aufspringend. »Das wäre ja etwas für mich. An wen muß ich mich da wenden. Wie heißt der Agent?«

»Hm – glauben sie, daß Sie das aushalten? Vier bis fünf Wochen mit den Yankees beiderlei Geschlechts auf dem langweiligen Pazifik zu leben? – Übrigens fragen sie beim amerikanischen Konsul an. Da steht er gerade an der Bar und nimmt seinen Whisky mit Soda…«

Der junge Landsmann sprach noch weiter, als ich schon mit dem mir bezeichneten Herrn verhandelte.

»Mit dem ›Washington‹ wollen sie nach Australien?« fragte der Konsul, indem er mich mit kritischem Blicke musterte. »Das wird viel Geld kosten, denn wir müssen von Ausländern natürlich den Überfahrtspreis erheben, den unsere Dampfer von hier nach Frisko und weiter nach Auckland nehmen. – Es ist wegen der Konkurrenz. Die Vergnügungsdampfer dürfen unseren anderen Linien keine Passagiere wegnehmen. Fair play, you know

»Das begreife ich alles, bester Herr. Aber ich mache im Auftrage eines hervorragenden wissenschaftlichen Institutes der glorreichen Vereinigten Staaten eine Forschungsreise. Und da auch Engländer nach Neuseeland unterwegs sind, möchte ich denen den Rang ablaufen und Galveston die ersten Berichte sichern… Sie verstehen…«

»Aoh, wenn das so ist, dann wird der Kapitän mit sich reden lassen. – Sie haben doch Papiere von der Universität?«

»Hier sind sie, Herr Konsul!«

»Well! Kommen sie heute abend zu mir. Ich werde Ihnen Nachricht geben. – Hm, also Engländer wollen auch die Veränderungen im Gebiete des… wie nannten sie doch das Ding da? …« …..

 

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